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Zwiebelmarkt in Hettstedt Zwiebelmarkt in Hettstedt: Bunte Zöpfe sind heiß begehrt

Von Kathrin Labitzke 18.10.2015, 20:14
Zu den Händlern gehörte unter anderem Udo Pötzschke.
Zu den Händlern gehörte unter anderem Udo Pötzschke. Labitzke Lizenz

Hettstedt - „Sie hat sieben Häut und beißt alle Leut“. Sie ist dennoch als Gemüse nicht mehr aus unseren Küchen wegzudenken: die Zwiebel. Und um sie drehte sich am vergangenen Wochenende alles in Hettstedt, denn dort ging der mittlerweile 14. Zwiebelmarkt über die Bühne.

„Der Zwiebelmarkt hat sich in unserer Stadt fest etabliert, ist zu einer Tradition geworden. Und gleichzeitig feiern wir mit dem Zwiebelmarkt auch das Erntedankfest“, sagt der Hettstedter Bürgermeister Danny Kavalier (CDU). Und aus diesen Gründen gab es an vielen Ständen Zwiebeln in den verschiedensten Variationen: Gebunden, gesteckt, als Zopf geflochten, als kleines Männchen verarbeitet oder als dekorativen Kranz geschnürt.

Der wohl bekannteste Zwiebelmarkt in Mitteldeutschland dürfte der in Weimar sein. Nachweislich ist aber in einem Schreiben vom 24. Mai des Jahres 1653 von einem „Vieh und Zippelmarkt“ die Rede. Selbst Goethe erlebte den Zwiebelmarkt als ein besonderes Ereignis. Er ließ für 14 Pfennig Zwiebeln für das ganze Jahr einkaufen und hängte sie am Fenster auf.

Im Dezember 1806 notierte der Dichterfürst. „Zwiebelmarkt ohne Zwiebeln“. Wegen der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt war das Angebot kläglich.  

Ines Pfau aus Heldrungen besucht den Zwiebelmarkt seit dreizehn Jahren als Händlerin. „Wir binden Zwiebeln bereits in der fünften Generation“, so Pfau, die an ihrem Stand auch den Besuchern schilderte, dass die kunstvollen Zöpfe nicht nur zur Zierde dienen, sondern durchaus auch zum Verzehr geeignet sind. „Bis Ende April nächsten Jahres können sie das Gemüse in der Küche durchaus verarbeiten, ohne das es an Aroma verliert“, so die Inhaberin einer Gärtnerei.

Danach würden die Zwiebeln langsam anfangen von innen nach außen zu trocknen, da die Zöpfe so eng gebunden werden, dass sie quasi luftdicht sind, sagt Pfau weiter.

Udo Pötzschke, ebenfalls aus Heldrungen in die Kupferstadt gekommen, erklärte, dass die Verarbeitungsmaterialien für die Zwiebelzöpfe und -ketten, genau wie die Blumen der Trockengestecke und der filigran gearbeiteten Kränze, alle aus eigener Produktion stammen. „Auf den Knien ernten wir Zwiebelreihe für Zwiebelreihe ab, die anschließend zum Trocknen gelagert, in Handarbeit von Schlotten und Wurzeln befreit, nach Bindegrößen sortiert und zu Zöpfen gebunden werden“, erläutert der Heldrunger Pötzschke die einzelnen Arbeitsschritte, die notwendig sind. „Es ist unser Leben und wir sind in diese Tradition, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht, hineingewachsen“, so der Markthändler weiter.

Darüber hinaus gab es zum 14. Zwiebelmarkt in Hettstedt jedoch noch viele andere Stände, an denen es Handarbeiten zu erwerben gab, wie unter anderem geflochtene Körbe, Keramik oder Gewürze. Da die Temperaturen einstellig waren, wärmten sich Manuela und Annemarie Stöhr aus Helbra und Klostermansfeld schon einmal mit einem Glühwein auf.

Auch an die Kinder wurde gedacht, die sich auf Karussells austoben konnten, wie Maximilian Mathiebe aus Eisleben, der den Markt ganz einfach klasse fand. (mz)