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Ernte Ernte: Getreide hat Regen gefehlt

Von Detlef Mayer 03.08.2015, 17:09
In seinem modernen und klimatisierten Cockpit holt „Erntekapitän“ Marcel Packheiser vom Landgut „Dreikirchen“ Lebien den Weizen vom Feld.
In seinem modernen und klimatisierten Cockpit holt „Erntekapitän“ Marcel Packheiser vom Landgut „Dreikirchen“ Lebien den Weizen vom Feld. Th. Christel Lizenz

Jessen - Die Getreideernte in der Region neigt sich dem Ende zu. Auch der Schlussspurt vermag jedoch nichts daran zu ändern: Die Ausbeute bleibt deutlich zurück hinter früheren Ertragsmengen. „Beim Roggen haben wir etwa die Hälfte vom vorigen Jahr“, beschreibt Karlheinz Thiele von der Agrargenossenschaft Holzdorf den Jammer und nennt auch den Grund dafür: „Weil das Wasser gefehlt hat zum entscheidenden Zeitpunkt. Der Roggen hat es nicht mehr geschafft, Körner zu bilden.“
Überhaupt, so Thiele, werde der Landwirt in diesem Jahr so richtig auf die Probe gestellt. Neben der mauen Getreideernte verweist er dabei auf die Milchpreise, die derzeit total im Keller sind.

Der letzte Mähdrusch der Holzdorfer Landwirte galt gestern einem 25-Hektar-Schlag Weizen. Thiele nennt ihn Hühner- oder Deputat-Weizen für die eigenen Leute. „Ansonsten bauen wir keinen Weizen an.“ Bei nur 25 Bodenpunkten lohne das nicht. „Roggen ist bei uns eigentlich die Hauptfrucht. Aber die hat in diesem Jahr ganz und gar versagt.“ Roggen stand bei der Holzdorfer Agrar e.G. auf 1 150 Hektar. Außerdem gab es 180 Hektar Gerste, 180 Hektar Raps und 200 Hektar Erbsen. „Das ist alles durch die Mähdrescher gelaufen. Die werden jetzt sauber gemacht und dann warten noch 300 Hektar Sonnenblumen und 200 Hektar Körnermais auf sie.“ Damit habe man dann bis Oktober zu tun.

Einen besonderen Härtefall in puncto Getreideernte stellt diesmal die Agrar e.G. Elstermündung Schützberg dar. Sie bestellte rund gerechnet 650 Hektar mit Getreide, den Raps eingerechnet. „Der Roggen war ganz schlecht“, sagt Vorstands-Chef Reinhard Zeidler. „Der Winterweizen hat auch enttäuscht und die Gerste wird ebenfalls nicht der Weltrenner.“

Wobei die Wintergerste immer noch am besten ausgesehen habe. Aber: „Davon ist uns ja die Hälfte verbrannt.“ Die MZ berichtete von dem dramatischen Feldbrand Anfang Juli. „38 Hektar Wintergerste konnten wir dreschen, 40 Hektar sind verloren“, bilanziert Zeidler. „Insgesamt haben wir 25 bis 30 Prozent weniger Ertrag als andere Jahre.“ Der Mais, den die Schützberger komplett häckseln, „sieht nicht schlecht aus“. Überschwänglich werde die Ausbeute hier aber auch nicht, so Zeidler.

Mit der Beregnung haben sich die Holzdorfer auf den Mais konzentriert. 6.000 Tonnen davon liefern sie an die Jessener Biogasanlage und als Futter fürs Vieh ist er auch wichtig. 700 Hektar Mais hat das Unternehmen daher insgesamt angebaut. „Bislang sieht er noch gut aus. Aber die neue Hitzewelle in dieser Woche kann das schon ändern“, meint Karlheinz Thiele. Etwas Hoffnung geben ihm in dieser Hinsicht die Sonnenblumen. „Die waren schon mal fast tot, haben dann aber doch noch mittelgroße Köpfe ausgebildet. Sonnenblumen sind eben zäh.“ Überhaupt sei die Sonnenblume, die auch ordentlich bezahlt werde, für seinen Betrieb zu einer Alternative für den Roggen geworden.

Viel Schmachtkorn (kleine Körner) beklagt Jens Fromm, Geschäftsführer der Seydaland Vereinigte Agrarbetriebe GmbH & Co. KG, in diesem Jahr auf den 2 800 Hektar Druschfläche des Unternehmens. Die Ursache ist klar: Regenmangel. „Bei Roggen haben wir bis zu 40 Prozent Schmachtkorn, bei der Gerste bis zu 30 Prozent.“ Das entspreche in etwa auch den Mindererträgen gegenüber anderen Jahren. „Beregnet haben wir nur eine Weizen- und eine Roggenfläche. Da sieht es natürlich anders aus. Aber das soll nicht die Regel werden.“ Der Mais werde in dieser Woche mit den angedrohten hohen Temperaturen zu kämpfen haben. „Andererseits“, gibt Fromm zu bedenken, „herrscht hervorragendes Erntewetter. Wo will man da den Kompromiss finden.“

„Wer lange drischt, hat lange Brot“, kommentiert Vorstandsvorsitzender Gerhard Böhme den Umstand, dass beim Landgut Elbeland Axien bis Freitag noch 220 Hektar Weizen vom Halm müssen. Außerdem gebe es in der Elbaue die alte Bauernregel - woher sie kommt, weiß niemand: „Zum Jessener Heimatfest sollte man mit der Ernte fertig sein.“ Ohne genaue Zahlen zu nennen, berichtet auch Böhme von deutlichen Ertragseinbußen.

Horst Seibicke von der Glücksburg Agrar e.G. kann diese Aussage für sein Unternehmen etwas relativieren: „Im Schnitt ernten wir zehn Prozent weniger.“ Allerdings beregnete der Betrieb auch die Hälfte seiner 630 Hektar Getreide. (mz)