Ausbildung bei der Bundeswehr Ausbildung bei der Bundeswehr: Feilen an der Zukunft in Holzdorf

Holzdorf - Es werden inzwischen mehrere Kilogramm sein, welche die Jungs heruntergefeilt haben. Nieten, Feilen, Sägen, Fügen, Verbinden - alle Arbeiten der allgemeinen Werkstoffkunde gehören zum Standardprogramm des ersten Lehrjahres eines Fluggerätmechanikers.
Sie bilden die Grundlage des künftigen Schaffens. „Erst ab September, mit Beginn des zweiten Lehrjahres, geht es an die Maschinen“, sagt Matthias Hammer, Ausbildungsmeister in der Lehrwerkstatt der Bundeswehr in Holzdorf.
Nach und nach füllt sich die Halle mit den künftigen Arbeitsobjekten. Zwei Hubschrauber des Typs BO 105 stehen ebenso bereit wie eine Fiat G91, eine Piaggio und eine Maschine vom Typ Bell UH 1D. Zudem wird in diesen Tagen auf dem Landweg eine F 104 Starfighter angeliefert.
„Langfristig ist vielleicht sogar noch ein Tornado möglich. Aber dazu laufen die Machbarkeitsprüfungen noch“, ergänzt Ausbildungsleiter Gunter Rziha.
Mit Ehrgeiz dabei
Mit ihrem ersten Jahrgang sind Rziha und Hammer durchweg zufrieden. „Es gibt echte Überflieger und Leute, denen noch nicht alles gelingt. Aber den Willen, die Ausbildung zu meistern, haben sie alle“, betont Hammer. Das stellten die zwölf Jugendlichen unlängst erst im Rahmen eines Projekts unter Beweis, in dem sie anhand eines selbst gefertigten Modells alle erlernten Fähigkeiten demonstrieren sollten.
Dabei zeigte besonders Max Bartels aus Torgau, welches Talent in ihm steckt. In mühevoller Kleinarbeit baute er eine Fokker DR. I nach, die gegen Ende des Ersten Weltkrieges zum Einsatz kam und vor allem durch Manfred von Richthofen als „Rotem Baron“ Berühmtheit erlangte. Dass der Sachse die Lehre in Holzdorf machen darf, sieht der 19-Jährige als persönlichen Glücksfall an.
Sich um eine zivile Ausbildung am Bundeswehrstandort Holzdorf zu bewerben, steht bei vielen Jugendlichen hoch im Kurs. Ganz gleich ob eine Lehre zum Elektroniker für Geräte und Systeme oder zum Fluggerätmechaniker - die jeweils zwölf Ausbildungsplätze sind jedes Jahr vergeben. Allein für das kommende Ausbildungsjahr liegen der Bundeswehr für den Fluggerätmechaniker 170 Bewerbungsschreiben vor.
„Nach dem Abitur wollte ich unbedingt mit oder an Flugzeugen arbeiten“, erzählt er. Über das für ihn zuständige Karrierecenter der Bundeswehr sei er auf die Ausbildung in Holzdorf aufmerksam gemacht worden. Die gab es bis dato nur auf dem Papier.
„Da es ein für uns völlig neues Projekt ist, waren wir natürlich auf die Bewerber und den weiteren Verlauf gespannt. Aber bislang offenbart sich, dass alles perfekt läuft“, zeigt sich Rziha zufrieden. Ebenso wie Bartels, der sich nach der Lehre inzwischen einen Verbleib bei der Bundeswehr vorstellen kann, zog es auch Jonas Kirschstein aus der Nähe von Riesa in einen technischen Beruf.
„Allerdings wollte ich schon etwas Anspruchsvolles“, gibt er zu. Intensiv sei er deshalb nach seinem Fachabitur auf die Suche gegangen, hat etliche Bewerbungen auf den Weg geschickt. Die Ausbildung in Holzdorf hat ihn am meisten überzeugt. „Ich habe gefunden, was ich gesucht habe“, betont er.
Zwei Meister und drei Ausbilder vermitteln den jungen Leuten das gewünschte Rüstzeug. Auch theoretischer Unterrichtsstoff, den die Jugendlichen bei der Berufsschule in Berlin-Schönefeld lernen, werde in Holzdorf noch einmal vertieft.
„Der Standort ist zwar etwas abgeschieden, hat aber durchaus seine Vorzüge“, gibt Gunter Rziha zu bedenken. Zum einen bestehe am Fliegerhorst immer wieder einmal die Chance eines „Ausflugs“ in die Praxis, so etwa in den nächsten Tagen beim Thema Glasfaser- oder Kohlefaserverbundtechnik.
Darüber hinaus dürfen die Auszubildenden auch die am Standort vorhandenen Freizeitmöglichkeiten kostenfrei nutzen. Angefangen vom Schwimmbad über die Sporthalle bis hin zur Sauna. Gleiches gilt für die Elektroniker für Geräte und Systeme.
Werkstatt zertifiziert
„Ich freue mich wie die Jugendlichen schon auf den September. Dann starten wir in Phase zwei und können einmal mehr beweisen, wozu unsere Ausbildung fähig ist“, blickt Hammer erwartungsvoll voraus. Die Industrie- und Handelskammer hat erst vor wenigen Wochen die Werkstatt und deren Personal zertifiziert und den Status „Anerkannte Ausbildungswerkstatt“ verliehen. (mz)