Ergreifende Gespräche in Lagern
Prettin/MZ. - Bleibt abzuwarten, wie die Gerichte die seit April geltende schärfere Rechtslage anwenden. Roman Ronneberg und Torsten Hahnel vom Verein Miteinander aus Halle sind optimistisch, aber eine Spur Skepsis schwingt mit in ihrer Antwort. Zu oft gelang es Anwälten der Rechten, ihre Aufmärsche in letzter (Gerichts-)Instanz doch noch durchzusetzen.
Seit reichlich einer Woche beschäftigen sich die 18 jungen Teilnehmer am Sommercamp in der Lichtenburg (siehe Kasten) mit deren Geschichte als eines der ersten nationalsozialistischen Konzentrationslager. Am Montagnachmittag nun trieb sie die aktuelle Gefahr jener menschenverachtenden Politik um. Mit Ronneberg und Hahnel hatten sie sich zwei Leute eingeladen, die sich intensiv mit dem Themenkreis Rechtsextremismus, rechte Gewalt, rechte Symbolik bis hin zu den Auswirkungen auf die Jugendszenen befassen.
Als Vorbereitung auf ihren Auslandszivildienst, den sie nach dem Gymnasium antreten wollen, sehen Thomas Rennert und Lukas Meißel, die beiden 17-jährigen Österreicher, ihre Teilnahme am Camp in Prettin. Sie sind über den Gedenkdienst, den Schwesterverein der bundesdeutschen Aktion Sühnezeichen, dazu gekommen. Mit dem Thema Vergangenheitsbewältigung sieht Lukas sich auch im österreichischen Alltag überall konfrontiert, sagt er. Nicht zuletzt in der Auseinandersetzung mit den Sprüchen des Kärntener Rechtspopulisten Jörg Haider.
Die zurückliegenden Tage brachten den Teilnehmern viele teils neue Erkenntnisse aber auch schlaflose Nächte, wie Sebastian Rießbeck, einer der beiden Initiatoren des Sommerlagers, berichtet. Etwa, nachdem die Gruppe am Wochenende das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück bei Fürstenberg / Havel besuchte und dort eine sehr emotionale Führung erlebte. Wie dort mit zwei ehemaligen Insassinnen, sprachen sie zuvor schon in Prettin mit Zeitzeugen. Ihre Eindrücke und Ergebnisse weiterer Recherchen wollen sie auf Tafeln veranschaulichen, bis die geplante Gedenkstätte im Schlosshof einmal stehen wird.