1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Bundeswehr in Holzdorf: Bundeswehr in Holzdorf: Deutsch für die Freizeit

Bundeswehr in Holzdorf Bundeswehr in Holzdorf: Deutsch für die Freizeit

Von Sven gückel 24.02.2014, 20:16
Kane Chapman und Ben Pryor trainieren in Holzdorf am Simulator.
Kane Chapman und Ben Pryor trainieren in Holzdorf am Simulator. Gückel Lizenz

Holzdorf/MZ - Auch wenn die Hubschrauber des Typs NH90 gemäß einer Entscheidung des Verteidigungsministeriums vom Bundeswehrstandort Holzdorf wieder abgezogen wurden, so bleiben sie zumindest im Flugsimulator bis zur Umrüstung auf die CH-53 weiterhin präsent. Auf ihm absolvieren derzeit auch Piloten aus dem fernen Neuseeland umfassende Trainingsstunden.

In Afghanistan unter Beschuss

Kane Chapman und Ben Pryor sind erfahrene Piloten. Beide Offiziere dienen seit 18 Jahren in der Royal New Zealand Air Force, der Luftwaffe ihres Heimatlandes Neuseeland. Austauschprogramme, wie sie bei verbündeten Militärs weltweit üblich sind, führten sie unter anderem nach England, Deutschland oder in den Einsatz nach Afghanistan. Als Austauschpilot und Kapitän einer britischen CH-47 Chinook, einem zweimotorigen Transporthubschrauber mit Tandem-Rotoranordnung, kam Ben Pryor dabei auch in der Region Helmand zum Einsatz, einer der am heftigsten umkämpften Regionen Afghanistans.

Am 22. April 2012 begleiteten er und seine Crew Spezialkräfte der britischen Armee, sicherten deren Mission als medizinischer Rettungshubschrauber ab. Selbst unter schwerem Beschuss stehend, entschloss sich Pryor an diesem Tag zu einer Landung, um verwundete Soldaten aufzunehmen. Für ihn der alltägliche Job, seinen Kameraden rettete er damit aber wohl das Leben. Ben Pryor ist ein schweigsamer Mensch. Darüber zu reden, ist nicht seine Art. Über den Vorfall und die Tapferkeitsmedaille, die der 39-Jährige dafür erhielt, berichtete stattdessen die Presse ausführlich.

Pryor konzentriert sich viel lieber auf die Gegenwart, stellt die Vergangenheit hinten an. Sein aktuelles Augenmerk gilt wie bei Kane Chapman dem NH90, den sie künftig fliegen und beherrschen wollen. Acht dieser Hubschrauber hat Neuseeland gekauft um die betagte Bell UH-1 zu ersetzen. Sieben sind bereits im Inselstaat, ein letzter folgt Mitte diesen Jahres. Bis dahin sollen auch die zwölf Crews ausgebildet sein, die für den Einsatz der Maschinen erforderlich sind. Üblich ist, dass Piloten ihre ersten Einweisungen auf einem Simulator erhalten. Da Neuseeland selbst keinen besitzt, werden die Piloten und Bordtechniker des Landes von anderen Nationen geschult. Australien, aber auch Italien und Deutschland gehören dazu. „Auch wenn der Realflug mit dem in der simulierten Umgebung nur bedingt vergleichbar ist, so ist der Simulator für die fliegerische Ausbildung doch unabdingbar“, sagt Torsten Böttcher, Leiter des von der Firma HFTS betriebenen NH90-Simulators am Fliegerhorst Holzdorf. So lassen sich auf ihm gefahrlos und umweltschonend Verfahren und Abläufe trainieren, derer es bedarf, um einen Hightech-Hubschrauber wie den NH90 fliegen zu können. Zudem, ergänzt Ausbilder Rüdiger Berger, ließen sich im Cockpit eines Simulators alle Situationen nachstellen, die Piloten sonst nur im Notfall oder Einsatz erleben. Drei Wochen trainieren Chapman und Pryor in Holzdorf. Mit dem dabei vermittelten Wissen im Gepäck geht es für die beiden Majore Ende Februar wieder zurück in die deutlich wärmere Heimat, wo die Realflugausbildung auf sie wartet.

Eine erneute Wiederkehr nach Deutschland wollen sie nicht ausschließen. Immerhin waren vor ihnen in diesem Jahr schon einmal zwölf Piloten und Bordtechniker in Holzdorf, um ein ähnliches NH90-Simulatortraining zu durchlaufen. Doch auch ein abermaliger Austausch ist im Rahmen des Möglichen.

Fluglehrer in Bückeburg

Während Ben Pryor wie erwähnt bereits mehrere Monate in England und Afghanistan eingesetzt wurde, war Kane Chapman für zweieinhalb Jahre als Austauschpilot und Fluglehrer an der Heeresfliegerwaffenschule im niedersächsischen Bückeburg tätig. Ein paar Deutschkenntnisse sind aus dieser Zeit durchaus haften geblieben, gibt er lächelnd zu. Geholfen haben ihm diese auf jeden Fall im Verlaufe des touristischen Rahmenprogramms, das sie sich neben ihrer Ausbildung gönnten. Unter anderem standen Tagestouren nach Berlin, Dresden und auf die Festung Colditz auf dem Programm.