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Feuerwehr Löben Feuerwehr Löben: Frauen in Männerdomäne

Von Sven Gückel 04.02.2014, 19:23
Nicht nur Annaburgs Bürgermeister Erich Schmidt freut sich, dass Alexandra Wisotzky (Mitte) und Lisa Thomas künftig in der Freiwilligen Feuerwehr Löben mitarbeiten wollen.
Nicht nur Annaburgs Bürgermeister Erich Schmidt freut sich, dass Alexandra Wisotzky (Mitte) und Lisa Thomas künftig in der Freiwilligen Feuerwehr Löben mitarbeiten wollen. Gückel Lizenz

Löben/MZ - Gemessen an seiner Einwohnerzahl, rechnet Löben zu den kleinen Stadtteilen von Annaburg. Doch die freiwillige Feuerwehr des Ortes beweist eine Schlagkraft, die den Großen durchaus Respekt einflößt.

Von einer Bürde wird Löben wohl keiner befreien können: Immer öfter wurde das Dorf in den vergangenen Jahren vom Hochwasser der Schwarzen Elster bedroht. Auch der Ausbau der Deiche wird dagegen wohl keinen vollständigen Schutz bieten. Umso notwendiger ist es, dass die Feuerwehr Löben in der Lage ist, auf derartige Gefahrensituationen schnell und sicher zu reagieren.

Hochwasser als Tagesgeschäft

„Genau betrachtet, gehört das Hochwasser inzwischen zu eurem Tagesgeschäft“, betonte Stadtwehrleiter Roland Karthäuser im Gerätehaus der Wehr. Gemeinsam mit Annaburgs Bürgermeister Erich Schmidt (SPD) war er als Gast zur Jahreshauptversammlung der Kameraden geladen. Und musste dabei vernehmen, dass Wehrleiter Patrick Ermisch den Fokus seines Rechenschaftsberichtes keineswegs nur auf das Wasser lenkte. „Wir haben die Situation professionell gemeistert. Aber ebenso zahlreiche andere Einsätze, zu denen wir gerufen wurden“, so sein Fazit.

Insgesamt 15 Mal wurde die Wehr Löben 2013 durch die Leitstelle alarmiert. Neben dem Hochwasser gehörten Wald- und Flächenbrände ebenso dazu wie Fahrzeug-, Gebäude- und Wohnungsbrände. Das Besondere an Löbens Wehr ist, dass sie trotz ihrer geringen Gesamtstärke von nur 32 Männern und Frauen auch wochentags abrufbar ist. „Durchschnittlich sind wir zu jedem auswärtigen Einsatz mit sieben Kameraden ausgerückt. Es hätten durchaus auch mehr sein können, wenn wir entsprechend Platz im Auto gehabt hätten“, erläuterte Ermisch.

Nicht nur bedingt durch die Zusatzausrüstung zur Bewältigung der Hochwassersituationen platzt der Geräteraum der Feuerwehr Löben derzeit aus allen Nähten. An die Stadt Annaburg ist man deshalb mit der Bitte herangetreten, einen zusätzlichen Container zur Lagerung des Materials aufzustellen. Bevor man sich dazu entschließt, so Bürgermeister Erich Schmidt, müssten allerdings noch baurechtliche Sachverhalte geklärt werden.  (sgü)

Derzeit kann Löbens Wehr auf 30 aktive Einsatzkräfte verweisen. Das Durchschnittsalter liegt mit 40,5 Jahren in einem Bereich, der für die Zukunft optimistisch stimmt.

Dazu beigetragen haben nicht zuletzt die vier Frauen Steffi Kralisch, Susann Kummich, Lisa Thomas und Alexandra Wisotzky, die in den vergangenen Wochen ihre Bereitschaft zur Mitarbeit in der Feuerwehr bekundeten und bereits erste Lehrgänge absolvierten. „Da auch unsere Partner in der Wehr sind, fiel dieser Schritt nicht schwer“, sagt Alexandra Wisotzky. Zudem habe man beim Hochwassereinsatz schon mehrfach bewiesen, dass auch Frauen in Gefahrensituationen durchaus „ihren Mann stehen“ können. Eine größere Herausforderung für die Feuerwehr Löben im laufenden Jahr stellt die schrittweise Einführung des Digitalfunks im Landkreis Wittenberg dar. Nicht nur, dass die Kameraden im Verlaufe ihrer Ausbildung mit der neuen Technik vertraut gemacht werden müssen, auch in die technische Absicherung des Vorhabens sind sie involviert. So wurde die Wehr unlängst mit einem Notstromaggregat ausgerüstet, das vorrangig dann zum Einsatz kommen soll, wenn die Stromzufuhr des am Hinterschloss Annaburg befestigten Sendemastes unterbrochen wird. In dem Fall gilt es schnell zu agieren, um die für alle Wehren wichtige Kommunikationsstrecke aufrecht zu halten.

Ausbildung in der Heide

Einen weiterten Ausbildungsschwerpunkt plant Ermisch in die Annaburger Heide zu verlegen. Um die Ortskenntnis der Kameraden in dem Waldareal deutlich zu verbessern, sind gemeinsam mit Ortskundigen entsprechende Objektfahrten geplant, bei denen auch die Löschwasserbrunnen aufgesucht werden sollen.

Der Umstand, dass die freiwillige Feuerwehr neben ihrer Aufgabe zur Gefahrenabwehr inzwischen etliche gesellschaftliche Arbeiten im Dorf übernimmt, freute vor allem Bürgermeister Erich Schmidt. „Ich habe den Eindruck, ihr werdet nebenher noch zum Eventmanager“, betonte er scherzhaft. Zugleich verwies er darauf, dass die Mitorganisation des Dorffestes und des Osterfeuers, der Tag der offenen Tür am Gerätehaus, ein Ehemaligentreffen sowie der gut besuchte Weihnachtsmarkt zweifelsfrei das Gemeinschaftsgefühl des Dorfes stärken. „Ihr seid eine gute Truppe. Ich hoffe, dass dies auch in Zukunft so bleibt“, so Schmidt abschließend.