Corona-Schutz in Jessen Corona-Schutz in Jessen: Masken und kein Ende

Jessen - Die gute Nachricht vorneweg: In allen Apotheken im Jessener Land gibt es genügend Vorräte an medizinischen Masken. Zudem sind die FFP2 und OP-Masken, die jetzt beim Einkaufen sowie in Bus und Bahn bundesweit zur Pflicht werden, mittlerweile auch in Supermärkten und Drogerien erhältlich.
Dass die Apotheken dennoch aus dem Stress um die Masken nicht herauskommen, wie die Chefin der Elsteraner Anker-Apotheke Britta Hoffmann sagt, hängt mit den Berechtigungsscheinen für Menschen ab 60 Jahre und besondere Risikogruppen zusammen, die laut Beschluss der Bundesregierung Anspruch auf zweimal sechs FFP2- Masken gegen eine Zuzahlung von je zwei Euro haben.
Eine Bescheinigung von der Krankenkasse reicht da nicht aus. Die Berechtigungsscheine, so will es der Gesetzgeber, werden weitgehend fälschungssicher in der Bundesdruckerei hergestellt. Bei den Krankenkassen werden diese dann mit vorbereiteten Briefen an die anspruchsberechtigten Versicherten geschickt. „Wir sind nur die Gehilfen“, sagt der Sprecher der IKK „gesund plus“ Sachsen-Anhalt, Gunnar Mollenhauer.
„Aber wir kriegen den Unmut der Versicherten zu spüren. Wir müssen auf die Dokumente aus der Bundesdruckerei warten, das eint alle Kassen“, so der Magdeburger. Er sei überzeugt, dass es einfachere Wege gegeben hätte. „Aber man hat uns ja nicht gefragt. Uns bei den Kassen steht es bis sonstwo“, macht er seinem Unmut Luft.
Erst ein Zehntel ist bedient
Allein die AOK in Sachsen-Anhalt hat 400.000 Anspruchsberechtigte. Wie Sprecherin Anna-Kristina Mahler berichtet, sind die ersten 44.000 Berechtigungsscheine am Dienstag voriger Woche verschickt worden. Im Kreis Wittenberg hat die AOK rund 26.500 anspruchsberechtigte Versicherte. „Wie viele von ihnen den Brief schon bekommen haben, können wir allerdings nicht auswerten“, so Mahler.
„Wir bitten all diejenigen um Geduld, die ihre Berechtigung noch nicht haben.“ In der Prettiner Löwen-Apotheke haben laut Inhaberin Peggy Brunn die ersten AOK-Kunden ihre Scheine bereits eingelöst. „Die AOK in Sachsen ist offenbar noch nicht soweit“, sagt sie. Die Apotheke hat auch Stammkunden aus den sächsischen Nachbarorten.
Die Landesgeschäftsstellen der Barmer und der DAK können keine detaillierten Zahlen über den Stand der Versorgung im Land, geschweige denn im Kreis Wittenberg nennen. Die DAK habe bundesweit etwa drei Millionen Gutscheine zu versenden, ein Drittel sei abgearbeitet, informiert Stefan Poetig. Bei der Barmer sind von insgesamt 4,5 Millionen bestellten Vouchern etwa 1,7 Millionen versandt.
Unklarheit herrsche bei denen, die zwischenzeitlich die Krankenkasse gewechselt haben. „Stichtag ist der 15. Dezember 2020“, informiert Anna-Kristina Mahler dazu. „Die Berechtigten bekommen die Scheine von der Krankenkasse zugeschickt, bei der sie zu diesem Datum versichert waren.“
OP-Masken für Kinder
In den Apotheken werden die Berechtigungsscheine eingescannt und abgezeichnet wie Rezepte, analog erfolgt die Abrechnung bei den Krankenkassen. „Das ist Stress“, sagt Britta Hoffmann zum Aufwand. „Alles ist über unsere Köpfe hinweg entschieden worden.“ In der Anker-Apotheke können die Versicherten beide Scheine zugleich einlösen. „Es ist doch widersinnig“, so die Elsteranerin, „da heißt es Kontakte vermeiden, aber die Leute sollen zweimal kommen.“
Die Eigenbeteiligung von zwei Euro pro Voucher wird in Elster erhoben. Es gibt Apotheken, die aus Werbezwecken darauf verzichten. „Ich finde das unkollegial“, sagt Britta Hoffmann dazu. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekenverbände hält das zwar nicht für ratsam, rechtlich sei es aber nicht zu unterbinden.
Im Freiverkauf geben die Apotheken Mengenrabatt. Der Einzelpreis von FFP2-Masken sinkt z. B. in der Prettiner Löwenapotheke bei Abnahme von zehn Stück um einen Euro.
Schlange gestanden haben die Kunden wegen der Masken diese Woche auch vor Annaburgs Schloss-Apotheke. „Wir haben genug“, versichert Ines Döge. Einzeln oder im Dreierpack werden die FFP2-Masken verkauft. Auch die günstigeren OP-Masken können einzeln gekauft werden. „Wir haben die auch im Set zu 15 Stück mit einem Sterilium.“ Ines Döge erinnert daran, dass die Maskenpflicht auch für Kinder ab sechs Jahre gilt. „Für sie gibt es die kleineren OP-Masken“, so die Annaburger Apothekerin.
Tragedauer der FFP2-Maske ist begrenzt
Die FFP2-Maske wurde als Schutzausrüstung am Arbeitsplatz zum Herausfiltern feinster Partikel und schädlicher Aerosole entwickelt. Und so ist das Tragen von FFP2- und FFP3-Masken von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) klar geregelt. Demnach darf die Tragedauer von Atemschutzmasken und Filtergeräten der Schutzstufe FFP2 ohne Ausatemventil längstens 75 Minuten mit anschließender Mindesterholungsdauer von 30 Minuten betragen (DGUV-Regel 112-190, Benutzung von Atemschutzgeräten).
Pro Arbeitsschicht darf es drei solcher Intervalle geben. Auf die Frage der MZ, wie damit etwa bei längeren Zugfahrten oder Flügen umzugehen ist, antwortet Elke Biesel, Stellvertretende Pressesprecherin der DGUV: „Solche Masken sind ursprünglich nicht für die private Verwendung vorgesehen, das macht es schwierig, die Regeln, die für den professionellen Einsatz geschaffen wurden, eins zu eins zu übertragen.“
Da aber der körperliche Einsatz etwa beim Zugfahren ein anderer sei als bei der Arbeit , dürfte in den meisten Fällen die Belastung beim Tragen der FFP2-Maske unkritisch sein, heißt es in einer beigefügten Pressemitteilung.
Wer sich unsicher sei, dem werde Rücksprache mit dem Hausarzt empfohlen. Von jeglicher Aufbereitung zur Wiederverwendung der FFP2-Masken raten die Experten ab, da solche Behandlungen die Filterleistung erheblich beeinträchtigen oder ganz zunichtemachen könnten. (mz)
