Gymnasium Jessen Gymnasium Jessen: 66 Abiturienten beenden erfolgreich ihre Schulkarriere

Jessen - Das letzte Mal „dienstlich die Schule betreten“ haben am Sonnabendvormittag die 66 erfolgreichen Abiturienten des Jessener Gymnasiums zum feierlichen Empfang ihrer Zeugnisse. Was heißt betreten? Langsamen Schrittes hineindefiliert sind die Schulabgänger ins Forum ihrer Bildungseinrichtung.
Das sie wohl sieben Jahre lang mehrmals täglich durchschritten oder durcheilten auf dem Weg von einem der Y-Flügel zum anderen. Oder darin während der Pausen verschnauften oder in ihre Hefter schauten. Dieses Mal allesamt im schicken Kleid oder im dunklen Anzug mit Fliege oder Krawatte. Dem einen oder anderen ist anzusehen, dass er sich als Anzugträger noch nicht so sehr wohlfühlt. Doch der eine oder andere wird sich womöglich in den nächsten Jahren daran gewöhnen müssen.
Besonderer Jahrgang
Die Schulzeit ist für sie alle nun passé. Das Lernen mitnichten. Denn für die meisten geht es nun sicher an die Universitäten und Hochschulen. Andere lernen vielleicht erst einmal einen Beruf. Wie dieses Verhältnis an jenem Tag aussieht, merkte Schulleiterin Monika Kaufhold nicht an. Wohl aber durften die Nicht-mehr-Schüler von ihr hören, dass sie ein ganz besonderer Jahrgang waren. Das Besondere beginnt mit den drei Zwillingspaaren, die das Gymnasium gleichzeitig besuchten. „Das hatten wir vorher noch nie.“ Und als Besonders stellt die Schulleiterin auch die Leistungen heraus, deren beste besonders gewürdigt werden.
Als beste Abiturientin erhielt Luisa Kaufmann den Förderpreis des Schulfördervereins. Vereinsvorsitzender Herbert Kleine hob in seiner kurzen Laudatio nicht nur den Notendurchschnitt von 1,2 hervor - „Sie hat in allen Prüfungen 13 oder 14 Punkte erreicht“ -, sondern würdigte auch ihren Fleiß und ihr Engagement, mit dem sie Mitschüler vertrat und unterstützte und sich dadurch Wertschätzung und Respekt erwarb. Außerdem ist sie begeisterte Floorball-Spielerin (Unihockey) „und berichtete über ihre populäre Sportart in der örtlichen Presse“. Der Preis ist, wie Schulleiterin Monika Kaufhold später ergänzte, mit 250 Euro dotiert.
Grund zur Freude hegt Schulleiterin Monika Kaufhold bei weiteren herausragenden Abiturergebnissen. Lisa Rügner und Paul Trompke bestanden mit einem Durchschnitt von 1,4 als Zweitbeste das diesjährige Abitur. Insgesamt erreichten elf Abiturienten einen Durchschnitt von unter 2,0 und weitere fünf genau diesen Durchschnitt.
Elfmal wurde in den Prüfungen der Maximalwert von 15 erreicht, lobte die Schulleiterin und nannte die Namen, die für diese Leistungen stehen: Julia Richter im Leistungskurs (LK) Englisch; Johanna Bernhardt, Französisch; Paul Trompke, Geografie, dazu 14 Punkte im LK Englisch; Lisa Rügner, Wirtschaftslehre, dazu 14 in Biologie; Justin Krampe, Geografie, dazu 14 in Chemie; Lena Riedel, Geografie; Philipp Meyer, evangelische Religion; Anja Lehmann und Pia Kilian, Wirtschaftslehre; sowie Florian Rothe, Ethik. Weitere acht Mal erreichten die Prüflinge 14 Punkte und 19 Mal 13 Punkte, was immer noch der Note Eins entspricht, wie Monika Kaufhold an anderer Stelle erläuterte.
Etliche der Schulabgänger durften sich ins Ehrenbuch der Schule eintragen. Als Erste die Schülersprecher Sophie Kliem und Alexander Winkler für ihre Arbeit im Schülerrat und insbesondere für ihren Anteil im Projekt „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“. Auch die elf Abiturienten mit 15 Prüfungspunkten verewigten sich in dem Ehrenbuch. Mit einer Einschränkung: Lisa Rügner ist seit 1. Juli bei der Bundeswehr und hat zur Zeugnisausgabe nicht frei bekommen. „Wir haben versucht, sie frei zu bekommen, es war aber nicht möglich“, berichtete die Schulleiterin und bekannte, darüber schon traurig zu sein. Als die zehn, die die Maximalpunktezahl erreichten nach vorne kamen, wurde es eng auf der Bühne. „Bei der Planung der Bühne hat man nicht mit so vielen guten Schülern gerechnet“, kommentierte dies die Schulleiterin.
Zwar hat sie ihre Schützlinge erst mit der fünften Klasse übernommen. Dennoch ist dieser Tag für Monika Kaufhold ein Anlass, die gesamte Schulzeit der inzwischen 18-/19-jährigen jungen Frauen und Männer noch einmal Revue passieren zu lassen. Die wesentlichen Etappen dabei stellt sie heraus, würdigt das Engagement ihrer Kollegen - besonders aber auch die Rolle der Eltern.
Sie haben in aller Regel vieles auf sich genommen, um ihren Kindern den Weg zur höchsten Bildungseinrichtung des Kreises zu ebnen. „Sie alle haben alle Anstrengungen unternommen, um ihnen eine angenehme Schulzeit zu ermöglichen, ihnen Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln, aber auch Menschlichkeit und Toleranz nahezubringen.“ Monika Kaufhold sprach von Höhen und Tiefen, die die Jugendlichen auf dem Weg zum Abitur überwanden. „Sie liebe Abiturienten, wie sie heute hier sitzen, können sich gratulieren und feiern lassen, denn sie haben einen wichtigen Abschnitt auf dem Weg ihres Lebens erfolgreich gemeistert.“
Mit dem Abiturzeugnis, das ihnen an diesem Tag überreicht wird, können die Schulabgänger sich nicht nur in Deutschland, sondern weltweit bewerben, machte die Schulleiterin noch einmal klar. Alle weiteren Bildungswege stehen ihnen damit offen: Universitäten und Hochschulen, duale Studiengänge oder die Berufsausbildung. „Sie haben die Jahre ihres Lebens, in denen der Mensch gut und am leichtesten lernen kann, genutzt.“
Abends Abiball
Glückliche und gelöste Gesichter verlassen schließlich das Forum, beklatscht von ihren Eltern und Verwandten. Draußen, in der Hochsommerhitze, ist die Zeit der Sakkos vorbei, klicken die Fotoapparate und die Handykameras. Fotografische Erinnerungen mit den besten Schulfreunden, den beliebtesten Lehrern. Und auch die Eltern wollen diesen Tag natürlich auch bildlich unvergesslich machen.
Immerhin, wie Monika Kaufhold sagte, verlassen die Kinder offiziell nun das Elternhaus. Sitzen nur noch am Wochenende auf ihrem Stammplatz am Familientisch. Das ist allemal Grund, am Abend in der Jessener Mehrzweckhalle ausgelassen zu feiern. Unter dem Motto „Trabitour 15 - Zwölf Jahre darauf gewartet“. Hier ehren die Schüler Leute, die ihnen am Herzen liegen. Unter anderem Vertrauenslehrer Udo Sommer.


