Fussball in Jessen Ausbildung ohne Praxistest für Schiedsrichter in Jessen
Neue Schiedsrichter verstärken die Allemannen in Jessen. Wie der Lehrgang und die Prüfung in Zeiten der Pandemie abgelaufen ist und wie es jetzt weiter geht.
Jessen - „Ich bin erleichtert die Prüfung bestanden zu haben und freue mich nun auf mein erstes Spiel“, sagt Moritz Rückert. Der 20-jährige Fußballer, er gehört zu Allemannia 08 Jessen, hatte gemeinsam mit Vereinskollegin Amy Schatz an einem Schiedsrichterlehrgang erfolgreich teilgenommen. Aufgrund der Pandemie hatten die Schulungen erstmals ausschließlich online stattgefunden. Selbst die Prüfung, die beide mit Bravour bestanden haben, wurde per Videokonferenz durchgeführt.
Stolz auf den Nachwuchs
Neben den anderen Vorstandsmitgliedern und Funktionären des Landesklasse-Vereins zeigten sich insbesondere auch Ralf Beeger, der im Verein für die Schiedsrichter verantwortlich ist, und Vizepräsident Jens Schramm unheimlich stolz über den Referee-Nachwuchs.
Der erfolgreiche Abschluss wurde selbst auf den eigenen Kanälen in den sozialen Medien verkündet. „Ein Verein kann insgesamt eigentlich nie genügend Schiedsrichter haben“, erläutert Schramm.
Jeder Fußballverein, der am Spielbetrieb teilnehmen möchte, muss auch eine entsprechende Anzahl an Schiedsrichtern vorhalten. Die Allemannen sind so verpflichtet, insgesamt mindestens fünf Referees pro Saison zu melden. „Für unsere Statistiken und insbesondere dem Kreisfachverband Fußball wäre das ausreichend“, so Schramm. In diesem Jahr aber können die Jessener nun inklusive der beiden „frischgebackenen“ Spielleiter sogar sechs vermelden. Doch Schiedsrichter in den Reihen des Vereins zu haben, ist laut Schramm nur die eine Seite der Medaille. „Die Betreuung und Pflege dieser Männer und Frauen ist enorm wichtig“, erklärt er, „denn sie stehen halt oft im Mittelpunkt der Kritik.“ Selbst wenn ein Spiel 90 Minuten lang souverän geleitet wurde und es nur eine einzige fragwürdige Entscheidung gibt, ist der Referee am Ende grundsätzlich der erste Adressat etwaiger Aggressionen und Beschimpfungen.
„Darüber regt sich dann immer gleich der ganze Sportplatz auf“, meint Schramm, „selbst wenn die Situation nicht einmal spielentscheidend war.“ In der „Hitze des Gefechts“ würden die Spieler und insbesondere auch die Zuschauer immer wieder sehr schnell hochfahren und sich dann eben auch über Kleinigkeiten aufregen. „Ein Schiedsrichter ist halt unheimlich wichtig für so ein Fußballspiel“, so Schramm. In den Ligen des Breitensports bekommen die Spielleiter aber maximal Hilfe von den zwei Assistenten an den Außenlinien und so seien manche Fehlentscheidungen vorprogrammiert. „Komplett ohne Fehler schaffen sie es ja noch nicht mal in der Bundesliga mit fünf oder sechs Offiziellen“, erinnert Schramm. „Auch wenn ich mich auf meine ersten Einsätze freue“, gibt die 16-jährige Schatz sehr bescheiden zu, „spielt da schon auch eine gewisse Angst vor Fehlern mit.“
Großvater als Vorbild
Sie persönlich habe es etwas schade gefunden, dass der Lehrgang ausschließlich online stattfand. „Wir hatten ja bisher noch keine Praxis, um das Gelernte auch umzusetzen“, so die 16-jährige Gymnasiastin, „in der Theorie konnte ich über alles in Ruhe nachdenken. In der Praxis müssen wir sofort handeln.“ Insbesondere, da auch ihr Großvater viele Jahre mit Pfeife und Gelber sowie Roter Karte unterwegs war, hatte sie sich entschieden, diesen Schritt zu wagen.
Rückert, der als Land- und Baumaschinenmechatroniker arbeitet, sagt: „Seitdem ich im Männerbereich tätig bin, hat es mich interessiert, nicht nur als Spieler, sondern auch als Schiedsrichter auf dem Platz zu stehen.“ Vorerst werden die beiden als Schiedsrichterassistenten im Nachwuchsbereich tätig sein und später auch auf Kreisligaebene mit der Fahne an der Linie stehen. So können sie sich beweisen und Erfahrungen sammeln.
Wann sie das erste Mal auch eine Pfeife in die Hand nehmen dürfen, entscheidet grundsätzlich der Wittenberger Kreisfachverband. (mz)