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Garnisonschau in Altes Lager Garnisonschau in Altes Lager: Technische Raritäten

Von H.-Dieter Kunze 13.05.2016, 08:32
Raphael Lindner am Steuer seines Krankentransporters „LUAZ“.
Raphael Lindner am Steuer seines Krankentransporters „LUAZ“. Kunze

Altes Lager - Motoren dröhnten, Ketten schepperten, historische Fahrzeuge pflügten den sandigen Übungsparcours immer und immer wieder um. Staubwolken lagen über dem Areal, Abgasschwaden PS-strotzender Motoren waberten durch die Luft und färbten sie blau. Dieses Flair gehört einfach zur traditionellen Garnisonschau des Geschichtsvereins Sankt Barbara Jüterbog. Genauso so wie die Scharen von Besuchern, die Technik-Freaks, Military-Händler und das Camp im märkischen Sand und dem Kiefernwald auf dem Vereinsgelände um die Barbara-Halle in Altes Lager.

Kein Weg ist den Akteuren und Gästen zu weit, das Treffen hat sich einen sehr guten Ruf in weiten Teilen Deutschlands und den Nachbarländern erobert. Es geht nicht um die Glorifizierung von Krieg und Gewalt. Das betonen die Veranstalter immer wieder. Wer sich nicht an die „Spielregeln“ hält oder verfassungsfeindliche Symbole präsentiert, wird ohne Diskussion des Platzes verwiesen.

Für die Enthusiasten überwiegend historischer Militärtechnik ist St. Barbara ein Muss. Man trifft alte Bekannte und Freunde, kommt ins Gespräch und fachsimpelt. Für viele ist die Himmelfahrtswoche einfach eine feste Größe in der Urlaubsplanung. Beispielsweise für die Freunde der S.F.O.R.-Truppe aus der Region Annaburg und die IFA-Freunde aus Jessen.

S.F.O.R. steht dabei für „Special Forces of Roedler“. Namensgeber Toni Roedler ist Military-Fan mit Leib und Seele. Er brachte unter anderem eine Haubitze mit dem Fahrgestell eines Kettenpanzers T 55 auf einem Tieflader am Haken eines schweres tschechischen Lkw Tatra 815 mit.

Ein originelles Fahrzeug gehört Raphael Lindner aus Annaburg. Es ist ein sehr flach gehaltenes, offenes Auto zur Bergung von Verwundeten. Zwei Tragen haben darauf Platz, dazwischen sitzt oder liegt der Fahrer. Der „LUAZ“ ist auf einem Fahrgestell des ehemaligen Kleinwagens „Saporoshez“ einschließlich Motor aufgebaut, hat aber Allradantrieb und ist schwimmfähig.

Bereits am Montag vor der Garnisonschau rollte die S.F.O.R-Truppe mit rund 20 Fahrzeugen an. „Das hier ist unser Jahresurlaub“, sagte Christian Burkhardt, stellvertretender Vereinsvorsitzender. Das Camp unter Kiefern war großzügig eingerichtet. Ein Schlafcontainer gehörte ebenso dazu wie die „Gulaschkanone“ und ein Küchenzelt. Gespeist wurde unter freiem Himmel, ein favorisiertes Gericht war Grützwurst mit Kartoffeln und Sauerkraut.

Dicht gedrängt freuten sich dann am Samstag Hunderte Besucher auf die große Parade an der Barbara-Halle. Zwei Mal war sie zu sehen. Leger, mit hoher Sachkenntnis und wie immer ohne Manuskript moderierte Wolfram Arndt von einem Treibstofftank aus und erläuterte Details und Herkunft der Militärtechnik. Mit von der Partie waren unter anderem Regulierfahrer auf Krädern der ehemaligen NVA, Seitenwagengespanne mit MG aus dem Zweiten Weltkrieg, Krankentransporter und reichlich russische Technik.

Als Prunkstück darf man wohl den deutschen Jagdpanzer vom Typ „Hetzer“ aus den 1940er Kriegsjahren bezeichnen, rund 20 000 Mal gebaut. Er ist das Lebenswerk des Jüterboger St. Barbara-Mitglieds Mario Scheunemann. Rund 15 Jahre opferte er sehr viel Freizeit und noch mehr Geld, bis das Kettenfahrzeug fahrbereit war. Aufgebaut aus Schrottteilen, die er in vielen europäischen Ländern aufspürte. Das Wrack, total zerschossen, in Deutschland, die Ketten in Frankreich und die Laufrollen in Polen. Das Geschützrohr fand er in Halbe, es diente als Wäscheständer. Wolfram Arndt meinte zu den Zuschauern: „Wenn der schwere Motor in Gang gesetzt wird ist es so, als würden 20 Mittelklasse-Wagen zugleich starten.“ (mz)

Eine Krad-Staffel der ehemaligen Wehrmacht paradierte an den Zuschauern vorbei.
Eine Krad-Staffel der ehemaligen Wehrmacht paradierte an den Zuschauern vorbei.
Kunze
Ein Generalleutnant der NVA, Volkspolizisten und amerikanische G.I. kamen vom Militärhistorischen Verein Dessau.
Ein Generalleutnant der NVA, Volkspolizisten und amerikanische G.I. kamen vom Militärhistorischen Verein Dessau.
Kunze
Mario Scheunemann machte seinen „Hetzer“-Panzer in 15 Jahren Arbeit fahrbereit.
Mario Scheunemann machte seinen „Hetzer“-Panzer in 15 Jahren Arbeit fahrbereit.
Kunze