Entwicklung Entwicklung: Führungswechsel in Annaburg

Annaburg/MZ - Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) würdigte am Mittwoch in Annaburg die Leistungen von einem der dienstältesten Bürgermeister im Land. Erich Schmidt (SPD) habe in den mehr als 23 Jahren seiner Amtszeit „positive Spuren“ hinterlassen, so der Ministerpräsident. Er anerkannte, dass Erich Schmidt eine gute Arbeit geleistet habe, Probleme deutlich ansprach, auch im Kreistag, und immer stets auf Fairness geachtet habe. Erich Schmidt geht am Donnerstag auf eigenen Wunsch aus seinem Amt. Das lieferte auch den Anlass für die Visite Haseloffs, der sowohl dem scheidenden Bürgermeister Erich Schmidt als auch dem künftigen, Klaus-Rüdiger Neubauer (parteilos), alles Gute wünschte. Neubauer möge eine glückliche Hand haben und er solle die ihm gebotene Chance nutzen. „Machen sie etwas daraus“, forderte der Ministerpräsident auf.
Förderung wichtig für die Stadt
Kurz zuvor hatte Haseloff zur Kenntnis nehmen können, dass Erich Schmidt, der weiterhin dem Kreistag angehört, der Kommunalpolitik auch in Zukunft besondere Aufmerksamkeit widmen wird. Zu einer entscheidenden Voraussetzung gehört dabei für ihn, dass Annaburg weiterhin in den Genuss der Förderung aus dem Programm städtebaulicher Denkmalschutz kommt. Haseloff hatte sich zuvor bei einem Rundgang zum Amtshaus vorbei an Schulen und Schloss davon überzeugen können, dass die Kleinstadt aufgrund der Vielzahl historischer Gebäude besonders belastet sei. Für den Ministerpräsidenten ist Annaburg aufgrund der Leistung, diesen Spagat zu bewältigen, beispielgebend im Land. Gelungen sei dies, so merkte Schmidt dazu an, auch durch das große Engagement des Deutschen Roten Kreuzes, das Risiken nicht scheute und zwei innenstadtprägende Gebäudekomplexe zu modernen Pflegeheimen umbaute. „Dafür sind wir dankbar.“ Ansonsten wäre das eine Katastrophe für die Stadt gewesen.
Erich Schmidt nutzte das Treffen auch, um erneut das Kinderförderungsgesetz zu kritisieren. Mit der Gebietsreform seien größere, leistungsfähigere Kommunen gebildet worden und dann gehe gerade die Verantwortung für die Kindertagesstätten an den Kreis. „Das ist doch paradox.“ Er nehme die Kritik mit, erwiderte Haseloff. Er sieht die Landesregierung in der Pflicht, die Vorteile des Gesetzes, etwa „durch die positive Leistungsaufweitung“, besser zu transportieren. „Darum müssen wir ringen.“
Wie im Rathaus so wird zum 1. August auch in der Annaburger Nutzfahrzeug GmbH ein Wechsel vollzogen. Die Führungsriege Rainer Ullrich, Sebastian und Rudolf Zunhammer macht in der Geschäftsleitung den Weg frei für André Lüderitz und Benno Endfellner. Die Annaburger Nutzfahrzeug GmbH habe weithin einen guten Bekanntheitsgrad, sei in 20 Ländern vertreten. Das Unternehmen wurde im Laufe der vergangenen Jahrzehnte saniert, modernisiert und erweitert. „Wir haben sieben Millionen Euro investiert“, informierte Ullrich. Der Betrieb sei gut aufgestellt. Es werde nicht einfach sein, in die großen Fußstapfen von Rainer Ullrich zu treten, bekannte Benno Endfellner. Aber die Unternehmensentwicklung soll nahtlos fortgeführt werden, erläuterte er Reiner Haseloff. Der Betrieb, in dem 212 Leute arbeiten, möchte sich erweitern. Auf dem Firmengelände soll eine große Halle, neben anderem mit drei Lackierkabinen, entstehen. 3,8 Millionen Euro sind für das Vorhaben veranschlagt. Das sei ein wesentlicher Beitrag, die Produktionskapazität zu erweitern und die Effektivität zu erhöhen.
Auszubildende gesucht
Sorgen bereitet der Facharbeiternachwuchs. In sieben Berufen wird in der Nutzfahrzeug GmbH ausgebildet, so Mechatroniker und Automobilkaufleute. Solche zukunftsträchtigen Berufe müssten doch gefragt sein, zeigte sich Haseloff verwundert. Hier würden junge Leute ihre Chancen nicht nutzen.
Wenn Firmen in der Region investieren, hier junge Leute ausbilden, das sei eine Möglichkeit, auf Bevölkerungsrückgang zu reagieren. „Nur über Arbeit vor Ort bekommen wir einen kleinen Gegentrend hin“, ist Haseloff überzeugt.
Die großen Sorgen zum demografischen Wandel hatte Erich Schmidt ebenfalls angesprochen. In den nächsten 20 Jahren werde die Stadt deshalb ein anderes Gesicht bekommen. Als Ruheständler wird er es aufmerksam verfolgen
