Besonderer Religionsunterricht Besonderer Religionsunterricht : Oblatenmissionar besucht Evangelische Grundschule

Holzdorf - Wann kann man als Viertklässler schon mal einen Pater aus einem echten Kloster in seinem Religionsunterricht begrüßen? An der Evangelischen Grundschule Holzdorf war das in dieser Woche der Fall.
Schulleiterin Betty Riedel und Religionslehrerin Elisabeth von Campenhausen nutzten die Möglichkeit, die sich mit den Tagen der Glaubenserneuerung der Pfarrei St. Marien Wittenberg, die bis nach Jessen und Annaburg reicht, bot und luden Pater Martin Wolf OMI zu einer Doppelstunde ein.
Natürlich hatten die 13 Mädchen und Jungen jede Menge Fragen an den Geistlichen. Doch bevor sie damit zum Zuge kamen, stellte der Mann, der seit 1990 zu den „Hünfelder Oblaten“ gehört und seit 2013 der Superior ihres dortigen Klosters St. Bonifatius ist, sich und seine Gemeinschaft, die Oblatenmissionare, sowie ihr Tun vor.
Letzteres verpackte er in eine gleichnishafte Geschichte von einem Kollegen in Kanada. Der ging nicht zu Fuß, wie es Missionare sonst tun, zu den Menschen hinaus, um ihnen etwas von Gott zu erzählen, sondern nutzte dafür ein Wasserflugzeug. In dem führte er alles mit, was er brauchte, um den Leuten Jesus näher zu bringen.
Symbolhaft verwendete Pater Martin Wolf dafür einen gefalteten Papierflieger. Der geriet - so seine Schilderung - in ein sehr schweres Unwetter und stürzte ab. Mit einer Schere als Blitzersatz zerteilte der Pater den Papierflieger und schaute gemeinsam mit den Religionsschülern nach, was in den „Trümmern“ zu entdecken war.
Das größte Teil des Papierwracks ergab - auseinandergefaltet - ein Kreuz. Und schon wurde in einem munteren Gespräch die Bedeutung des Kreuzes erörtert - quer durch die Leidensgeschichte Jesu bis hin zu seinem Tod an besagtem Kreuz auf dem Schädelberg Golgata nahe Jerusalem.
Ein diesem Hügel entsprechendes Teil wurde in den „Flugzeugtrümmern“ auch gefunden, ebenso das Namensschild INRI (Jesus von Nazaret, König der Juden) und zwei Würfel - mit ihnen hatten die römischen Soldaten um Jesu Kleider gespielt.
Martin Wolf und die Viertklässler stießen in den Flugzeugresten obendrein auf die (etwas kleineren) Kreuze der beiden Straftäter, die man mit dem unschuldigen Jesus zum Tode verurteilt hatte - nur einer von ihnen zeigte sich einsichtig und bereute seine Sünden, woraufhin Jesus ihm den Einzug ins Himmelreich versprach.
Das letzte „Fundstück“ aus den Überbleibseln des Papierflugzeugs war der Speer, mit dem Jesus zum Sterben die Seite geöffnet wurde. Er ließ die Religionsschüler und ihren Gast sofort von der Grablegung Jesu und seiner Auferstehung am dritten Tage danach sprechen. Und siehe da: „Das war genau die Geschichte, die der Missionar den Menschen erzählen wollte“, fasste Martin Wolf zusammen.
Nach einem gemeinsam gesungenen Lied und einem Bericht aus Uganda, wo der Oblaten-Pater 2016 miterlebt hatte, wie nach Gottes Segen ein Lahmer wieder gehen konnte - auf Wunsch der Kinder zeigte er sogar das auf seinem Handy gespeicherte Video dazu, dürften die Kinder schließlich ihre Fragen loswerden.
Da wurde erst mal geklärt, dass die Patres in Hünfeld trotz ihres eindeutigen Namens nicht nur Oblaten essen. Außerdem durften die Grundschüler das große Messingkreuz von Martin Wolf anschauen und sie erfuhren, dass dem Mann keine geistliche Laufbahn in die Wiege gelegt war. „Ich wollte eigentlich heiraten und Kinder haben, Koch werden oder Gärtner.“
Doch mit 14 Jahren ließ ein Schlüsselerlebnis - für dessen Schilderung die Viertklässler offensichtlich noch zu jung waren - ihn erfahren, „dass es Gott gibt und dass er wichtig ist für mich. Mit 21 Jahren bin ich dann in den Orden eingetreten.“ Der Gast schilderte, dass er kein Eigentum habe, „es gehört alles der Gemeinschaft“. Und er tue, was Gott von ihm erwarte. „Das ist das coolste Leben überhaupt!“ (mz)
