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Digitales Antennenfernsehen Digitales Antennenfernsehen: Verunsicherte Kunden in Jessen

Von Ute Otto 06.01.2017, 15:34
Die Rundfunktechnik-Meister Alexander (li.) und Martin Gröger sorgen für guten Empfang bei ihren Kunden.
Die Rundfunktechnik-Meister Alexander (li.) und Martin Gröger sorgen für guten Empfang bei ihren Kunden. U. Otto

Jessen - Die Werbung verwirrt vor allem ältere Leute: Wer am 31. März die Umstellung des Antennenfernsehens von DVBT auf das neue Format DVB-T2 verpasse, guckt in die Röhre.

„Wir haben derzeit viele Kunden, die das gelesen oder gesehen haben und nun bei uns nachfragen, ob sie ab 1. April noch Fernsehempfang haben“, bestätigt Martin Gröger, der gemeinsam mit seinem Sohn Alexander Gröger in der Jessener Karl-Lamprecht-Straße einen Meisterbetrieb für TV-, Rundfunk- und Antennentechnik führt. Aber er kann beruhigen.

„Wer Fernsehen über Kabel, Satellit oder Internet empfängt, für den ändert sich überhaupt nichts“.

Es geht um das digitale Antennenfernsehen, das 2007 in der Region Wittenberg gestartet wurde. Der Sendemast dafür steht auf dem Gallun im Wittenberger Ortsteil Reinsdorf. Während im Stadtgebiet von Wittenberg eine DVBT-Zimmer-Antenne ausreicht, um Empfang zu haben, braucht es im Umland bis Zahna mindestens eine Außenantenne und im Jessener Raum sogar eine Dachantenne.

Für mobiles Fernsehen

„Deshalb dürfte die Umstellung auf das neue Format hier die wenigsten betreffen“, so Gröger. Genutzt werde der digitale Antennenempfang mehr von Fernfahrern oder Campern. Wobei sich letztere nach Grögers Erfahrung eher eine kleine Satellitenanlage anschaffen, denn damit sind weit mehr Programme zu empfangen.

DVBT ist die Abkürzung für „Digital Video Broadcasting – Terrestrial“; deutsch etwa: „Digitale Videoübertragung - Antennenfernsehen“. In Deutschland wurde das „Überall-Fernsehen“ vor 13 Jahren eingeführt. Nun erfolgt schrittweise ab 2017 die Umstellung auf den neuen Übertragungsstandard, der bis Mitte 2019 abgeschlossen sein soll. Wittenberg gehört laut Karte im Informationsportal nicht zu den Startgebieten. Es sind die deutschen Sendeanstalten selbst, die die Umstellung vorantreiben. Sie wollen durch eine höhere Daten-übertragungsrate eine größere Programmvielfalt und höhere Bildqualität ermöglichen. Dafür wird ein Teil der alten Frequenz abgeschaltet. Öffentlich rechtliche Sender bleiben weiterhin kostenfrei. DVBT-fähige Fernseher reichen nicht mehr aus, müssen durch einen DVBT2-Receiver (Set-Top-Box) ergänzt werden. Die Antennen können bleiben.

Unter www.dvb-t2hd.de findet man eine karte der Empfangsgebiete des neuen Formats.  

Zu den zwölf öffentlich rechtlichen Programmen, die bisher schon über DVBT empfangbar waren, sollen mit DVB-T2 HD fünf weitere kostenfreie öffentlich rechtliche sowie zwölf Privatsender zu sehen sein. Und dies mit hochauflösendem Bild.

Privatsender kostenpflichtig

Voraussetzung ist, dass das Fernsehgerät (schon) DVBT2-HD-fähig ist. Ansonsten muss eine entsprechende Set-Top-Box dazwischen geschaltet werden. Die Geräte, die dem neuen Standard bereits entsprechen, haben den grünweißen DVBT2-HD -Aufkleber. Eine neue Antenne brauche man aber auf keinen Fall.

Die privaten Sender sind kostenpflichtig. „Nur in den ersten drei Monaten sollen sie frei empfangbar sein“,weiß Alexander Gröger. Die Entschlüsselung zum Preis von 69 Euro jährlich erfolge entweder über eine Karte oder einen Gerätecode, der dann im Internet freigeschaltet werden kann. „Man muss die Freischaltung aber für jedes Gerät extra bezahlen“, so der Junior, der ebenfalls schon den Meisterbrief in der Tasche hat.

„Ich denke, die Masse wird bei Kabel oder Schüssel bleiben“, meint Alexander Gröger. „Satellit überwiegt.“ Die jüngere Generation wachse schon in das Internet-Fernsehen hinein.

„SmartTV“, also Fernsehen mit Computerfunktion, werde wegen des Zugriffs auf Mediatheken gerne genutzt. Wenn es an den Kauf von Smart-TV-Geräten geht, seien ältere Leute oft skeptisch, „weil sie Angst haben, den neuen Empfänger nicht mehr bedienen zu können. Dabei ist das so schwer gar nicht.“ Ausführliche Beratung dazu gehört bei Grögers zum Service. „Wir stellen auch Fernsehgeräte ein, die nicht bei uns gekauft wurden“, sagt der Senior.

Seit 1996 betreibt er als Selbst-ständiger das Geschäft. „Am 1. August hatte ich 20-Jähriges“, erzählt er. In dem Haus arbeitet er aber schon seit 1970. „Das war mal die PGH Haustechnik“, sagt er und erzählt, wie sie früher Fernsehtruhen, „richtig schwere Möbel“ zur Reparatur die Treppen ins Obergeschoss hinauf bugsiert haben. Dass er mit seinem 30-jährigen Sohn einen Nachfolger hat, darüber ist der 63-jährige froh.

Dem Junior ist klar, worauf er sich eingelassen hat: „Die Branche ist sehr schnelllebig. Man muss immer auf dem Laufenden sein und weiß nicht, was als nächstes kommt“, sagt er. Produktschulungen würden nur noch die deutschen Hersteller anbieten. Ansonsten heiße die Devise „Learning by doing“. So sei das in der globalisierten Welt. (mz)