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An Pflasterflächen werden große Schäden befürchtet

Von FRANK GROMMISCH UND BORIS CANJE 28.06.2010, 15:23

JESSEN/MZ. - Nicht allein Kleingärtner verzweifeln derzeit aufgrund der an vielen Stellen buddelnden Ameisen. Kaum sind sie von einem Fleckchen vertrieben, erheben sich nur ein paar Meter weiter die nächsten kleinen Hügel. Noch wesentlich prekärer wird der Eifer der Insekten in Städten und Gemeinden. Auf Gehwegen und Parkplätzen, etliche davon mit viel Geld hergerichtet, zeugen Löcher und kleine Sandhaufen davon, dass darunter Leben herrscht und, so es keine Gegenwehr gibt, irgendwann damit zu rechnen ist, dass sich Pflastersteine senken.

Für Elke Herrmann, Wirtin in Lindwerder, ist die Situation sehr ärgerlich, äußert sie gegenüber der MZ. Im Umfeld der Gaststätte sind die Ameisen ziemlich aktiv. Auch in Löben habe sie das schon beobachtet, sagt sie. "Das ist ein generelles Problem". Da müsse unbedingt etwas dagegen unternommen werden.

In diesem Jahr sind es wesentlich mehr Ameisen als gewohnt, schätzt Jessens Bürgermeister Dietmar Brettschneider (CDU) ein. Die normalen Mittel würden da kaum noch helfen, aber getan werden müsse etwas, sonst werden die Schäden zu groß.

Eigentlich, so meint das Stadtoberhaupt, helfe nur ein "harte chemische Bekämpfung". Dazu fehle der Stadt einerseits das Geld, aber andererseits ist deren Einsatz auch möglicherweise problematisch für andere Tiere, falls sie es einatmen oder davon lecken. Von der technischen Seite her, sei der Bauhof auch für eine solche Bekämpfung gerüstet.

Wie auch immer, lange zusehen könne man nicht mehr, so Dietmar Brettschneider. Er werde sich in den nächsten Tagen für die eine oder andere Art der Bekämpfung der Ameisen durchringen müssen.

Allerdings sollte vor solchen Aktionen die Kreisverwaltung kontaktiert werden, hieß es dazu aus Wittenberg, um die einzelnen Fälle zu prüfen und geschützte Arten vor Bekämpfungsaktionen zu bewahren. Anträge könnten formlos gestellt werden. Nachfragen seien auch telefonisch möglich, aber bislang habe es dazu keine Anforderungen aus Kommunen gegeben, verlautet auf eine Anfrage.

Dass gerade Pflasterflächen von den Ameisen gern genutzt werden, ist für Dr. Bernd Simon, Vorsitzender der Jessener Gruppe des Naturschutzbundes, nicht verwunderlich. Wenn sich unter den Steinen Sand befinde, dann sei das ideal für die Insekten. Sie können dazwischen ihre Gänge anlegen. Und sollte es mal regnen, dann trockene der Sand hier sehr schnell wieder ab. Die wirksamste Gegenwehr gegen die Ameisen wäre, Pflasterflächen anders zu bauen, so dass ihnen die Lust darauf vergeht, sich hier einzugraben, meint Simon. Ansonsten sieht er wenig Chancen, ihnen wirksam begegnen zu können. Sie seien halt klein, zäh und gut in der Lage, sich verschiedenen Situationen anzupassen. Bernd Simon weiter: "Sie sind viele und sie sind sehr schlau."