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Geschichte in Mark Zwuschen Geschichte in Mark Zwuschen: Friedliche Invasion

Von H.-Dieter Kunze 11.05.2016, 06:35
Der Konvoi der Militärfahrzeuge stoppte auch an der Kapelle Mark Zwuschen.
Der Konvoi der Militärfahrzeuge stoppte auch an der Kapelle Mark Zwuschen. Kunze

Mark Zwuschen - Eine friedliche Invasion von 35 überwiegend militärischen Kfz-Veteranen aus vielen Teilen Deutschlands erlebte Mark Zwuschen. Die Fahrzeuge waren in Altes Lager gestartet, ihre Besatzungen nahmen an der Garnisonsschau des Geschichtsvereins Sankt Barbara Jüterbog teil. „Wir fahren nicht nur spazieren. Vielmehr soll bei diesen Exkursionen auch Historie vermittelt werden“, erläuterte Kolonnenführer Sven Kreher aus Jüterbog.

Die erste Station war das Gelände des ehemaligen Militärflugplatzes nördlich von Mark Zwuschen. Heidevereinsmitglied Reinhard Schüler aus Steinsdorf hatte sich gut auf seinen Vortrag vorbereitet und brillierte mit fundiertem Fachwissen. Er ist Hobbyforscher in Sachen Flugzeugabstürze verschiedener Armeen, von der Deutschen Luftwaffe über Alliierte Bomber und Jagdflugzeuge bis zur Sowjetarmee und den Luftstreitkräften der DDR-Volksarmee. Mehr als 100 Absturzstellen im Raum Torgau, Wittenberg, Jessen bis Jüterbog hat er bisher erfasst. „Längst nicht alle“, weiß er, will dranbleiben und ist dankbar für Hinweise.

Als Ausweichplatz

Der Flugplatz Mark Zwuschen erlangte keine allzu große militärische Bedeutung, vielmehr diente er wegen zunehmender Bombardierungen der Jüterboger Flugplätze Altes Lager und Damm als Ausweichplatz. Er verfügte über zwei Start- und Landebahnen, von denen so gut wie nichts mehr zu sehen ist. Reinhard Schüler hatte bei seinen Recherchen herausgefunden, dass hier vor allem Jagdflugzeuge stationiert waren, darunter Me 109. Sie hatten gegen Bomberpulks der Alliierten, die das Gebiet beim Anflug auf Berlin passierten, kaum eine Chance. Sie wurden aus „Fliegenden Festungen“ beschossen und stürzten ab. Das Gebiet um Mark Zwuschen sei noch voller Rätsel, einige Absturzstellen seien zwar bekannt, aber längst nicht alle. Die wohl bekannteste ist die von Max Miller bei Glücksburg. Hier wurden bei einer Grabung zahlreiche Wrackteile, sterbliche Überreste und sogar die Erkennungsmarke des 21-jährigen Unteroffiziers aus Tegernsee gefunden, der am 15. April 1945 abstürzte. Der Heimatverein „Glücksburger Heide“ ehrte den Piloten mit einer Gedenktafel am Absturzort. Sie erinnert auch an die Leiden, die jeder Krieg mit sich bringt.

„Zeitzeugen gibt es altersbedingt immer weniger“, sagte Reinhard Schüler. Einige wenige waren die „Lausbuben“ von damals, meinte er scherzhaft. Einer von ihnen ist Erwin Schulze, jahrzehntelang Gastwirt vom „Lindeneck“ in Morxdorf. Die Männer waren an der Front oder gefallen, die Jungs streiften in der Gegend herum und beobachteten auch immer aufmerksam den Himmel. „Die Bomberpulks Richtung Berlin flogen immer tiefer“, erinnert er sich. Er sah eine Me 109 aus Mark Zwuschen aufsteigen, sie wurde von Bordschützen der Bomber abgeschossen. Trotzdem gelang es vereinzelt, Alliierte Großflugzeuge abzuschießen. So ging eine britische „Halifax“ bei Mark Zwuschen, nahe der Stelle, wo jetzt die Kapelle steht, zu Boden. „Wir sahen, wie die toten Besatzungsmitglieder von Einheimischen geborgen, in Wellpappe eingewickelt und in einem Massengrab beerdigt wurden“, erinnert sich Erwin Schulze. Nach dem Kriegsende wäre etwa im August 1945 ein Spezialkommando der Alliierten angerückt und hätte die sterblichen Überreste exhumiert und mitgenommen.

Kolonnenführer Sven Kreher ließ schließlich die Trillerpfeife schallen und sagte kurz und knapp: „Aufsitzen!“ Der Konvoi setze sich in Bewegung, der nächste Stopp war nicht weit entfernt, die Kapelle Mark Zwuschen. Heiko Meißner, Vorsitzender des Vereins „Kapelle Mark Zwuschen“, erläuterte die Entstehungsgeschichte des kleinen, kreisrunden Gotteshauses und dass es ausschließlich mit Spenden, Sponsorengeldern und tatkräftiger Unterstützung beim Bau errichtet wurde.

Erbsensuppe am Heiderand

Die nächste Station war die Schutzhütte „Buchhorst“ am Rande der Glücksburger Heide. „Hannos Futterkiste“ aus Kloster Zinna war da bereits angerückt, hatte die Gulaschkanone vorgeheizt und verabreichte deftige Erbsensuppe.

Letzte Station auf der Historien-Exkursion von „Sankt Barbara“ war das Heidemuseum Arnsdorf. Vereinsvorsitzender Erhard Fritzsche sowie Ursula und Hartmut Nachtigall führten die Besucher durch die Ausstellungsräume und den Außenbereich. (mz)