Diest-Hof Seyda Diest-Hof Seyda: Glockenklang zum Richtfest
Seyda - Bewohner Wolfgang Koßurack hat Geburtstag und er läutet die Diest-Hof-Glocke. Laut schallt ihr Klang über das Gelände. Sie ruft diesmal zu einer besonderen Andacht: In der Seydaer Einrichtung, die sich der Lebensbegleitung von Menschen mit geistigen Behinderungen verschrieben hat, wird Richtfest gefeiert.
Der bunte Richtkranz, den Ute Uhlmann mit ihrer Gruppe der Tagesförderung gestaltet hat, thront bereits über dem First des neuen Gebäudes, dessen Rohbau nun - wenn auch noch mit offenem Dach - zwischen Wirtschaftstrakt und Heidehaus aufragt.
Für die Maurerarbeiten zeichnet die Firma Elsterbau aus Elster verantwortlich, den Dachstuhl hat die Zimmerei des Plossigers Stefan Leder aufgesetzt und die Steine wird in den nächsten Tagen die Dachdeckerei Schwarzer aus Morxdorf hinzufügen. Die Baubetreuung liegt beim Ingenieurbüro Schmidt und Partner Jessen.
Es verweist gegenüber der MZ darauf, dass die Bauzeit für das neue Haus der Tagesförderung sehr eng bemessen ist. Am 15. Juli 2016 erst sei die Bewilligung der Leader-Fördermittel eingegangen und bis 31. Oktober sollte schon alles fertig und abgerechnet sein.
Gott sei Dank habe man just in dieser Woche die Bewilligung für die notwendigerweise beantragte Maßnahmeverlängerung erhalten. Nun müsse der Schlussstrich bis zum 22. November gezogen sein. Nur ein kleiner Aufschub.
Wie auf diese Kalamität gemünzt, erscheinen die Worte, die Superintendent Christian Beuchel in der Andacht findet. Der Vorsitzende des Gustav-von-Diest-Vereins, der als Träger des Diest-Hofes fungiert, dankt Gott für seine wohlwollende Begleitung des Neubaus und aller daran Beteiligten. „Sie mögen Freude an ihrer Arbeit haben und alle Schwierigkeiten meistern“, wünscht er.
Zum Einstieg in seine Predigt richtet Christian Beuchel die Aufmerksamkeit der Versammelten - darunter neben den Diest-Hof-Bewohnern die externen Besucher der Tagesförderung, etliche Mitarbeiter der Diakonie-Einrichtung, Vertreter der Baufirmen, des Diest-Vereins sowie viele Freunde des Hauses - auf etwas Vordergründiges: „Die Sonne scheint, wie in den letzten Tagen, heute noch mal sehr schön.“
Um dann tiefgründiger zu werden: Das mache Gottes Wirken so richtig augenscheinlich. „Gottes Wirken wird einem immer bewusst, wenn wir Gutes erfahren.“ Im Falle des Diest-Hofes bezieht er dies auf den Zustand vom so genannten Grünen Haus, in dem sich der Förderbereich bislang befindet und das für diesen Zweck nach modernen Gesichtspunkten nur noch bedingt geeignet ist: „Dieser Mangel wird jetzt ein Stück weit abgestellt.“
Heute sei etwa die Hälfte des Neubau-Vorhabens geschafft, schätzt der Superintendent. Und er spricht von der „Freude darauf, dass das Haus fertig wird und dass es gut fertig wird“.
„Das Bauvorhaben, welches wir jetzt hier realisieren, ist ein großer Gewinn für die gesamte Einrichtung“, ordnet Andreas Gebhardt die Bedeutung der Maßnahme ein. Denn: „Der Diest-Hof lebt ganz besonders durch seine Tagesförderung.“ Sie biete eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten, unterstreicht der Diest-Hof-Leiter und nennt die Kreativbereiche, den Secondhand-Laden sowie die eigene kleine Landwirtschaft mit Tierhaltung und Gartenbau.
„Mit der hauseigenen Küche vollzieht sich schon seit über 130 Jahren der Kreislauf von Saat und Ernte, von Verarbeitung, Zubereitung und Kochen bis zum Verzehr durch Bewohner, Mitarbeiter und Gäste - noch immer für alle sichtbar und erlebbar.“ Begeistert fügt der Diakon an: „Dafür lohnt es sich, zu investieren, zu bauen und zu sanieren!“
In luftiger Höhe, auf Baugerüst und Dachstuhl, spielt das letzte offizielle Kapitel des Richtfests vorm gemeinsamen Feiern: Zimmerermeister Stefan Leder gibt den Richtspruch zum Besten („Schön ist’s für uns Zimmerleute, wieder mal mit Herzensfreude Sprecher für ein Haus zu sein, es mit unserm Spruch zu weih’n.“), erhebt sein Glas auf den Neubau und seine Nutzer und lässt es dann nach alter Sitte auf dem Untergrund aus Beton zerschellen.
Das symbolische Einschlagen zweier letzter Nägel teilen sich Christian Beuchel, Andreas Gebhard, Diest-Höfler David Latschinske und die Chefin der Tagesförderung Jacqueline Schindler. (mz)