Weihnachtsmarkt Weihnachtsmarkt: Hettstedt wandert durch Kupferhöfe

Hettstedt - Weihnachtsmarkt, Weihnachtsmarkt! An diesem Freitagabend war wohl ganz Hettstedt auf den Beinen. So schien es zumindest angesichts der wahren Völkerwanderung auf dem Marktplatz und in anliegenden Arealen.
Dass so viele Menschen hier unterwegs waren, war erst in zweiter Linie dem Petrus zu verdanken, der zur Eröffnung des Marktes um 17 Uhr die himmlischen Schleusen schloss. Es war vor allem der duale Charakter der Veranstaltung, der im vergangenen Jahr seine Premiere hatte und sich in diesem Jahr bestens bewährte. Der reine Weihnachtsmarkt wurde in Hettstedt nämlich mit dem Programm „Advent in den Kupferhöfen“ verknüpft. Das bereicherte das Erlebnisangebot ungemein.
In den 13 teilnehmenden Höfen wurde Wissenswertes, Musikalisches und nicht zuletzt Kulinarisches geboten. Während der Kasperle in einem provisorischen Puppentheater für die Kleinsten ein Anziehungspunkt war, stand erwachsenes Publikum bei Livemusik so eng Schulter an Schulter, dass Passanten, die weiter ziehen wollten, Mühe hatten, durchzukommen. Loderndes Feuer in Metallschalen an vielen Stellen war das I-Tüpfelchen, das dem Straßenbild eine besondere Ausstrahlung verlieh und manchem trotz der vielen Glühweinangeboten frierenden Gesellen gesuchte Wärme bot. Im Unterschied zum Weihnachtsmarkt, der bis Sonntag dauerte, hatten die Kupferhöfe nur am Freitagabend auf. Offiziell stand das Programm unter der Regie des städtischen Kinder- und Jugendparlaments. Die beteiligten Höfe machten gern mit, um ihre Besucher zu versorgen - ob mit dem Kupferbier oder mit dem Auftritt des Schlagerbarons Phil Stewman.
Voll aufgegangen ist die Idee von Ronny Wagner und Florian Wend, die Reste des einstigen Karmeliten-Klosters in das Fest einzubeziehen. Die beiden jungen Unternehmer haben gleich nebenan ihre Büros. Sie entrümpelten einen erhalten gebliebenen Kirchenraum, in dem nun Suppe von offenem Feuer oder echte Karmeliten-Würstchen verzehrt werden konnten. Die Bedienung war als Mönche oder Nonnen angekleidet.
Draußen wurden die alten Gemäuer angestrahlt, was dem Hof das Flair des 16. Jahrhunderts verlieh. Das Karmeliten-Kloster als Ort kultureller Veranstaltungen könnte dem Publikum noch manche Überraschung bereiten, deuteten Wagner und Wendt an.
Nicht nur die Hettstedter und Besucher aus der Umgebung hatten viel Spaß. Selbst „Westbesuch“ ließ sich verzaubern. Petra Kleditzsch aus Nürnberg war aus einem Familienanlass in der Stadt und wanderte bei der Gelegenheit durch die Kupferhöfe. Die Frau war begeistert, obwohl sie die angekündigte Anwesenheit einer Korbflechterin und eines Schmieds vermisste. Beide sagten kurzfristig ab. (mz)

