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Oldtimertreffen in Rottelsdorf Traktoren, Schlepper, Mopeds und Maschinen aus der DDR in Rottelsdorf zu sehen

Von Lucas Wölbing 24.07.2016, 11:15
Ostalgie beim Schleppertreffen: Trabant und der Wohnwagen "Würdig 300".
Ostalgie beim Schleppertreffen: Trabant und der Wohnwagen "Würdig 300". Maik Schumann

Rottelsdorf - Die Quietscheente schwimmt, der Sekt ist gekühlt, das Wasser hat genau die richtige Temperatur: Nico Hamel und seine Freunde stürzen sich in den Pool und nehmen Fahrt auf - im wahrsten Sinne des Wortes.

Das Planschbecken steht auf dem Anhänger ihres Traktors, Baujahr 1957, der das Vierergespann über den Acker kutschiert. Vorbei geht es an Hunderten von Oldtimern, Schleppern, Mopeds und Treckern.

Denn in Rottelsdorf wird gefeiert. Zum 20. Geburtstag der Schlepperfreunde ist so ziemlich alles aufgefahren, was bereits zu DDR-Zeiten Feld und Straßen unsicher machte. Vom größten Fest dieser Art in Ostdeutschland spricht Vereinschef Günter Funke stolz. „Hier bewegt sich wenigstens etwas.“

Er schwenkt einmal quer übers Feld. Ein Ochse zieht sein Gespann vorbei, weiter rechts erfüllt ein Agrarflieger die Luft mit Staub und drei Traktoren pflügen um die Wette.

Zwischen 4.000 und 5.000 Besucher sollen diesem landwirtschaftlichen Spektakel beiwohnen, freut sich der Rottelsdorfer. „Denn auch für die, die nie auf der LPG gearbeitet haben, gehörten doch die Ost-Traktoren immer dazu.“

In diesem Moment fährt ein gelber K-700 an Funke vorbei. Den Schlepper muss er sich zweimal ansehen: Der ist ja kaum halb so groß, wie er es von früher gewohnt war.

Drinnen, im Fahrerhäuschen, sitzt Ronny Reinhardt und gibt dem Mini-Gefährt die Richtung vor. „Es ist ein bloßer Nachbau des Originals. Maßstab 1:2“, erklärt er. Denn Reinhardt, der aus der Nähe von Marienborn kommt, wollte mal etwas Exotisches zum Treffen mitbringen, etwas, das nicht jeder hat. Anderthalb Jahre hat er darum an seiner Miniatur gearbeitet, alle Teile hat er selbst geschmiedet, oft mehr als 40 Stunden pro Woche parallel zum Beruf.

So ein Oldtimer-Hobby kostet Zeit, erzählt der junge Mann. Die meisten Schlepperfreunde seien darum Rentner, doch auch bei der jüngeren Generation ist die Faszination für die alte Ost-Technik ungebrochen.

In Rottelsdorf engagieren sich sogar zahlreiche Jugendliche rund um ihre Schlepper. Paul Kuhn aus Liedersdorf ist 13, den MAN-Traktor seines Papas beherrscht er aber trotzdem schon ganz gut: „Der begeistert mich einfach“, sagt er.

Günter Eberwein aus Zappendorf ist schon ein paar Jährchen länger mit seinem Traktor unterwegs. Seit Jahren schon trägt der fast 80-jährige Lanz-Bulldog ihn zum Schleppertreffen nach Rottelsdorf, der „schönsten Veranstaltung überhaupt“, wie er sagt.

An dem alten Gefährt ist noch jedes Teil so, wie es einst das Werk verlassen hat. Das ist selten, erzählt Eberwein. „Viel zu viele Leute motzen ihre Trecker mit nachgebauten Teilen auf. Das ist doch nicht mehr historisch.“

Dabei ist es doch, wie er findet, gar kein Problem, Nachschub zu finden, wenn mal etwas kaputt geht. „Beim Händler gibt es massenweise Originalteile“, sagt er und zeigt stolz seinen „Urtypen“. Sogar der Lack stammt noch von 1938, berichtet er. Den Motor wirft er noch ganz altmodisch mit Lötlampe an.

„Ich will wirklich so fahren, wie es früher üblich war“; meint der Zappendorfer. „Das macht dieses Hobby für mich aus.“ (mz)