Feuer Feuer : Das Trauma bleibt

Zahna - Die Nächte sind am schlimmsten. „Ein leises Knistern reicht, um mich aus dem Schlaf zu reißen“, sagt Heike Seiler, die seit der Brandnacht psychologische Hilfe in Anspruch nimmt. Die Geschehnisse in den Morgenstunden des 11. Januar haben die 48-Jährige traumatisiert. Als sie gegen 3 Uhr von einem Knistern geweckt wird, läuft sie im Schlafanzug zur Wohnungstür. „Ich habe sie lediglich einen Spalt breit geöffnet“, erinnert sich die Frau aus Zahna, die Qualm und Flammen aus dem im Hausflur stehenden Stromkasten steigen sieht.
Heike Seiler weckt ihren Sohn Marco, alarmiert die Feuerwehr und reicht Stadtwehrleiter Heiko Plewa die Haustürschlüssel aus dem Fenster, damit dieser freien Zugang zum total verrauchten Treppenhaus in der Klebitzer Straße 2 hat. Die 48-Jährige läuft mit ihrem Sohn auf den Balkon, wartet trotz eisiger Temperaturen geduldig auf die Feuerwehr und bezeichnet die Rettung seitens der Kameraden als „sehr professionell“.
Inzwischen ist Alltag eingekehrt. Ihr Sohn Marco ist in Zahna bei Bekannten untergekommen und fährt wochentags mit dem Bus zur Sekundarschule Elster. Die 48-Jährige nutzt bis zum Rückzug in die eigenen vier Wände eine von Vermieter Wittenberger Wohnungsgesellschaft (Wiwog) zur Verfügung gestellte Gästewohnung in der Straße der Völkerfreundschaft, um von dort aus alles zu organisieren.
„Die gesamte Wäsche muss gereinigt werden, damit der Geruch verschwindet“, sagt sie, das Inventar sieht mitgenommen aus. Da Heike Seiler kein Auto besitzt, nutzt die Frau Bus und Bahn, um ihren Sohn zu besuchen beziehungsweise nach dem Rechten zu sehen. Wenn es abends spät wird, schläft sie bei Bekannten, um der Heimat ein Stück näher zu sein. „Ich fühle mich wohl in der Klebitzer Straße“, meint sie. Ruhige Lage, nette Nachbarn - so lässt es sich leben.
Eine große Hilfe in dieser schweren Zeit ist Schwiegervater Heinz Oberländer, der im Aufgang nebenan wohnt. Der 78-Jährige kümmert sich um ihre Katze, geht jeden Tag die Wohnung lüften und nimmt die Post entgegen. So ist es auf einem kleinen Schild am Postkasten vermerkt. Der Rentner hat die Brandnacht noch lebhaft in Erinnerung. „Als die Sirene angegangen ist, bin ich aus dem Bett gesprungen.“
Nach der Evakuierung des Aufgangs durch die Feuerwehr steht der 78-Jährige auf dem Gehweg und macht sich Sorgen um Schwiegertochter und Enkel. „Zum Glück“, sagt er, „sind sie nicht durch den Flur gerannt“, so Oberländer, der den Tod des 33-jährigen Mieters (eventuell Kohlenmonoxidvergiftung) aus der Nummer zwei als schweren Schicksalsschlag für die Angehörigen bezeichnet. „Das war ein ganz netter Mann“, ist zu hören.
Rando Gießmann, Geschäftsführer von Vermieter Wiwog, hat mit seiner Ankündigung, dass „die Terminkette von Erstellung eines Gutachtens bis zur erfolgten Instandsetzung durch Firmen von uns nicht nicht komplett steuerbar ist“, bereits Mitte Januar angedeutet, dass der Rückzug in die Klebitzer Straße von vielen Faktoren abhängt.
Der anvisierte Termin fünfte Kalenderwoche ist geplatzt, aktuell wird der 15. Februar favorisiert. Diese Information, sagt Seiler, haben wir von der Wiwog auch bekommen. Der 48-Jährigen kommt es auf ein paar Tage nicht an. Wichtig ist, dass sie nachts von keinen Knistergeräuschen geweckt wird. (mz)