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Deutsches Rotes Kreuz Deutsches Rotes Kreuz: Lebensretter werden geehrt

Von Gabi Zahn 05.02.2015, 18:36
Ehrung für Bert Weiner aus Jessen: Der langjähriger Hubschrauberpilot der Bundeswehr (r.) hat bisher 79 Mal Blut gespendet. Rainer Moog aus Cottbus (l.) und Elke Obst aus Herzberg würdigen diesen Ehrendienst.
Ehrung für Bert Weiner aus Jessen: Der langjähriger Hubschrauberpilot der Bundeswehr (r.) hat bisher 79 Mal Blut gespendet. Rainer Moog aus Cottbus (l.) und Elke Obst aus Herzberg würdigen diesen Ehrendienst. G. Zahn Lizenz

Holzdorf/Herzberg - 35 Frauen und Männer aus der Region Elbe-Elster, die bisher mindestens 50 Mal – einige sogar mehr als 75 Mal – von ihrem Lebenssaft abgaben, werden vom Deutschen Roten Kreuz, Kreisverband (KV) Elbe-Elster Nord geehrt. Ihr unentgeltlicher Hilfsdienst wird im Rahmen eines festlichen Abends im noblen Ambiente des Grochwitzer Schlosses in Herzberg gewürdigt.

Würdigung kommt gut an

Pianist Christopher Lichtenstein spielt Chopin - die Polonaise in A-Dur. Spätestens jetzt wird den Hauptpersonen feierlich zumute. Sie sitzen an runden, überaus festlich gedeckten Tischen. Kristallene Kronleuchter und brennende Kerzen hüllen den herrschaftlichen Raum in angenehmes Licht. Seit vielen Jahren wird die Ehrung der langjährigen Blutspender, vorbereitet von DRK-Mitarbeiterin Annett Heyne, im brandenburgischen Altkreis Herzberg auf diese Weise zelebriert. Die Würdigung kommt sehr gut an, auch wenn niemand „nur deswegen“ spendet, wie Simone Polzyn aus Jagsal bekundet: „Ich schenke mir ja selbst ein gutes Gefühl, wenn ich anderen Menschen helfe. Nur hätte ich früher damit anfangen sollen.“ Diese Selbstkritik erscheint etwas hart, wenn man weiß, dass die 38-Jährige bereits für die 50. Spende geehrt wird und damit ebenso wie alle anderen vielfacher Lebensretter ist.

Die nächsten Möglichkeiten, bei Terminen der Deutschen Roten Kreuzes in der Jessener Region Blut zu spenden, gibt es am 27. Februar in der Seydaer Grundschule (15.30 bis 19.30 Uhr), am 6. März in der Max-Lingner-Grundschule von Jessen (15.30 bis 20 Uhr), am 10. März im ehemaligen Gemeindebüro in Linda (16.30 bis 19.30 Uhr) sowie am 12. März in Jessens Nordschule (15.30 bis 20 Uhr). (gzn)

Dazu zählt auch Bert Weiner aus Jessen. Der 53-jährige Hauptmann der Bundeswehr dient am Standort Holzdorf/Schönewalde. Bis Ende 2013 hat er fast 30 Jahre lang als Pilot den Rettungshubschrauber BEL UH-1D gesteuert und weiß: „Oft werden auf dem Luftweg auch lebensrettende Blutkonserven transportiert. Da zählt jede Sekunde. Furchtbar, wenn ein Einsatz scheitern würde, weil diese nicht in der passenden Blutgruppe zur Verfügung stehen.“ Zudem bewegt ihn die dankbare Erinnerung an eine sehr schmerzhafte Erfahrung: „Meine Tochter Juliane hat nach einem schweren Autounfall vier Wochen lang ums Überleben gekämpft. Ohne Spenderblut hätte sie es nicht geschafft. So etwas prägt.“ Bert Weiner hat kürzlich seine 79. Spende geleistet.

Mit 69 Lenzen zählt Jürgen Freiwald zu den Ältesten in der Runde: „Bis zum 72. Lebensjahr darf man spenden. Ein paar Jahre lang kann ich also noch mithalten“, kündigt er schmunzelnd an. Solche Töne stimmen Dr. Elke Obst, ehrenamtlich agierende Vorstandsvorsitzende des DRK-Kreisverbandes Elbe-Elster Nord, mindestens ebenso froh wie Chopins Musik: „Was Sie den Patienten geben, ist unbezahlbar. Dafür danken wir herzlich. Dieser Abend, das festliche Essen, die überreichte Ehrennadel und unsere Präsente können nur eine kleine Anerkennung dafür sein“, relativiert sie. Als Notärztin im Herzberger Klinikum erlebt Dr. Obst fast täglich, wie wichtig der rote Lebenssaft ist. Fakten und Zahlen des DRK veranschaulichen, dass allein für eine Herzoperation bis zu zehn Liter Blut gebraucht werden. Eine noch größere Menge wird für die Therapie von Krebskranken benötigt. Auch für innere Krankheiten, für die Unfallchirurgie, Blutarmut und Geburtshilfe sind Blutkonserven lebensnotwendig. Daher reichen 15 000 Spenden in Deutschland lediglich einen Tag.

Die Auszeichnung begleitet Professor Dr. Rainer Moog, Leiter des Instituts für Transfusionsmedizin beim DRK-Blutspendedienst Nord-Ost aus Cottbus: „Es ist zwar nicht wesentlich schwerer geworden, Menschen für diese Sache zu motivieren, aber die Altersstruktur der Gesellschaft macht sich bemerkbar“, deswegen gehe man verstärkt auch auf potenzielle Erstspender zu, lässt er wissen. Moog überreicht persönlich je eine dunkelrote Rose an die Geehrten.

Selbstdisziplin gehört dazu

Frank Schülzke aus Schönewalde bekennt: „Eine gewisse Selbstdisziplin, regelmäßig hinzugehen, gehört dazu.“ Nicht nur er, sondern auch seine Ehefrau Kerstin spendet Blut. Gut zu wissen: In Herzberg, Schlieben, Lebusa, Falkenberg, Uebigau, Schönewalde und in der Bundeswehr-Dienststelle Holzdorf gab es im Vorjahr insgesamt 55 Termine, die 2 100 Liter des kostbaren Lebenselixiers einbrachten. Jede Spende kann bis zu drei Patienten helfen. Andreas Lehmann aus Schlieben kommentiert: „Vielleicht bin ich selbst einmal dran.“ Der 36-Jährige erzählt: „Beruflich fahre ich viel Auto und in der Freizeit Motorrad. Als Jugendlicher habe ich einige Freunde durch Verkehrsunfälle verloren. Das macht sensibel.“

Bärbel Reichenberger, zuständige DRK-Gebietsreferentin, bringt es aus ihrer Sicht auf den Punkt: „Wir bieten fachliche Kompetenz, einen hohen Hygiene-Standard, beste Betreuung und Fürsorge. Wer zu uns kommt, soll spüren, dass wir ihn als Mensch mit seinen Gefühlen und Befindlichkeiten wahrnehmen. Der Blutspender ist für uns kein Warenlieferant. Darauf kann sich jeder verlassen.“ (mz)

Diese Damen und Herren haben mindestens 50, viele schon über 75 Mal Blut gespendet. Das DRK Elbe-Elster Nord dankt ihnen dafür in Herzberg.
Diese Damen und Herren haben mindestens 50, viele schon über 75 Mal Blut gespendet. Das DRK Elbe-Elster Nord dankt ihnen dafür in Herzberg.
G. Zahn Lizenz