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34. Elster-Elbe-Fahrt 34. Elster-Elbe-Fahrt: 35 Kilometer paddeln mit vollem Spaß voraus

Von Gabi Zahn 17.05.2015, 19:32
Helga Freund aus Wittenberg, mehrfache Seniorenweltmeisterin im Kanurennsport, animiert in Arnsnesta zur Aufwärmgymnastik: „Noch mal richtig dehnen, dann geht’s los.“
Helga Freund aus Wittenberg, mehrfache Seniorenweltmeisterin im Kanurennsport, animiert in Arnsnesta zur Aufwärmgymnastik: „Noch mal richtig dehnen, dann geht’s los.“ G. Zahn Lizenz

Elster/Arnsnesta - Zwei Extreme gehen in die Chronik der 34. Elster-Elbe-Fahrt ein: In Löben reichte der Pegel lediglich bis zur 50-Zentimeter-Marke: „Das ist extrem niedrig. Dennoch sind alle Boote relativ gut durchgekommen“, vermeldet Lutz Rotte, der Vorsitzender des Elsteraner Kanuvereins „Harmonie“. Die zweite Botschaft lautete: „Es war wieder extrem schön.“ – Das Ereignis, in bewährter Weise organisiert vom Elsteraner Verein, lockt 95 Kanuten aus ganz Deutschland auf den 35 Kilometer langen Wasserweg zwischen Arnsnesta (Brandenburg) und Elster/Elbe – und danach ins Elsteraner Bootshaus zum Kanutenball.

Mit einem kräftigen „Sport frei“ eröffnet Regina Köhler am Samstagvormittag die 34. Elster-Elbe-Fahrt an der Brücke in Arnsnesta. Am liebsten würden die Paddel- freunde die quirlige Ortsvorsteherin des Herzberger Stadtteils mit auf Tour nehmen. Regina Köhler lehnt jedoch freundlich ab: „Heute nicht, ich wünsche Euch allen viel Spaß. Sagt überall, wie schön es bei uns an der Schwarzen Elster ist!“ Vielfacher Jubel bekräftigt, dass dieser „Auftrag“ gern ausgeführt wird. Ein Blick in die Anmeldeliste informiert, dass bundesweit 28 Wassersportvereine vertreten sind.

„Wir sind schon zum fünften Mal dabei“, frohlockt Söncke Sönnichsen (71) aus Bremen, als er sich mit Ehefrau Gisa zum Uferrand begibt. Nicht nur die Landschaft, sondern auch die Gastfreundlichkeit der Elsteraner sei Anreiz genug, wiederholt hierher zu kommen. „Es ist die Gemeinschaft von Jung und Alt, die uns begeistert“, ruft er. Sodann wird das Boot ins Wasser gesetzt. Das Einsteigen über den behelfsmäßig ausgelegten Holzsteg funktioniert ohne Probleme. Sekunden später paddeln sie mit der Strömung von dannen.

„Stempelbande“

Mit 85 Lenzen, einer Feder am Hut und trockenem Humor an Bord ist Wolfgang Dombrowski von der SG Welper/Ruhr „ältester Vogel“ in der Runde, wie Lutz Rotte scherzt. Stammgäste werden von den Elsteranern stets mit herzigem Wortgeplänkel auf Tour geschickt. Angeführt wird der Korso von der „Stempelbande“, das sind Monika und Dieter Stempel von der WSG Wittenberg.

Mit von der Partie ist Klubkameradin Helga Freund aus Wittenberg. Wer es nicht weiß, merkt der bescheiden wirkenden Frau nicht an, dass sie zwanzigfache Seniorenweltmeisterin im Kanurennsport ist. In Arnsnesta freut sie sich, mit Sportfreundin Andrea Giesicke „gemütlich und ohne Stoppuhr die wunderschöne Naturstrecke auf der Schwarzen Elster bis zur Elbmündung und weiter bis Elster“ zu paddeln.

Allerdings blickt sie nachdenklich um sich und erzählt: „2013 im Juni war ich während des Hochwassers mit der DLRG Wittenberg (Deutsche Lebensrettungsgesellschaft) zum letzten Mal hier. Damals sah es sehr bedrohlich aus. Wir haben mit unseren Booten geholfen, Sandsäcke zu transportieren. Alles war überflutet. Zum Glück gab es viele freiwillige Helfer. Ohne sie wäre es weitaus schlimmer gekommen. Jetzt staunt man, wie schmal der Fluss ist und wie geruhsam er dahinfließt.“

Ein toller Familiensport

Von der Elsterbrücke aus beobachten Einwohner das friedliche und bunte Szenario. Mit dabei sind Karsten Tretrop, Beatrice Lück und Melanie Dorn mit Tochter Leonie. Auch sie erinnern sich an die Ereignisse vor zwei Jahren. Während sie davon erzählen, wird unter der Brücke ein Boot nach dem anderen ins Wasser gesetzt. 70 sind es insgesamt. Menschen steigen ein, vertrauen sich dem Flussbett an. Familie Bohm aus Brandenburg/Havel hat zwei Kanus mitgebracht: eines für Papa Stefan und Erik (vier), das zweite für Mutti Manuela und Adele.

Sie ist mit zwei Jahren die jüngste Teilnehmerin. „Kanufahren ist ein toller Familiensport. Kommt auch mal zu uns an die Havel. Dort könnt ihr vom Wasser aus die Bundesgartenschau besuchen“, wirbt Stefan Bohm für seine Heimatregion. Die Prettiner Wasserwanderfreunde haben einen solchen Ausflug für den Juli geplant, berichten Heiko Kämpfe und Uwe Künzler.

Mit acht Lebensmonaten ist „Eddi“ noch jünger als Adele. Er hopst weißgelockt auf vier Pfoten ins Boot. Von Frauchen Birgit Schmitz lässt er sich brav eine Hunde-Schwimmweste samt Leine umbinden. „Eddi“, der rassige „Bichon frise“, geht als einziger „Paddler“ zeitweilig über Bord. Alle anderen erreichen das Ziel trocken.

Zwischen vier und sechs Stunden paddeln die Kanuten bis Elster, einige pausieren zu Mittag im Jessener „Schützenhaus“. Im Elsteraner Vereinsdomizil gibt es am Nachmittag Kaffee und Hausgebackenes. Am Abend wird stundenlang „Seemannsgarn“ gesponnen. Einigen gefällt es so gut am Elbestrand, dass sie bis Pfingsten bleiben und die Umgebung zu Wasser und zu Land erkunden wollen. (mz)

Wuschel „Eddi“ aus Bochum darf mit Frauchen Birgit Schmitz ins Boot.
Wuschel „Eddi“ aus Bochum darf mit Frauchen Birgit Schmitz ins Boot.
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