Aufmerksamer Blick durch Sucher
Jessen/MZ. - Sie und ihr Mann Detlef haben sich durch engagierte Arbeit am hart umkämpften Fotomarkt etabliert.
Angelika Wimmer, eine gebürtige Jessenerin, hat ihren Traumberuf gefunden. Obwohl, in längst vergangenen Jahren hatte sie andere Ambitionen. Eine sportliche Laufbahn hätte ihr auch zugesagt. Als Leichtathletin besuchte sie die Sportschule in Forst, sprang erfolgreich hoch, weit, sprintete und wurde mit ihrem Team Handballmeister im damaligen Bezirk Cottbus. Es folgte allerdings eine Ausbildung zur Fotografin an der damals einzigen Foto-Fachberufsschule der DDR in Caputh bei Potsdam. Dort absolvierte Angelika Wimmer auch erfolgreich ihren Meisterlehrgang. Mit einer Ausnahme: "Die obligatorische ,Rotlichtbestrahlung' musste ich an einer Schule in Cottbus über mich ergehen lassen", erinnert sie sich schmunzelnd. Noch während der laufenden Meisterausbildung übernahm Angelika Wimmer 1976 die Leitung der Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) "Photo-Pionier" in Jessen. Von Beginn an ließ sie allerdings ein Gedanke niemals los: "Ich möchte selbständig werden!" 1983 wagte sie erstmals diesen Schritt, wollte das Atelier und Fachgeschäft "Photo-Fanselau" in Wittenberg übernehmen. Daraus wurde allerdings nichts. "Sie haben doch in Jessen als PGH-Vorsitzende eine gute Perspektive", blockten die Verantwortlichen vom Rat des Kreises Jessen ihr Begehren ab. Doch der Gedanke an ein eigenes Geschäft ließ sie niemals los. Plötzlich ergab sich eine neue Chance, die ihr Ehemann Detlef ausfindig gemacht hatte. In der Eisenbahnerstadt Falkenberg stand das Geschäft von "Photo-Weichert" leer. Angelika Wimmer wurde daraufhin ganz plötzlich krank, ein "Nervenleiden" war die Ursache. Den Job als PGH-Vorsitzende legte sie nieder und verabschiedete sich in die zu DDR-Zeiten äußerst seltene Spezies der "nicht arbeitenden Bevölkerung". So sehr krank war die Fotografenmeisterin allerdings nicht. Aber der Status öffnete ihr den Weg in eine neue berufliche Zukunft. In Falkenbergs damaligem Bürgermeister Gerhard Mollenhauer fand sie einen echten Partner. Er hatte ein sehr feines Gespür für engagierte Leute mit Privatinitiative und zögerte keinen Augenblick, den Wimmers das Weichert-Geschäft zu übertragen, eins von 109 Privatgeschäften in Falkenberg. Für Kleinstädte eine damals unvorstellbare Zahl. Von 1987 bis 1991 wirkten die Wimmers in Falkenberg. Doch dann zog es sie zurück nach Jessen. Sie erwarben ein Geschäftshaus in der Wittenberger Straße, in der S-Kurve zum Hospitalplatz / Annaburger Straße gelegen. Die baufällige Immobilie war eher schlecht als recht. Deshalb sagte Detlef Wimmer zu seiner Frau: "Wir bauen neu!" Ein Bauplatz in der Langen Straße war schnell gefunden. Die Behördenmühlen mahlten damals außergewöhnlich schnell. Nach nur drei Wochen hatten Wimmers die Baugenehmigung in der Hand und konnten loslegen. So entstand in nur fünf Monaten Bauzeit ein attraktives Wohn- und Geschäftshaus. Es wurde zum Referenzobjekt für den Aufschwung Ost in Jessen erklärt. Dort residieren die Wimmers seit der Eröffnung im November 1991 noch heute.
"Es war eine wunderbare Zeit damals. Die Unterstützung durch die Stadtverwaltung Jessen und besonders durch Bürgermeister Dietmar Brettschneider war hervorragend", erinnern sich Angelika und Detlef Wimmer gern zurück. Atelier und Fachgeschäft von Foto-Wimmer werden immer wieder auf den neuesten Stand gebracht. Längst hat die digitale Fototechnik Einzug gehalten. Darum kümmert sich besonders Maschinenbaumeister Detlef Wimmer. Neueste Errungenschaft ist eine digitale Foto-Annahmestation, an der sich Kunden ihre Aufnahmen anschauen und "Chemie-Abzüge" bestellen können. Angelika Wimmer legt großen Wert auf die Nachwuchsgewinnung. So bildete sie bei der PGH "Photo-Pionier" drei Lehrlinge aus, in ihrem Privatunternehmen bisher fünf junge Leute.