Blutspende in Herzberg Blutspende in Herzberg: So viele, und doch nie genug

Herzberg/MZ - Jeder in der festlichen Runde im Grochwitzer Schloss hat seine ganz persönliche Motivation dafür, warum er regelmäßig Blut spendet. Bei Martina Böer (52) aus Krassig war es die Krebserkrankung ihres Vaters, bei Sigrid Matthias aus Lebusa die eigene Blinddarmoperation. Ohne fremde Blutspende hätte sie diese als 18-Jährige nicht überlebt. Beide waren inzwischen 50, andere sogar 75 Mal zum Aderlass.
Leichte Steigerung
Die Statistik ist erfreulich: Bei den insgesamt 58 Blutspendeterminen im Bereich Herzberg gab es 2013 durchschnittlich jeweils 76 Spenden. Das bedeutet eine leichte Steigerung zum Vorjahr. Dr. Elke Obst, ehrenamtlich agierende Vorstandsvorsitzende beim DRK Elbe-Elster Nord, nimmt diese Zahlen zum Anlass, den mehr als 30 Frauen und Männern herzlich zu danken. „Sie haben großen Anteil daran. Worte und Geschenke können nicht aufwiegen, was Sie für andere Menschen tun. Als Notärztin erlebe ich fast täglich Situationen, in denen Unfallopfer oder Schwerkranke ohne Bluttransfusionen verloren wären. Wir haben zwar viele Spender, aber es könnten noch mehr sein.“
Wichtig sei auch, junge Menschen ab dem 18. Lebensjahr dafür zu gewinnen. Trotz Forschungen: Bisher sei es niemandem gelungen, künstliches Blut herzustellen, zeigt die Ärztin auf. Dr. Obst lädt die Blutspender herzlich ein: „Erleben Sie diesen schönen Abend, genießen Sie das gute Essen als unser aller Dankeschön. Das sage ich stellvertretend für meine Kollegen und vor allem auch im Namen der betroffenen Patienten.“
Klaviermusik zum Auftakt
Mit beschwingter Klaviermusik, vorgetragen von Christopher Lichtenstein, hatte der Abend im Festsaal des Schlosses begonnen. Bianka Sebischka-Klaus, neue Geschäftsführerin des Kreisverbandes, und ihre Mitarbeiter überreichen jedem Spender persönlich die ihm zugedachten Auszeichnungen und Präsente.
Mit Prof. Dr. Rainer Moog dankt auch der neue Leiter des Instituts für Transfusionsmedizin beim DRK-Blutspendedienst Nord-Ost in Cottbus den Anwesenden und stellt einen weiteren Gast vor: Diana Twarz aus Spremberg. Sie ist eine ehemalige Leukämiepatientin: „Bluttransfusionen, Stammzellenspenden und -transplantationen haben mir das Leben gerettet“, sagt sie. Heute arbeitet die 41-Jährige als Referentin in der Deutschen Blutstammzellenspenderdatei (DSSD). Sie erzählt über den schwärzesten Moment in ihrem Leben, von der Diagnose im Jahr 2000: akute lymphatische Leukämie, eine besonders aggressive Form des Blutkrebses. „Ich war gerade ins Ausland gegangen, hatte berufliche Pläne.“ Sie kehrt zurück, geht das Wagnis ein, für dieses eine einzige Leben zu kämpfen. Jetzt hat sie selbst die Chance, Erkrankten Mut zu machen und Gesunde für das so wichtige Blutspenden zu gewinnen.
Weitermachen zugesichert
Bärbel Borchert (62) aus Schönewalde, die bereits 75 Mal ihren Lebenssaft zur Verfügung gestellt hat, bekundet: „Ich werde auf jeden Fall weiter machen, solange ich kann.“ Dasselbe gilt für Martin Köditz (64) aus Polzen: „Ich weiß, dass ich eine seltene Blutgruppe habe. Gut, wenn ich damit anderen helfen kann. Außerdem bekomme ich auf diese Weise selbst einen gratis Gesundheitscheck.“
Etwas Wehmut gibt es dennoch in der Feierstunde: Mit Ilse Radke (72) und Karin Jarmicki (71) wird die „Schnitzelbrigade“ verabschiedet. Die beiden Frauen haben über Jahrzehnte die Versorgung bei vielen Blutspendeterminen in der Region abgesichert.
