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Fünf Minuten Stille Fünf Minuten Stille: Arbeit in Stanztechnik ruhte

Von Karl-Heinz Klarner 13.09.2001, 17:59

Jessen/MZ. - Donnerstagmorgen: Die Pausensirene, die um 8.45 Uhr bereits ertönte, schlägt um 10 Uhr nochmals an. Das monotone Schlagen der großen Stanzen in Halle I verstummt. Nur das Brummen der Lüftungsventilatoren ist noch zu hören. Frauen und Männer legen Werkzeuge und Teile aus der Hand. Die Köpfe werden gesenkt. Rund 140 Beschäftigte der Stanztechnik in Jessen schließen sich der Schweigeminute für die Opfer der Terroranschläge in den USA an.

"Ich war einfach sprachlos und völlig von der Rolle. Was ich nie für möglich gehalten habe, ist doch passiert. Allein bei den schrecklichen Bildern fehlen mir die Worte", versucht Stanztechniker Frank Schneider zu beschreiben, welchen tiefgreifenden Eindruck der perfide Anschlag auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington bei ihm hinterlassen hat.

Auch seine Kollegin empfindet Wut und Trauer angesichts der schrecklichen Bilder aus den Staaten. "Vor allem, dass so viele unschuldige Menschen ihr Leben lassen mussten, ist für mich vollkommen unverständlich. Ich finde es deshalb auch gut, dass wir mit der Gedenkminute unser Mitgefühl gegenüber den Opfern und deren Angehörigen ausdrücken", sagt Angelika Thor.

Für Prokurist Joachim Virgens stand außer Frage, dem Aufruf von Politikern und Gewerkschaften zu folgen. In der morgendlichen Dienstberatung hatte es auch keinerlei Diskussionen gegeben. "Das sind wir den Leuten einfach schuldig", argumentiert Joachim Virgens und zeigt sich auch selbst tief betroffen. "Seit vorgestern habe ich einen ganz anderen Blickwinkel auf Krieg und Gewalt", sagt der Prokurist.

Offen scheint gegenwärtig, welche wirtschaftlichen Folgen der Terroranschlag nach sich zieht. Allerdings blickt man im Jessener Unternehmen, das zur Roos-&-Kübler-Gruppe gehört, optimistisch in die Zukunft. "Wir sind Zulieferer für die Automobil- und Elektroindustrie und exportieren nicht in die Staaten", sagt Virgens. Dagegen blickt Rainer Nann, Chef der Unternehmensgruppe Roos & Kübler, "mit großer Sorge" auf die Geschehnisse, ohne jedoch in Panik zu verfallen. "Wir sind letztendlich abhängig von unseren Kunden und müssen die Entwicklung abwarten", sagt der Unternehmer. So wie in Jessen haben die rund 260 Beschäftigten an den drei anderen Standorten auch um zehn Uhr die Arbeit unterbrochen.