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Annaburger Nutzfahrzeug GmbH Annaburger Nutzfahrzeug GmbH: Wieso der "UniCrawler" für Aufsehen sorgt

Von Ute Otto 28.01.2016, 16:59
Axel Kralisch ist hier bei der Endmontage eines Streuers, u.a. für Mist.
Axel Kralisch ist hier bei der Endmontage eines Streuers, u.a. für Mist. Christel Lizenz

Annaburg - Der „UniCrawler“, eine Plattform mit seitlichen Gurtbandlaufwerken, war das Zugpferd der Annaburger Nutzfahrzeug GmbH auf der Agritechnica - der weltweit größten Landtechnik-Messe im November im Hannover. Das Hilfsfahrzeug nimmt Transportanhänger oder Gülletanks huckepack und wird dann damit per Traktor über das Feld gezogen.

Alles Eigenentwicklung

„Mit ihrer Straßenbereifung sinken die Anhänger zu tief in den Boden ein“, erklärt André Lüderitz, einer der beiden Geschäftsführer, das Prinzip. Der Einsatz des Crawlers bringe doppelten Nutzen: Der Ackerboden werde geschont, und die Anhängerfahrzeuge können mit schmaleren Reifen ausgestattet werden, wodurch Kraftstoff und Kosten gespart werden.

Der überbreite Crawler wird für den Transport auf der Straße in der Mitte „gefaltet“. Das Klappsystem ist Annaburger Patent. Wie die meisten Annaburger Produkte haben die unternehmenseigenen Konstrukteure das neue Hilfsfahrzeug entwickelt. „Viele Messebesucher sind extra deswegen zu uns an den Stand gekommen“, berichtet Marcel Forberger, Marketingreferent im Unternehmen, stolz. „Es war ein großes Staunen.“

„Wir sind ein Leuchtturm im landwirtschaftlichen Sektor“, sagt Lüderitz. Mit der Spezialisierung auf gezogene Transporttechnik für die Landwirtschaft sei „Annaburger“ in Mitteldeutschland konkurrenzlos. Ein Ruhekissen sei das keineswegs. „Arbeit für 200 Mitarbeiter muss erst mal beschafft werden“, so Lüderitz. Wohl und Wehe des Unternehmens ist abhängig von der Entwicklung in der Landwirtschaft.

„Geht es den Bauern schlecht, merken wir das auch“, sagt Lutz Matthias vom Vertrieb. Der Preisverfall bei Milch und Schweinefleisch und die Ernteeinbußen des trockenen Sommers 2015 - auch in Polen und Tschechien, ein wichtiger Markt für das Unternehmen - wirke sich negativ auf die Investitionsfreude der Landwirte aus. „Da steht Transporttechnik nicht im Vordergrund“, so Lüderitz. Lieber ließen die Landwirte ihre Technik einmal mehr reparieren.

Auch das sichert dem Unternehmen Umsatz, wenn auch einen kleineren Teil. Nicht nur beim Ersatzteilhandel. „Unser Ersatzteilsortiment halten wir bewusst groß, auch wenn es gebundenes Kapital ist“, sagt der Geschäftsführer. Sogar für den noch in der DDR produzierten Gülleanhänger HTS 100.27 könne sein Unternehmen noch Teile liefern.

Umweltverordnungen bindend

Reparatur, Umbau und das Anpassen von Altfahrzeugen an die neuen Dünge- und Gülleverordnungen ist ein weiteres Standbein. Auch beim Neubau dürfen die Kunden mitgestalten, so Lüderitz. „Das kommt gut an.“ Zwischen vier und zehn Wochen - je nachdem wie aufwändig das Fahrzeug sei - dauern die Fertigungszeiten. „Die Kunden erkennen das an, wir haben eine gewisse Kundentreue“, sagt Forberger. Regulär wird zweischichtig gearbeitet, wenn Termine drücken, gebe es auch mal Sonderschichten. „Ich bin stolz auf die Mannschaft, die immer mitzieht“, so Geschäftsführer Lüderitz. „Alles aus einer Hand“, damit wirbt das Unternehmen für sich. Einzig Achsen und Räder würden gekauft, „Stahlaufbau und Baugruppen machen wir in Eigenregie.“

Lutz Matthias bereitet gegenwärtig den „Importeurstag“ vor. Alljährlich im zeitigen Frühjahr werden die Händler nach Annaburg zur Vorführung der Neuentwicklungen eingeladen, die Servicetechniker werden geschult und damit verbunden ist ein Rahmenprogramm in der Region.

Kurs auf Westeuropa

Der Vertrieb läuft über das Händlernetz, erklärt Matthias, „das heißt, der Händler ist der Partner des Kunden für den Service“. Hauptabsatzmarkt ist Deutschland und Osteuropa, selbst nach Japan, Tunesien und Kanada seien schon Fahrzeuge ausgeliefert worden. „Wir wollen in den nächsten Monaten und Jahren auch Westeuropa erobern“, berichtet Forberger. Deshalb soll investiert werden, 700.000 Euro sind für neue Maschinen für den Zuschnitt vorgesehen. (mz)

Achsen und Räder lässt sich die Annaburger Fahrzeugbau GmbH liefern, daraus werden dann in den eigenen Werkhallen Fahrzeuge für die Landwirtschaft.
Achsen und Räder lässt sich die Annaburger Fahrzeugbau GmbH liefern, daraus werden dann in den eigenen Werkhallen Fahrzeuge für die Landwirtschaft.
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Der Uni-Crawler, der große Anhänger huckepack nehmen kann, ist die jüngste Entwicklung.
Der Uni-Crawler, der große Anhänger huckepack nehmen kann, ist die jüngste Entwicklung.
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Hochtechnisiert sind die Gülle-Anhänger von heute.
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