Diest-Hof in Seyda Diest-Hof in Seyda: Hoffnungssymbol gepflanzt
Seyda/MZ - Wer einen Baum pflanzt, drückt damit Hoffnung und Vertrauen in die Zukunft aus. Genau diese Symbolik vereint am Samstagmittag viele Bewohner und Verantwortliche des Diest-Hofes in Seyda. Zum 130-jährigen Bestehen des Hauses, heute eine diakonischen Einrichtung für erwachsene Menschen mit geistigen und mehrfachen Behinderungen, pflanzen sie bei mildem Herbstwetter eine junge Linde. Das eigentliche Jubiläum wird erst am 14. Dezember gefeiert – zum Pflanzen ist das jedoch ein sehr ungünstiger Termin. Bis dahin hat die Linde dann schon erste lebenswichtige Wurzeln geschlagen.
Schwerpunkte abgesteckt
Dem Bäumchen sind gute Voraussetzungen für sein Gedeihen beschert: Nach einer regenreichen Nacht, von der die Erde noch feucht war, fand am Vormittag die Mitgliederversammlung des Trägervereins „Gustav von Diest“ statt. Sie beschäftigt sich mit dem geprüften Jahresabschluss 2012 und entlastet den Vorstand, macht aber auch auf künftige Schwerpunkte der Entwicklung aufmerksam.
Superintendent Christian Beuchel lässt als Vorstandsvorsitzender des Trägervereins gegenüber der MZ dazu wissen: „Die Einrichtung befindet sich wirtschaftlich auf einem gutem Weg.“ Geschäftsführer Andreas Gebhardt zeigt auf, was es dafür zu meistern gilt: „Das Land Sachsen-Anhalt hat ein Problem damit, den Tarif der Diakonie umzusetzen. Finanzierungslücken müssen aber schnellstens geschlossen werden. Das im Diest-Hof angestellte Betreuungspersonal darf nicht schlechter gestellt sein als jenes an anderen Arbeitsplätzen. Deshalb braucht es neue Verhandlungen zum Kostensatz mit der Landes-Sozialagentur als staatlicher Stelle.“
Klare Position
Auf dieses Problems hatte bereits Oberkirchenrat (OKR) Eberhard Grüneberg bei seinem Besuch im Diest-Hof Ende Juli dieses Jahres aufmerksam gemacht: Sehr kritisch beobachte die Diakonie in Mitteldeutschland die bisherigen Kostenverhandlungen, in denen es darum gehe, wie viel dem Land die Unterstützung und Pflege behinderter Menschen wert sei. An dieser Stelle Geld zu sparen, sei nicht hinnehmbar, sagte er.
Die Mitgliederversammlung des Gustav-von-Diest-Vereins bestätigte am Samstag diesen Standpunkt ausdrücklich. Gut zu wissen: 60 Mitarbeiter in allen betreuerischen und technischen Bereichen, kümmern sich meist in Teilzeit um die gegenwärtig 76 Bewohner.
„Wir wollen nicht gegen, sondern gemeinsam mit den staatlichen Stellen das Beste dafür tun, dass die Betroffenen ihren individuellen Möglichkeiten entsprechend die ihnen zustehende Fürsorge erhalten“, unterstreicht Diakon Andreas Gebhardt im Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung.
Fördermittel werden gebraucht
Ein Punkt, der dafür außerdem ins Gewicht fällt, ist die dringend notwendige Sanierung des „Grünen Hauses“, in dem seit geraumer Zeit die Tagesförderung etabliert ist. Seine bauliche Situation sei sowohl für die behinderten Menschen als auch für die Beschäftigten unzureichend (MZ berichtete bereits). „Für eine grundlegende und nachhaltige Verbesserung wurde eine Investition in Höhe von 1,5 Millionen Euro von Experten veranschlagt“, zeigt Andreas Gebhardt auf. Am schönsten wäre es gewesen, wenn die Zusage der notwendigen EU-Fördermittel bereits zur Baumpflanzaktion vorgelegen hätte. „Das konnten wir leider nicht erreichen. Aber wir sind mit den entsprechenden Stellen im Gespräch“, gibt er zu verstehen.