Diamantene Konfirmation Diamantene Konfirmation: Ohrfeige für mangelhafte Kenntnisse

Prettin/MZ - Nein, wie 74 sehen die vier Damen nicht aus, die gemeinsam mit Freunden und Familie an der hübsch eingedeckten Tafel im Fährhaus Prettin Platz genommen haben. Und doch, sie sind Jahrgang 1939, liegt ein bewegtes Leben hinter ihnen. Aber davon ist weniger die Rede als vielmehr von den Erlebnissen in der Schulzeit. So von ihrer Konfirmation bei Pfarrer Lange, die der eigentliche Grund ihres Zusammentreffens am Sonntag ist. Anlässlich ihrer diamantenen Konfirmation sind zwei von ihnen von auswärts angereist. Die eine, Johanna Schmidt, aus München, die andere, Brigitte Gast, aus Berlin. Weshalb von den ehemals zwei Klassen nur so wenige kamen, können sich die vier nicht erklären. Das sei schade, immerhin standen auf des Pfarrers Liste 24 Namen.
Aber auch so wurde die diamantene Konfirmation ein großes Erlebnis für die Seniorinnen. Auch, weil Pfarrer Heinze das umsetzte, was er vor dem feierlichen Einzug in die Prettiner Kirche versprach: „Ob vier oder 40 Konfirmanden, wir nehmen uns Zeit, das Fest zu feiern.“ Daher stand auch der Kirchenchor bereit und Kantorin Eva- Maria Glüer begleitete die Chorsänger ebenso wie die Gemeinde musikalisch.
Als Gleichnis hatte sich der Pfarrer, ausgestattet mit moderner Projektionstechnik, einen Wald ausgesucht. Auf der Leinwand sahen die Anwesenden zwischen den Bäumen einige Lücken. „Bäume, die tief im Glauben wurzeln“, so Hans-Jörg Heinze, „treiben nach einem Sturm besonders stark aus. Andere, denen der Glaube gefehlt hat, wurden entwurzelt.“ Manche Bäume schienen verdorrt. Sie stünden sinnbildlich für Menschen, die mit ihrem Glauben nichts anfangen. Sie würden nicht sehen, dass Gott ihnen Hoffnung und Halt im Sturm sein könne. „Es lohnt sich“, so der Pfarrer weiter, „einen festen Glauben zu haben, den nichts erschüttern kann. Für jeden, der geboren wird und sich zum Glauben bekennt, wird ein neuer Baum gepflanzt.“ Erneut zum Glauben bekannten sich und erhielten Gottes Segen auch Helga Kreiter und Inge Zwiersch, die noch heute in Prettin wohnen. Mit Urkunde, Blümchen und einer CD mit Musikaufnahmen aus der Kirche stellten sie sich mit dem Pfarrer vor der Kirche den Fotografen.
Im Fährhaus angekommen, dauerte es keine fünf Minuten, da war bereits der schönste Plausch im Gange. Zwangsläufig wurden anhand alter Fotos die Lebenswege der Schulkameraden rekonstruiert. Da erinnerte man sich auch an weniger schöne Erlebnisse, wie den Lehrer, der stets mit einem Stock durch die Reihen ging und auf die Fingerkuppen schlug. Eine Ohrfeige gab es dafür, dass die Quelle und die Mündung der Elbe nicht exakt auf der Karte gezeigt werden konnte. Wie sich solche Dinge doch ins Gedächtnis einbrennen und noch nach über 60 Jahren präsent sind. Genauso wie die schwarzen Schleifen in den Zöpfen, die sie als Trauerflor trugen, als Stalin 1953 gestorben war oder der Schwanz, den die frechen Schüler dem armen Lehrer Dünnebier hinten ans Jackett gehängt hatten. Und natürlich sprach man über Benno, der heute in der Nähe von Potsdam lebt. Der sprang damals, um den Mädchen zu imponieren, aus der obersten Etage.