Blitz-Marathon in Kreis Wittenberg Blitz-Marathon in Kreis Wittenberg: Achtungszeichen gegen Temposünder

Jessen/MZ - Runter vom Gas. Das gilt natürlich immer, am Donnerstag aber ganz besonders. Wer nicht so genau hinschaut oder zu den notorischen Rasern gehört, dem könnte es kräftig ans Portemonnaie gehen. Auch im Kreis Wittenberg spielt der bundesweite so genannte Blitzer-Marathon eine gewichtige Rolle. Über zwanzig Standorte hat die Polizei benannt, wo die Geschwindigkeit gemessen werden soll. Es sei denn, die jeweiligen Beamten werden zu aktuellen Einsätzen gerufen. Die „normale“ Arbeit muss auch getan werden.
Rund 100 Beamte in der Direktion Ost im Einsatz
Zwar gehört zum „Blitzer-Marathon“ die Bekanntgabe der Orte, an denen das Tempo gemessen wird. Die genaue Zeit will der Desssauer Polizeisprecher Steffen Kind freilich nicht verraten. Die Aktion läuft 24 Stunden, von Donnerstagfrüh 6 Uhr bis morgen früh 6 Uhr. Bisweilen werden eingesetzte Polizisten von einem zum anderen Blitz-Ort ziehen. Zwar habe die Polizei „weder Kosten noch Mühen gescheut“, um den Marathon hier in Szene zu setzen, dass das Personal knapp ist, ist allerdings kein Geheimnis. Laut Kind sind im Bereich der Direktion Ost knapp hundert Beamte im Dienst an der „Messfront“. Das Hauptaugenmerk liege auf dem Thema Tempo. Denn überhöhte Geschwindigkeit sei ganz klar die Hauptursache bei schweren Unfällen. Der Polizist hofft, dass der Blitzer-Marathon Spuren hinterlässt, also Wirkung zeigt bei den Verkehrsteilnehmern.
Das wünscht sich auch Reinhard Kuhnt von der Verkehrswacht in Oranienbaum. Er spricht von einem dringend nötigen „Achtungszeichen“, ist sich aber im klaren darüber, „dass danach eine ganze Weile Ruhe sein wird“. Der Mann von der Verkehrswacht wünscht sich mehr Kontrollen.
Taxifahrer sind skeptisch
Jene, die Tag für Tag professionell unterwegs sind, bewerten eine solche Aktion mit eher skeptischem Unterton. Der Jessener Taxifahrer Heiner Schulz etwa schätzt ein, recht vorsichtig zu fahren, „aber ich habe natürlich selber schon bezahlt“. Insofern geraten natürlich auch jene Vielfahrer ins Visier, die aufmerksam und routiniert, der Verkehrslage entsprechend fahren - dabei aber eben nicht in jedem Moment auf den Tacho starren. Nicht nur Schulz meint, dass die Blitzaktionen die eigentlichen Verkehrsgefährder gar nicht erfassen. Zum Beispiel beobachte er zunehmend, dass Fahrer beim Überholen oder Spurwechseln gar nicht mehr blinken.
Auch sein Kollege Olaf Regent, Taxifahrer in der gleichnamigen Jessener Firma, sieht das Blitzen mit geteilten Empfindungen. „Es kommt immer darauf an, wo sie stehen. Wenn das in 30er-Zonen an Schulen oder in der Stadt geschieht, ist nichts auszusetzen. Aber auf offener Landstraße ist das eher Quatsch.“
Aktion gegen Berufs- und Alltagsverkehr?
Als „nicht wirklich hilfreich“ umschreibt vorsichtig Uwe Thier von der Touristik und Service GmbH in Jessen, die Sache. An Punkten, an denen zahlreiche Unfälle geschehen, sei das sicher richtig, so seine Meinung. Aber oft werde an Stellen geblitzt, wo es kaum eine Gefährdung gibt. Thier ist der Meinung, dass eine Aktion wie am Donnerstag, die sich vornehmlich gegen den Berufs- und Alltagsverkehr richtet, weniger hilfreich ist. „Sondern die Polizei müsste sich um die Jugendlichen kümmern, die sich nachts an den Tankstellen treffen und dann Rennen fahren.“