1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Bühne: Bühne: Spejbl und Hurvinek in Jessen ganz groß

Bühne Bühne: Spejbl und Hurvinek in Jessen ganz groß

Von Andreas Richter 09.08.2002, 16:55

Jessen/MZ. - "Denn wer keinen Spaß versteht, den finden wir dumm." Nun, dumm brauchten die Knirpse aus der Tagesstätte "Villa Teige" niemanden zu finden. Denn obwohl es teilweise schon deftig zur Sache ging, die Besucher des Heimatabends hatten sich von vornherein auf Spaß und gute Stimmung eingestellt. Und das Publikum, das das große Festzelt bis auf den letzten Platz füllte, wurde bestens bedient. Fast drei Stunden zelebrierten die Akteure auf der Bühne ein märchenhaftes Feuerwerk.

Wo anfangen, wo aufhören? Na beginnen wir doch einfach mal fast am Schluss. Da gab es nämlich ein Duo, welches viele kennen, und das in doppelter Hinsicht. Hurvinek und Spejbl, alias Simone Woick und Hans-Joachim Schneider, eroberten die Bühne und philosophierten über dieses Städtchen Jessen. Das kannten die tschechischen Gäste nämlich nicht. Während Papa Spejbl wenigstens halbwegs den Durchblick hatte, kam Sohnemann Hurvinek vollkommen durcheinander. Es ist aber auch nicht einfach zu kapieren, dass Jessen eine Schwarze Elster hat, die nicht in der Luft herumschwirrt.

Beeindruckt war Hurvinek vor allem von der Tatsache, dass in Jessen ein Schloss steht und die Stadt folglich einen König haben müsste. "Und Papa, ist der König auch niedlich", fragte er denn gleich keck nach. Dieser schlichtweg geniale Programmpart wurde mit tosendem Applaus belohnt.

Kein Heimatabend ohne Tänzerinnen und Tänzer. Da waren in diesem Jahr nicht nur die einzelnen Gruppen nebst Solosängerin des Freizeittreffs "Wiesengrund" zu erleben. Die "Kesse Sohle" weckte Erinnerungen, die Tanzgruppe des Jessener SV 53 gab sich äußerst modern. Allesamt optische Leckerbissen. Per excellence absolvierte Klaus Winne seinen Auftritt. Wohl die wenigsten hätten ihm soviel Wiener Charme bei seinem dialektsicheren Vortrag des Reblaus-Liedes zugetraut.

Die Mannen um Achim Soldmann dürfen mit ihren musikalischen Jahresrückblick keineswegs fehlen. "Jessen im Wandel der Zeit", untermalt von Bildern. Dabei kamen die Herren nicht umhin, die Entwicklung der Stadt als Einkaufsparadies zu interpretieren. Wenn es so weiter gehe, schlussfolgerten sie, habe bald jeder seinen eigenen Einkaufsmarkt, brauche nicht mehr so weit mit dem Auto fahren. Beispiele gefällig? Aus dem Elster-Center könnte das Henriette-Hain-Center werden und Familie Hanisch hätte die Chance, künftig im Pamp''l-Markt einzukaufen.

Einer durfte nicht fehlen an diesem Abend. Der Herr der Stadt, der für drei Stunden sogar in den Königsstand erhoben wurde. Dietmar Brettschneider wurde in der goldenen Sänfte in das Zelt transportiert und, wie das im Märchen so ist, bewunderte er sich als Erstes im Spiegel und hatte noch einige Fragen. Spiegel-Sprecher Gunter Danneberg hielt mit der Wahrheit nicht hinterm Berg und bescheinigte König Dietmar, "dass er der Größte sei, und zwar in der Breite".

Den roten Faden durch das Programm sponnen Nachtwächter Lothar Günther und Märchentante Elke Kuhl. Dabei hatte Elke Kuhl den ruhigsten Job des Abends. Sie konnte es sich die ganze Zeit im Schaukelstuhl gemütlich machen und hatte damit den besten Ausblick. Beispielsweise auf Schneewittchen Astrid Haubenschild, deren sieben Zwerge keine Lust hatten zu arbeiten und dafür heftig über die Entwicklung des Zwergenreiches diskutierten. Da sehe es nämlich nicht so rosig aus. Der Ossi-Zwerg in der Runde bekannte, "dass wir das Licht am Ende des Tunnels noch nicht gesehen haben, obwohl schon viele Leuchten bei uns waren". Die Schüler-Rapper Deddo Lehmann, Benno Loff und Torsten vom Schloss warnten eindringlichst, "nicht mit den Lehrern zu poppen". Und auch Vater Abraham (Jochen Kühne) ließ es sich nicht nehmen, mit seinen Schlümpfen vorbeizuschauen.

Für Verblüffung sorgte bei manchen der Auftritt von Kantor Volkmar Genterczewsky, der zusammen mit Simone Woick Blumenkinderzeiten auferstehen ließ. Und ganz zum Schluss verzauberten die Hofsänger "Phantastica Gymnasia" um Udo Sommer die Zuschauer mit wunderbarem Live-Gesang.