Floßfahrt auf der Elbe Floßfahrt auf der Elbe: 600 Kilometer mit dem Floß nach Hamburg

Prettin/MZ - Nein, eine Seefahrt ist nicht immer lustig. Schon gar nicht, wenn die Außentemperaturen den Gefrierpunkt tangieren und eisiger Wind über den flachen Wellengang der Elbe peitscht. Dennoch lassen sich gegenwärtig zehn Sachsen nicht davon abbringen, mit dem Floß gen Norden nach Hamburg zu fahren. Ihr Ziel ist es, Anfang Mai dort vor Anker zu gehen, den Evangelischen Kirchentag zu besuchen und ein Theaterstück zur Geschichte des Odysseus aufzuführen. Folgerichtig taufte man auch das Floß auf den Namen „Odyssee 2013“.
Name kein schlechtes Omen
Lars Schwenzer, Referent im Fachbereich Theaterpädagogik am Landesjugendpfarramt Sachsens, ist Initiator des Projektes und stets mit an Bord des hölzernen Wasserfahrzeugs. „Bei diesem Wetter hat der Floßname schon fast etwas Unheimliches“, bemerkt er lächelnd. Eine Vorahnung sei dies aber nicht gewesen. Auch kein schlechtes Omen. Denn trotz der Widrigkeiten sei die Reise ein einziger Spaß.
Anders als anfangs gedacht, liefen Bau und Zulassung zur Schiffstüchtigkeit aber nicht simpel ab. Das zuständige Wasser- und Schifffahrtsamt Dresden habe das Floß nach einer Probefahrt zwar zugelassen, jedoch nur unter Auflagen. So musste etwa ein mindestens 40 PS starker Außenbordmotor angebracht werden, um die schwimmende Plattform im Notfall sicher navigieren zu können. Vorgeschrieben wurde auch, dass auf See höchstens zehn, aber mindestens vier „Matrosen“ an Bord sein müssen. Alles lösbare Aufgaben. „Der Schreck kam erst, als man uns sagte, dass ein einfacher Sportbootsführerschein nicht ausreiche, um in See zu stechen“, so Schwenzer weiter. Vielmehr müsse ein zugelassener Kapitän das Steuer übernehmen.
Hilfe in der Not erhielt die Truppe durch die Sächsische Dampfschifffahrtsgesellschaft, die in Dresden neun Ausflugsdampfer unterhält. Einer ihrer Angestellten, Johann Fritz, ist Bootsmann mit Kapitänspatent und war sofort willens, vom Raddampfer ab- und auf dem Floß anzuheuern. Wie weise die Entscheidung der Behörde war, hat die Crew bereits mehrfach erlebt. „Es bedarf einer Menge Know-how, um sich mit einem derartigen Gefährt sicher auf der Elbe zu bewegen“, beteuert Schwenzer. Entgegenkommende Lastenschiffe, aber auch die starke Strömung des Flusses lassen die Tour zu einem echten Abenteuer werden. Noch bis Sonntag bewegt sich die Truppe täglich in Etappen voran. Ab kommender Woche geht es nur an den Wochenenden weiter.
Hin und wieder wechselt auch das Personal. Beides ist ausschließlich dem Berufsalltag der Mitreisenden geschuldet. Ihr Interesse bekundet haben auch zwei Frauen aus Hildesheim; eine von ihnen ist Muslima. Interessante Gespräche auf der mühseligen Fortbewegungstour sind somit vorprogrammiert. Trotzdem werden sich auch die Damen wie ihre männlichen Begleiter ordentlich ins Zeug legen müssen. Immerhin, auf nur gut einem Drittel der Tagesstrecken wird der Motor angeschmissen, den Rest gilt es mittels Ruder und Muskelkraft sowie der vorhandenen Strömung zu meistern.
Endstation nach 600 Kilometern
Endstation der Reise ist nach knapp 600 Kilometern der Sandtorhafen in Hamburg. Zuvor gilt es aber, in Geesthacht Station zu machen. „Ab dort werden wir in Schlepp genommen“, erläutert Kapitän Johann Fritz und verweist auf die beginnende Hochseeschifferei an der Stelle. Den wirklich großen Pötten kann die kleine „Odyssee“ dann wirklich nicht mehr schnell genug ausweichen. An ihrem Liegepunkt im Sandtorhafen plant die Crew, mit weiterer Unterstützung aus Dresden, das einstudierte Theaterstück aufzuführen. Ihr Floß wollen die Sachsen zur Schau stellen und bei Interesse veräußern.
