Exoten und Neckereien mit Gin Tonic
Jessen/MZ. - Temperaturen an der Null-Grad-Grenze, Schneeschauer und ein eisiges Lüftchen waren keine idealen Begleiterscheinungen für einen Bummel hin zum Chapiteau auf dem Schulfestplatz.
Nach dem Programm war es zwar immer noch kalt, aber wohl kaum einer dürfte das Zelt ohne Fröhlichkeit und beste Stimmung verlassen haben. Über zwei Stunden lang konnten die Gäste im leider nicht bis zum letzten Platz gefüllten Manegenrund ein Feuerwerk artistischer, tierischer und komödiantischer Leistungen erleben und genießen. Es war schlichtweg Zirkusatmosphäre wie sie im Buche steht, die jeder schnuppern konnte. Es war Zirkus, wie man ihn sich wohl im Idealfall vorstellt.
Das Probst-Team wurde seinem in vielen Jahren hart erarbeiteten Ruf, eine exzellente Mischung aus Tradition und Moderne zu präsentieren, erneut gerecht. Zum 61. Mal tourt das Unternehmen in diesem Jahr vornehmlich durch die ostdeutschen Bundesländer. Im Gepäck Bekanntes, vor allem die Dressurdarbietungen von Mercedes und Rüdiger Probst, aber auch Neues wie die Nowosibirsker Truppe Aliev. Und diese Mischung war es, die auch in Jessen die Zuschauer in ihren Bann zog.
Moderiert von Regine Wohlfahrt und Marko Morling, war es an Mercedes Probst und Tochter Jessika, die Show zu eröffnen. Mit ihrer gemeinsam erarbeiteten Pferderevue wurde zugleich eines der Markenzeichen des zirzensischen Unternehmens, die Tierdressur, eindrucksvoll vorgeführt. Mercedes Probst beließ es nicht bei einem Auftritt. Später zeigte sie, dass sie nicht nur große Vierbeiner, sondern auch die putzigen chinesischen Laufenten bestens im Griff hat.
Allein vom bloßen Zuschauen konnte einem übel werden, wenn man die kühnen Sprünge der Aliev-Truppe beobachtete, die nicht nur auf Schleuderstangen eine Superfigur abgaben. Ebenso phantastisch ihre Leistung am Schleuderbrett, eingebettet in eine rockig-mitreißende Darbietung. Die Artisten waren in dieser Saison erstmals in Deutschland zu erleben.
Mit Patrick und Christoph wurden zwei junge Artisten präsentiert, die ihr Handwerk an der Artistenschule erlernten und nun im Zirkus Probst ihre Künste an herabhängenden, meterlangen Bändern und als Äquilibristen darbieten. Keine Vorstellung ohne Rüdiger Probst. Der Chef des Hauses beherrschte nicht nur seinen Exotenzug. Immer wieder aufs Neue versetzt er seine Zuschauer in eine Mischung von Bewunderung und Nervenkitzel, wenn er seine sibirischen Tiger in den Manegenkäfig holt.
Für Bauchschmerzen vor lauter Lachen sorgten Gäste aus Moskau. Das Duo Gin Tonic übernahm den eigentlich gar nicht so leichten Part der Clownerie. Und es löste diese Aufgabe bestens. Allein das unvergleichliche Gesicht von Juri zog automatisch die Mundwinkel nach oben. Die Neckereien mit seiner Partnerin, ob beim Ringen um eine Sektflasche, bei der "Tellerschlacht" beim Hochzeitsfest oder bei dem Mikrofoneinsatz im Publikum ließen kein Auge trocken. Alles in allem eine gelungene Mischung, die die Jessener Gäste mit frenetischem Beifall und lauten Zugabe-Rufen quittierten. Der sicherlich schönste Lohn für die Zirkusleute.
Sie nähern sich jetzt langsam aber sicher dem Saisonende und schauen insgesamt auf eine doch erfolgreiche Tournee zurück. Geschäftsführer Andreas Bleßmann meinte, "dass man durchaus zufrieden sein kann, der Aufwand hat sich gelohnt". Lediglich im Juni seien die Zuschauerzahlen deutlich zurückgegangen. "Das lag zum einen am tollen Wetter und zum anderen an der Fußball-WM. Damit hatten wir jedoch gerechnet. Und zu unserem Glück konnten wir das Manko aus diesen vier Wochen in den Monaten August bis Oktober wieder komplett ausgleichen."
Von Freitag bis Montag gastiert der Zirkus Probst im Volkspark Piesteritz. Am 27. November gibt es die letzte Vorstellung der Saison im Heimatort Staßfurt. Dann geht es bis zum 11. März 2007 ins Winterquartier.