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Baumarkt Wittig in Jessen Baumarkt Wittig in Jessen: Kunden als Triebkraft

Von Ute Otto 05.10.2020, 10:21
Die Firmengründer Martin und Monika Wittig sowie Sohn Ralph Wittig als Geschäftsführer blicken zufrieden auf die Entwicklung des Familienunternehmens zurück.
Die Firmengründer Martin und Monika Wittig sowie Sohn Ralph Wittig als Geschäftsführer blicken zufrieden auf die Entwicklung des Familienunternehmens zurück. Ute Otto

Jessen - Obwohl seit eineinhalb Jahren als Geschäftsführer der Jessener Firma Wittig im Ruhestand, trägt Martin Wittig am 1. Oktober noch einmal das Diensthemd mit dem eingestickten Firmenlogo am Kragen. Auch seine Frau Monika Wittig hat sich in Schale geworfen und Sohn Stephan Wittig, nun Chef des Hauses, bietet Besuchern Sekt an. Sie sind in Feierlaune.

Es ist der 30. Jahrestag der Gründung des Familienunternehmens. Die 52-köpfige Belegschaft wird am Mittag in zwei Schichten zum Festessen ins Schützenhaus gefahren. Da müsste schon sonst etwas passieren, dass Kunden von Baustoffhandel, Bau- und Gartenmarkt zu normaler Geschäftszeit vor verschlossenen Türen stehen. Sämtliche Umstrukturierungen und Umbauten am Firmensitz seien immer bei laufendem Betrieb erfolgt, erzählt Monika Wittig.

Perspektive für 25 Mitarbeiter

Die Idee, den einstigen VEB Ausbau Jessen, der schon in eine GmbH umgewandelt war, in Privathand zu übernehmen, ist laut Monika Wittig „während der Arbeit“ entstanden. Beide, Bauingenieure von Beruf, haben in dem Unternehmen gearbeitet, sie als Projektantin, er als Technischer Leiter.

Sie fühlten sich mitverantwortlich für 25 Mitarbeiter, die ansonsten auf der Straße gestanden hätten. Für das Ehepaar, Eltern von drei Kindern, bedeutete das, einen Kredit von 1,3 Millionen D-Mark aufzunehmen und mit eigenem Vermögen dafür zu bürgen. „Ich war ängstlicher als mein Mann“, gesteht die 66-Jährige. Stephan Wittig war damals 15. „Ehrlich gesagt, habe ich an die Zeit kaum Erinnerungen“, gesteht er. „Ich hatte, wie Jungs in dem Alter so sind, tausend andere Flausen im Kopf.“

Das Objekt, bis dato Lagerwirtschaft des Betriebes, „war ziemlich verfallen“. Es ordentlich herzurichten hätten damals alle 25 Mitarbeiter und fast nochmals so viele Helfer angepackt, sogar am Wochenende. „Das war so ein Enthusiasmus damals, ich glaube, das wäre heutzutage gar nicht mehr möglich“, sagt Monika Wittig. Sie war beileibe nicht nur „mitarbeitende Ehefrau“ im Familienunternehmen. „Meine Frau war für mich die Hauptkraft für die Firmenentwicklung“, sagt der Seniorchef.

Als Leiterin des Baustoffhandels habe sie das Gerüst geschaffen, so dass alles darum herum wachsen konnte, sagt Martin Wittig. Er wolle „gar nicht so viel in der Vergangenheit“ schwelgen. Im Grunde, sagt er, „waren es unsere Kunden, die uns mit ihren Wünschen in unserer Entwicklung immer vorangetrieben haben. Dadurch war das Geschäftsrisiko für uns immer überschaubar.“

Was die Zulieferer betrifft, „die Konzerne sind uns bald nach dem Mauerfall die Bunde eingerannt“. Heute haben die meisten namhaften Baustoffproduzenten Niederlassungen in Ostdeutschland. Dass Wittig bei den Lieferanten weitgehend auf Regionalität, also einen Umkreis von etwa 50 Kilometern setzt, sei schon eine wirtschaftliche Komponente, um im Interesse der Kunden die Transportkosten so gering wie möglich zu halten.

Bei Pflanzen weiß die Firmenleitung die Flexibilität der Gärtnereien im direkten Umland wie etwa die Elster-Werkstätten Herzberg und Böttcher in Elster zu schätzen.

Wachstum geplant

61 junge Menschen hat das Familienunternehmen in den 30 Jahren zu Kaufleuten im Groß- und Außenhandel sowie Einzelhandel, zu Fachkräften für Lagerlogistik und Bürokaufleuten ausgebildet. Dafür ist die Firma Wittig von der Industrie- und Handelskammer ausgezeichnet worden.

Zwei haben sich im dualen Studium zu Führungskräften qualifiziert. Auch Stephan Wittig hat hier seinen zweiten Beruf als Kaufmann gelernt, seit 2008 ist er in der Geschäftsführung und seit 2019 allein am Ruder. Die Eltern sind glücklich, dass es einen Nachfolger aus der Familie gibt. Wo er mit dem Unternehmen in 10, 20 Jahren sein will? „Immer noch in Jessen für die Kunden da sein“, sagt der 45-Jährige überzeugt. Dass die Firma weiter wächst, steht schon fest. Erst vor kurzem wurden 14 500 Quadratmeter Fläche vom ehemaligen Preuß-Gelände in Jessen für den Baustoffhandel dazu gekauft. (mz)