Eisenbahnbrücke Eisenbahnbrücke: Aus fürs "Blaue Wunder"
Premsendorf/MZ - Eine Ära geht zu Ende und Premsendorf verliert eines seiner historisch wertvollen Wahrzeichen - das „Blaue Wunder“. „Die Eisenbahnüberführung über die Schwarze Elster wird durch einen Neubau ersetzt“, bestätigt Bahnsprecherin Erika-Poschke-Frost. Als Startermin für die Bauarbeiten nennt sie den Monat Juni dieses Jahres. Los gehe es nach dem Ende der Vogelbrutzeit, teilt sie mit. Der Abschluss ist zum Fahrplanwechsel im Dezember dieses Jahres in Aussicht gestellt.
Die Stadt Annaburg (Premsendorf zählt zu den Ortsteilen der Kommune) ist inzwischen über das Vorhaben informiert, wie in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses zu hören war. Das Baufeld werde relativ kurzfristig beräumt, hatte Ausschussvorsitzender Mike Lange informiert.
Diese Vorboten des mehrmonatigen Baugeschehens rückten neben anderem mit Motorsägen an, um den erforderlichen Platz zu schaffen. Die Arbeiten mussten aus Gründen des Vogelschutzes bis Donnerstag beendet sein.
Das ab Juni zu bewältigende Pensum ist umfangreich. Erika Poschke-Frost spricht von Erd- und Abbrucharbeiten, Stahl- und Stahlbetonbau. Die Oberleitungen und die Leit- und die Sicherungstechnik müssen erneuert werden. „Nach Abschluss der Arbeiten kann die Überführung sowohl vom Güter- als auch vom Personenverkehr wieder mit voller Streckengeschwindigkeit befahren werden.“ Allerdings, beim Bauablauf muss die Schwarze Elster im Auge behalten werden. Denn nicht alle Vorhaben können unabhängig vom Wasserstand in dem Fluss realisiert werden. Die Vormontage des Stahlbaus soll auf einer Fläche in der Nähe des nördlich der Brücke gelegenen Bahnübergangs erfolgen. Sofern kein extremes Hochwasser auftrete, sei das ungestört möglich. Auch beim Abriss des Stahlüberbaus und der Widerlager sowie dem Einbau der neuen Widerlager und dem Einschieben der Brücke bestehe eine Abhängigkeit zum Wasserstand in dem Fluss.
Ein so großes Bauvorhaben hat natürlich Auswirkungen auf den Bahnverkehr. Der Abschnitt wird voll gesperrt. Das bedeutet zum einen, dass zwischen Holzdorf und Falkenberg statt Zügen dann Busse verkehren und zum anderem, dass der Personenfern- und Güterverkehr über Elsterwerda bzw. Riesa umgeleitet wird, informiert Erika Poschke-Frost auf eine entsprechende Frage.
Die geplanten Arbeiten an der Brücke stoßen auch beim Verein Brandenburgisches Eisenbahnmuseum Falkenberg (Elster) auf Interesse, bestätigt Vorsitzender Heinz Welisch. Ihm ist noch der Eisenbahnunfall vom Dezember 1989 in Erinnerung. Damals waren nach der Überfahrt über die Premsendorfer Brücke mehrere Güterwaggons entgleist. Das Bauwerk selbst blieb unbeschädigt, sonst hätte das „Blaue Wunder“ wohl nicht so lange erhalten werden können.
Übrigens, seit Ende der sechziger Jahre wird in Premsendorf und Umgebung vom „Blauen Wunder“ gesprochen, berichtete Hilmar Pabst in einem Beitrag für den hiesigen Heimatkalender 2005 (mehr unter „Elsterquerung als Nadelöhr der Strecke“). Den Anlass hierfür lieferte die Farbgebung. Davor soll die Brücke einen grünen Farbton getragen haben.