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"Hans Wurst" am Hospitalplatz "Hans Wurst" am Hospitalplatz: "Matze" macht den Laden dicht

Von H.-Dieter Kunze 25.09.2014, 12:30
Matthias „Matze“ Jeschke dreht am Samstag zum letzten Mal den Zapfhahn im „Hans Wurst“ auf.
Matthias „Matze“ Jeschke dreht am Samstag zum letzten Mal den Zapfhahn im „Hans Wurst“ auf. Kunze Lizenz

Jessen - Die Jessener Gaststätten- und Imbisslandschaft hat vorerst eine Einrichtung weniger. Die Imbiss-Gaststätte „Hans Wurst“ am Hospitalplatz schließt am Samstagnachmittag ihre Tür für die Gäste. Der 55-Jährige, von den allermeisten Gästen nur „Matze“ genannt, verrät auch den Grund und lacht: „Ich kehre ins zivile Leben zurück. Schon ab Montag arbeite ich wieder in meinem gelernten Beruf als Instandhaltungsmechaniker.“ Zu Hause ist er in Melzwig bei Wartenburg.

Erste gastronomische Erfahrungen sammelte er und seine Lebenspartnerin Ute Hoppe in Kemberg. In der damaligen Berufsschule mit Lehrlingswohnheim betrieben sie eine Kantine und sicherten den Hausmeisterservice ab. Die Einrichtung wurde geschlossen, durch Zufall wurden sie auf das „Bistro Café“ im Jessener „Elster-Center“ aufmerksam. Es stand vorübergehend leer, sie stiegen 2007 als dritte Betreiber und Mieter dort ein und bewirtschafteten es zwei Jahre lang.

Neustart war schwer

Als sich der Niedergang des Centers abzeichnete, übernahmen sie den Imbiss „Hans Wurst“. Die Lokalität hatte einige Vorbetreiber, sie hielten alle nicht so sehr lange durch. Trotzdem mieteten „Matze und Ute“ es an und sagten sich: „Aus dem ,Hans Wurst’ lässt sich etwas machen! Man muss es nur wollen.“ Die kleine Lokalität gehört einem Automatenaufsteller aus Torgau.

Der Neustart war zwar schwer und ungewohnt. Aber im Schlepp hatten sie ja auch die Stammkundschaft aus dem „Bistro Café“ und es kam immer mehr Laufkundschaft hinzu. Denn Ute Hoppes Kochkünste hatten sich schnell herumgesprochen. Gulaschsuppe, Soljanka, Bauernfrühstück und Schnitzel in allen Variationen waren der Renner und sind es bis zum Schluss geblieben. Mit dem Unterschied, dass „Matze“ sie seit einem Jahr selbst zubereiten muss. Denn seine Partnerin verabschiedete sich; nicht von ihm, aber von der Gastronomie. Sie arbeitet jetzt fest angestellt in Wittenberg.

Das Stammpublikum im „Hans Wurst“ war bunt gemischt, beinahe alle Altersklassen vertreten. Der Älteste von ihnen ist 90 Jahre alt. Aber er fand eisern jede Woche einmal den Weg dorthin. Zum Quatschen mit „jüngeren Spunden“ so um die 80. Auch ein, zwei Gläschen in Ehren gehörten dazu. Das war aber kein Frühschoppen, sondern eine Info-Veranstaltung, wie sie immer wieder ausdrücklich betonten.

„Es war eine schöne Zeit“

Das Imbiss-Restaurant war auch ein beliebter Treffpunkt für bestimmte Interessengruppierungen. So trafen sich die Knobler regelmäßig jede Woche und ließen die Würfel klappern. Die „Eisern-Union-Fans“ fühlten sich gut bewirtet und am Montag traf sich der MTV-Club. Wobei es sich nicht die Abkürzung dieses Fernsehkanals handelt. Mehr Wert wurde vielmehr allgemein auf TV gelegt.

Apropos Fernsehen. An den Fußball-Bundesliga-Spieltagen kamen besonders viele Fans, um sich die Begegnungen über „Sky“ anzuschauen. Mit „Matze“ geht auch eine Kneipenlegende – und ein Mann mit einem recht lockeren Mundwerk und stets lockeren Sprüchen. Zurück bleiben nun heimatlos gewordene Stammkunden. „Das tut mir schrecklich leid und es war eine schöne Zeit hier. Aber sie müssen sich nun ein neues zweites Zuhause suchen.

Ich muss auch endlich mal wieder an meine Familie und mich denken“, sagt er, und lässt sein unnachahmliches Lachen ertönen. Denn die letzte Elbefähre in Elster hat er ganz selten erwischt. So blieb immer wieder nur der Weg über Wittenberg in den mehr oder weniger frühen Morgenstunden. (mz)