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Ausbildung bei der Bundeswehr Ausbildung bei der Bundeswehr: Zu wenig Bewerber für Holzdorf

Von Gabi Zahn 09.05.2017, 16:58
Oberstleutnant Michael Hackert hat in Holzdorf Vivian Heppner (l.) und Lisa Müller die Lehrverträge übergeben.
Oberstleutnant Michael Hackert hat in Holzdorf Vivian Heppner (l.) und Lisa Müller die Lehrverträge übergeben. Gabi Zahn

Holzdorf - So wenige waren es noch nie: Sieben junge Leute aus mehreren Bundesländern haben im Fliegerhorst Holzdorf ihre zivilberuflichen Ausbildungsverträge vom Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Doberlug-Kirchhain erhalten. Vier Jungs wollen Elektroniker für Geräte und Systeme (Ausbildung in Holzdorf) werden.

Einer erlernt Elektroniker Energie- und Gebäudetechnik in Beelitz und zwei Bewerberinnen beginnen am 1. September ihre Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten (Theorie in Berlin). Drei künftige Auszubildende haben sich für die feierliche Übergabe der Lehrverträge entschuldigt, einer ist abgesprungen.

Fakt ist: Fünf Ausbildungsplätze zum Elektroniker für Geräte und Systeme und einer im Bereich Energie- und Gebäudetechnik sind noch unbesetzt. Holger Baumgärtel, Ausbildungsbeauftragter des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums: „Ich habe den Eindruck, dass das Bildungsniveau erheblich gesunken ist. Ein Großteil der Bewerber hat das strenge Auswahlverfahren leider nicht bestanden.“

Hans-Jürgen Wichmann ist langjähriger Leiter der Holzdorfer Ausbildungswerkstatt. Von ihm und seinen Kollegen lernen die künftigen Elektroniker für Geräte und Systeme in dreieinhalb Jahren das Einmaleins ihres Berufes. Die hohe Ablehnungsrate stößt ihm bitter auf, doch er sagt: „Wir wollen motivierte Auszubildende, die von Anfang an voll loslegen. Dazu brauchen sie gutes Allgemeinwissen, einen Faible für Elektronik, für Physik und Mathematik.“

Immerhin solle dieser Nachwuchs in wenigen Jahren für die Wartung modernster Technik Verantwortung tragen. Für Luftfahrzeuge zum Beispiel. „Da brauchen wir Top-Leute. Die Besten! Doch seit Jahren werden es immer weniger Bewerber, unter denen noch weniger sind, die den Anforderungen genügen.“

Den unzureichenden Wissensstand dürfe man nicht allein Schülern anlasten, merkt Wichmann an: Eine Hauptursache sei der massive Stundenausfall: „Allein in Brandenburg wurden im ersten Schulhalbjahr 2016/17 bereits 116.329 Stunden wegen Lehrermangel ersatzlos gestrichen, darunter häufig die Fächer Mathematik und Physik“, weiß er. „In anderen Bundesländern dürften es ähnlich viele sein. Wir brauchen uns also über die Ergebnisse nicht zu wundern.“

Kay Möller aus Malchow beendet die 10. Klasse. Er hat das Auswahlverfahren gemeistert: „Die Ausbildung bei der Bundeswehr ist sehr gut. Deswegen will ich hierher.“ Vivian Heppner aus Lübben ist 26 Jahre alt, Mutter eines zweijährigen Sohnes. Sie hat ein Mathematik-Studium an der BTU Cottbus abgebrochen: „Das ging in eine Richtung, die mir nicht lag. Ich möchte mehr Praxis.“

Mit ihrer Bewerbung zur Verwaltungsfachangestellten konnte sie punkten, ebenso wie Lisa Müller aus Finsterwalde, die gerade in den Abitur-Prüfungen steckt. Ihnen und den anderen neuen Azubis sichert Oberstleutnant Michael Hackert, stellvertretender Kommandeur der Holzdorfer Lufttransportgruppe, eine „absolut hochwertige Ausbildung“ zu. „Wenn sie diese Zeit nutzen, sind Ihre Chancen auf Übernahme sehr gut.“

Das Bundeswehr-Dienstleistungszentrum hat aufgrund unbesetzter Stellen die Bewerbungsfrist bis zum 31. Mai verlängert. Hans-Jürgen Wichmann legt das Angebot interessierten Zehntklässlern und Abiturienten aus dem hiesigen Dreiländereck ans Herz, die er speziell für den Beruf „Elektroniker für Geräte und Systeme“ gewinnen möchte. (mz)