Elke Kuhl Elke Kuhl: Sächsisch als vierte Fremdsprache
Jessen/MZ. - Aber wer weiß, vielleicht erzählt sie ja Sonnabend im Laufe des Tages eine Begebenheit ihres Lebens in ihrer Muttersprache. Vielleicht am Abend, wenn mit der Familie und Freunden groß gefeiert wird. Elke Kuhl wird Sonnabend nämlich 60 Jahre jung. Diese Zahl jagt ihr aber keine Schreckensschauer über den Rücken. "Nein, da habe ich überhaupt keine Probleme damit. Ich bin von Natur aus ein Optimist und freue mich schon auf die vielen Jahren, die jetzt noch kommen."
Womöglich ist es aber auch die Arbeit als Lehrerin und Sekundarschulleiterin, die sie so erstaunlich frisch hält. Auf jeden Fall, das bestätigt Elke Kuhl, bleibe sie immer am Nerv der Zeit. "Durch meine Schülerinnen und Schüler weiß ich stets, was in ist." Dabei wollte die Sächsin in Jessen überhaupt nicht Lehrerin werden. "Nee, mein Traumberuf war das nicht. Ich wollte eigentlich Dolmetscherin werden. Nur klappte das damals, Anfang der 60er Jahre, nicht. Also stieg ich notgedrungen 1961 in das Lehrerstudium ein."
Und auch die Liebe zu Jessen war beileibe keine auf den ersten Blick. "Am Beginn, 1965 fing ich hier an, wollte ich so schnell wie möglich wieder weg. Das dauerte schon eine Weile, bis ich mich hier richtig wohl fühlte."
Heute, Jahrzehnte später, sieht das in beiden Fällen ganz anders aus. Jessen ist Elke Kuhl ans Herz gewachsen, ebenso ihr Lehrerberuf. "Nein, ich möchte nicht mehr tauschen und würde es aus der heutigen Sicht heraus immer wieder so machen." Es sind sicherlich die vielen engen Bindungen, die bei der Schulleiterin das Gefühl wachsen ließen, am richtigen Ort zu sein. "Wissen sie, ich habe mittlerweile schon Generationen durch das schulische Leben begleitet. Und es ist schön, wenn mich immer wieder ehemalige Schüler anrufen oder zu einem Besuch bei uns vorbeikommen." Erfolg misst Elke Kuhl eher an solchen Dingen, wobei sie andererseits keineswegs vergisst, wie wichtig Bildung ist. "Beides muss miteinander verbunden werden, sonst klappt das nicht."
Zufriedenheit strahlt das Geburtstagskind aus, fast immer liegt ein Lächeln auf dem Gesicht. Ihr Glücklichsein hat auch Ursachen im Umfeld. Die Familie, das Team an der Schule, ihre Freunde, die Mitstreiter in der Sportgruppe oder im Schul- und Heimatfestverein. "Ich brauche dieses intakte Umfeld, und das habe ich zum Glück auch. Zu Hause ist es mein Mann, der in den 35 Jahren unserer Ehe der wichtigste Ansprechpartner war und ist. Da sind meine Kinder und meine zwei Enkeltöchter, meine Freizeitaktivitäten." Da frönt Elke Kuhl natürlich in erster Linie ihrer Sprachleidenschaft, geht wann immer es möglich ist, auf Reisen.
Tja, und wie ist das nun mit ihrer Arbeit? Mit 60 könnte sie ja theoretisch schon ans Aufhören denken. "Sagen wir mal so, ein Jahr bleibe ich mindestens noch hier, vielleicht hänge ich ein zweites dran. Ich habe nicht diesen Druck, aufhören zu müssen. Solange diese Arbeit nicht zur Qual wird, mache ich sie mit Leib und Seele." Und schließlich, bekennt Elke Kuhl zum Schluss lächelnd, könne sie sich momentan ein Leben ohne ihre "Rabauken" sowieso nicht vorstellen. "Da würde mir richtig was fehlen."