Süßer See Süßer See: Anlieger oder Obstbauern: Wem gehört das Wasser?

Aseleben/Seeburg - Einige Anlieger der Wochenendhaus-Siedlung am Südufer des Süßen Sees sind besorgt. Sie haben in den vergangenen Wochen beobachtet, wie der Wasserstand des rund 250 Hektar großen Gewässers immer mehr abgesunken ist.
„Ich führe seit etwa drei Jahren Protokoll über die Wasserstände“, sagt ein Anlieger. „Seit Ende Mai ist der Pegel um rund 17 Zentimeter gefallen“, erklärt er. Erst im vergangenen Jahr war der Pegel so zurückgegangen, dass Boote auf dem Trockenen lagen.
Wieviel Schuld tragen die Obstbauern?
Auch der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) protokolliert den Wasserstand. Dort wurde festgehalten, dass der Pegel an der Südschleuse zwischen Ende Mai und Ende Juni um sechs Zentimeter zurückging. Am Zulauf bei Lüttchendorf wurden Anfang Juli 44, Mitte Juli 38 Zentimeter gemessen.
Der Anlieger, der sein Grundstück vor rund 15 Jahren gekauft hat, äußert einen Verdacht: „Ich vermute, der Obsthof Am Süßen See bewässert seine Plantagen in der letzten Zeit wesentlich mehr.“ Geschäftsführer Philipp Moser war aufgrund einer Reise für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Friedemann Gohr, Sachbereichsleiter Gewässerkunde beim LHW, bestätigt, dass ein veränderter Wasserstand im Süßen See zum einen mit der Witterung zu tun hat, aber auch durch vorhandene Wassernutzungen beeinflusst werden kann.
Wasserentnahme offiziell genehmigt
Insgesamt gibt es zwei Unternehmen am Süßen See, die über eine Genehmigung verfügen, Wasser zu entnehmen. Das bestätigt Kreissprecher Uwe Gajowski. Keine Angaben machte er darüber, welcher der zweite Obstbaubetrieb ist.
„Sie haben Altverträge aus DDR-Zeiten, die bei der Betriebsübernahme an die neuen Eigentümer übergegangen sind.“ Theoretisch kann laut dem Sprecher jeder eine solche Genehmigung beim Land beantragen.
Die Obstbaubetriebe dürfen demnach im Jahr höchstens 2,5 Prozent des durchschnittlichen Wasservolumens des Süßen Sees entnehmen und bezahlen auch entsprechend einen Betrag, der vom Landesverwaltungsamt festgelegt wurde.
Intensive Kontrollen zeigen keine Verstöße
„Der See hat ein Volumen von rund elf Millionen Kubikmetern bei einer jährlichen Verdunstung von etwa zwei Millionen Kubikmetern“, so Gajowski. Die Zahlen basieren auf einem Gutachten aus dem Jahr 2012.
Mit dem Erlass des Landkreises, dass ab Samstag die Wasserentnahme aus Oberflächengewässern verboten wird, gibt es laut Gajowski auch Einschränkungen für die Obstbaubetriebe. „Sie dürfen nur noch ein Drittel der eigentlich erlaubten Menge entnehmen“, so der Sprecher.
Sowohl Landkreis als auch Landesverwaltungsamt kontrollieren die Einhaltung der Höchstmengen. Dabei wurden bislang keine Verstöße festgestellt, sagt Gajowski. Schon im vergangenen Jahr wurde Kritik an der Praxis laut, dass die Obsthöfe Wasser aus dem Süßen See pumpen. Auch damals war rechtlich alles korrekt, bestätigte der Kreissprecher zu dieser Zeit.
Droht Gefahr durch Blaualgen?
Dass es überhaupt eine Genehmigung für zwei Betriebe gibt, ärgert jedoch die Anlieger. „Das Wasser hier gehört allen“, findet ein Anwohner. „Es geht nicht, dass wir hier beeinträchtigt werden, nur damit ein Einzelner daraus einen Nutzen ziehen kann.“
Der Anlieger macht deutlich, welche Folgen ein abgesenkter Wasserstand für das Ökosystem im See hat. „Das Wasser erwärmt sich schneller, dadurch wachsen mehr Algen.“
Gohr ergänzt, dass sich unter Umständen auch Blaualgen entwickeln können. „Konkrete Beeinträchtigungen der Wasserqualität und des Seeökosystems, die allein auf das leichte Absinken des Wasserstandes in den vergangenen Wochen zurückgeführt werden können, wurden nicht festgestellt“, so Gohr. (mz)
Mehrere Anlieger wollen eine „Interessengemeinschaft zum Erhalt des Süßen Sees“ gründen. Dazu findet laut den Initiatoren am Freitag, 2. August, um 18 Uhr eine Infoveranstaltung am Rondell an der Strandpromenade in Seeburg statt.
