Glücksburger Heide Glücksburger Heide: Warum wurde illegale Techno-Party nicht aufgelöst?

Seyda - Die Polizei spricht von 200 bis 230 Anhängern der Techno-Musik, die sich am vergangenen Wochenende in der Glücksburger Heide nahe Seyda zu einer illegalen Veranstaltung eingefunden hatten. Die wummernden Bässe aus den Lautsprechern waren in Seyda und zahlreichen umliegenden Dörfern bis zum Sonntagmorgen zu hören. Ohrenzeugen berichten, dass sie erst am Sonntag gegen 8 Uhr verstummt seien.
Anwohner, die sich durch die laute Musik aus der Heide gestört fühlten, hatten seit Freitag beobachtet, dass sich ungewöhnlich viele fremde Fahrzeuge in Richtung Glücksburger Heide bewegten. „Aber wir als Polizei sind erst am Sonnabend um 16.30 Uhr zum ersten Mal verständigt worden“, stellt Wittenbergs Revierleiter Marcus Benedix am Montag auf Nachfrage der MZ klar. „Wir waren vor Ort“, erklärt er weiter, „schon, weil zunächst die Vermutung bestand, es handele sich um eine rechtsextreme Musikveranstaltung.“ Das habe sich den Polizeibeamten dann nicht bestätigt. „Allerdings“, so schränkt Wittenbergs Polizeichef ein, „es ist uns nicht gelungen, unter den Teilnehmern einen Verantwortlichen oder Veranstalter herauszufiltern.“ Nach seiner Kenntnis seien zwei Veranstaltungsbühnen aufgebaut gewesen.
In Absprache mit der Ordnungsbehörde der Kreisverwaltung habe die Polizei darauf verzichtet, die Veranstaltung aufzulösen. „Wir haben hier die Verhältnismäßigkeit der Mittel abgewogen“, so Benedix. Da zahlreiche der Veranstaltungsbesucher stark alkoholisiert waren, hätten sie zumindest mit eigenem Fahrzeug das Gelände sowieso nicht verlassen können, meint der Wittenberger.
Nicht genug Beamte im Einsatz
Ordnungsrechtlich zuständig ist nun die Kreisverwaltung. Deren Sprecher Ronald Gauert bestätigte die Informationen insoweit. Dass die Veranstaltung nicht aufgelöst wurde, habe auch damit zusammengehangen, dass die Polizei nicht kurzfristig so viele Beamte hätte zusammenziehen können. Es sei allerdings die Konsequenz gezogen worden, dass man sich dies nicht noch einmal gefallen lassen wolle, so Gauert. Beim nächsten Mal werde die Polizei mit einem größeren Personalaufwand einschreiten, sei vereinbart worden. Verantwortlich im Fall derartiger Ordnungswidrigkeiten ist der Kreis, der zur Durchsetzung von Maßnahmen mit der Polizei zusammenarbeitet.
Anhand der Autokennzeichen, das war noch vom Leiter des Wittenberger Polizeireviers, Marcus Benedix, zu erfahren, wurde deutlich, dass die Teilnehmer der Veranstaltung teilweise von weither aus dem Bundesgebiet anreisten. Solche Events, so die Erfahrung würden laut Benedix „relativ konspirativ organisiert“. Die Weitergabe solcher Termine vollziehe sich in der Regel über geschlossene Gruppen in sozialen Netzwerken. Da werde oft nur Datum und Ort genannt und dann reisen die Teilnehmer flashmobartig an.
Außer der Geräuschbelästigung führen Anwohner das Argument ins Feld, dass die Marcolinischen Wiesen in der Heide unter Schutz stehen. Und schon deshalb derartige Veranstaltungen dort nicht stattfinden dürften. Auch in dieser Hinsicht verweisen Polizei und Kreis auf die Abwägung der Mittel. (mz/ka)