Förderkreis Sumy-Hilfe Förderkreis Sumy-Hilfe: Stadt spart an Behinderten

Seyda - Jede Spendentour nach Sumy in der Nordost-Ukraine ist ein Abenteuer. Das trifft uneingeschränkt für alle inzwischen 27 Jahre zu. Solange, das heißt von Anfang an, nehme ich schon an diesen regelmäßigen Unternehmungen des in der hiesigen Region nicht zuletzt wegen seines einstigen Ausgangsortes, dem Seydaer Diest-Hof, bestens bekannten Förderkreises Sumy-Hilfe teil. Auch, wenn sich die Akzente der Abenteuerlichkeit im Laufe der Zeit, mitunter von Jahr zu Jahr, verschieben.
Nicht nur, dass schon allein die jeweils zweitägige Hin- und Rückfahrt in die etwa 400 000 Einwohner zählende Bezirksstadt Sumy - rund 1900 Kilometer pro Strecke - Herausforderungen darstellen.
Immer wieder sind es vor allem die Modalitäten der Zollabfertigung - bis Dezember 2007, dem Beitritt Polens zum Schengenraum, gab es zwei Grenzkontrollen, seither nur noch eine bei der Einreise in die Ukraine - die für Erstaunen und meist auch für Verzögerungen sorgen. Doch auch in Sumy selbst halten das Leben und speziell die Bedingungen, unter denen sich der Elternverein geistig behinderter Kinder „Felicitas“ engagiert, mit dem der deutsche Förderkreis partnerschaftlich kooperiert, ab und an Überraschungen bereit.
Und die sind keineswegs überwiegend positiv. Auch die neun Teilnehmer der jüngsten Spendentour mit vier Kleinbussen vom 12. bis 18. Mai wissen davon ein Lied zu singen.
Nette Zollbeamtin
Doch das Erfreuliche zuerst: Die Straßen präsentierten sich in einem überwiegend guten Zustand. Und das Zollprozedere bei der Einreise in die Ukraine lag diesmal in den Händen einer sehr entgegenkommenden Beamtin. Nach einem leichten Seufzer, als sie die umfänglichen Lade- und sonstigen Papiere der vier Fahrzeuge vor sich aufgestapelt hatte, atmete sie tief durch und überraschte mit der Maßgabe, wir sollten ihr eine Stunde Zeit einräumen, dann könnten wir die Zolldokumente, die sie ausstellen musste, abholen.
Und sie hielt Wort. Nach einer Stunde hatte sie nicht nur alle Papiere geschrieben, sondern auch schon die nötigen Stempel eingesammelt. So konnten die vier für den Förderkreis Sumy-Hilfe angeheuerten Kleinbusse, einschließlich der Standzeit in der Warteschlange, nach (nur) drei Stunden in die Ukraine hineinrollen.
Der kleine Konvoi bestand diesmal aus je einem Fahrzeug der Wichern Wohnstätten und Soziale Dienste gGmbH Frankfurt/Oder, von Baumkletterer Heiko Mehnert aus Ponnsdorf, Malermeister Gaston Mätzke aus Friedersdorf (beides unweit von Doberlug-Kirchhain) sowie vom Kirchenkreis Wittenberg. Heiko Mehnert und Gaston Mätzke waren auch als Fahrer mit von der Partie. Ebenso Günter Dornemann aus Frankfurt/Oder, Falko Scholz aus Ueckermünde, Ralf Kummer aus Hohenleipisch, Olaf Wildau aus Finsterwalde, Sabine Hoffmann aus Elster sowie der Autor dieses Beitrags.
Außerdem gehörte Peter Hammitsch aus Frankena (bei Doberlug) zur Besatzung. Als Ladung waren die Kleinbusse wie immer überwiegend mit Rehabilitationsmitteln und Verbrauchsmaterialien für Familien mit geistig behinderten Kindern und für entsprechende Einrichtungen in Sumy bestückt. Dazu zählen das Förderzentrum des Elternvereins „Felicitas“ und der integrativ arbeitende stattliche Kindergarten 34 mit angeschlossener Grundschule, dem sich vor allem die Mitarbeiter der Wichern gGmbH Frankfurt/Oder verbunden fühlen.
Noch schneller als die Formalitäten an der ukrainischen Grenze (besagte drei Stunden bei der Ein- und zwei bei der Ausreise) waren jene im Zollamt Sumy erledigt. 40 Minuten brauchte Sergej Saposchnikov, langjähriger Geschäftsführer von „Felicitas“, dafür. Und das Ausladen der Spendenfracht, zu der auch Textilien und Schuhe, gestiftet von der Bevölkerung aus dem Jessener Land und dessen Umgebung, gehörten (Danke!), durfte sogar ohne Zollaufsicht erfolgen.
Schmerzliche Finanzlücke
Weniger erfreulich für das gemeinsame Engagement des Elternvereins „Felicitas“ und des deutschen Förderkreises verlief die jüngste Sitzung der Finanzkommission des Sumyer Stadtrats. In der Tagung, die stattfand, als sich die Förderkreis-Delegation in Sumy aufhielt, wurde die Entscheidung über eine wichtige Zuwendung für die Personalkosten der Pädagogen von „Felicitas“-Förderzentrum und angeschlossener neuer Mini-Werkstatt abermals vertagt. Seit Februar geht das so.
Tanja Uschkal, Leiterin der Behindertenschule, wurde nun auf Juli vertröstet: „Dann endlich, so sagte man mir zu, werde beschlossen, mit welcher Summe wir für den Rest des Jahres rechnen dürfen.“
Bislang trägt die Stadt lediglich die Gehälter für sieben von 13 Schulangestellten und gibt nichts für die neu geplanten Stellen einer Logopädin und dreier Werkstatt-Mitarbeiter. Diese Finanzlücke soweit zu schließen, dass zumindest die Arbeitsfähigkeit erhalten bleibt, hat bis auf weiteres der deutsche Förderkreis übernommen. Er sieht sich damit auf Dauer aber überfordert. Geldspenden sind daher jetzt besonders willkommen.
Das Konto der Sumy-Hilfe bei der KD-Bank Duisburg hat folgende IBAN: DE17 3506 0190 1566 4360 15 (mz)



