Stadthalle in Sandersleben Stadthalle in Sandersleben: Entrümpelung und Investition

Sandersleben - Ulf Mailänder bat die Einwohner von Sandersleben am vergangenen Sonnabend vergeblich um Mithilfe beim Arbeitseinsatz in der ehemaligen Stadthalle des Ortes. Niemand war seiner Einladung gefolgt. „Ich sehe es als Prüfung. Die Sanderslebener wollen sehen, ob ich meine Pläne in die Tat umsetze“, meinte der Berliner Investor, der das Objekt für 12 000 Euro erworben hat.
„Zum Tag der offenen Tür im April dieses Jahres waren mehr als 30 interessierte Einwohner anwesend. Bestimmt werden diese Leute beim nächsten Arbeitseinsatz mit anpacken“, denkt Mailänder positiv. Der 59-jährige studierte Germanist und Politologe hat genaue Vorstellungen, was aus dem Haus - einem Kulturdenkmal - einmal werden soll.
Die Stadthalle in Sandersleben gehörte einmal dem Ehepaar Scholz. Die Gaststätte hatte seit der Währungsunion leer gestanden. Mitte der 1990er Jahre verhandelte das Ehepaar mit der Stadt Sandersleben, anfangs über einen Pacht-, schließlich über einen Kaufvertrag. Mit Hilfe eines Kredits und Unterstützung der Familie bauten die Wirtsleute die Stadthalle nach und nach aus.
Mailänder möchte den Saal den Sanderslebenern für Feierlichkeiten zur Verfügung stellen und Gästezimmer für den Ort schaffen. Der Inhaber beabsichtigt auch, im Gebäude eine 10- bis 15-köpfige syrische Flüchtlingsfamilie unterzubringen, die eines Tages die Gaststätte des Hauses betreiben soll. So will der Investor zunächst den Wohntrakt instand setzen. Der andere Teil des Gebäudes leidet unter einem maroden Dachstuhl. „Der muss unbedingt erneuert werden“, so Mailänder.
Aus Versteigerung erworben
Rund 20.000 Euro will er in die Sanierung der alten Stadthalle investieren, den anderen Teil möchte er mit EU- Fördermitteln erneuern. Aus diesem Grund plant er, einen Förderverein zum Erhaltung des Gebäudes zu gründen, wobei es ihm wichtig ist, dafür Sanderslebener mit ins Boot zu holen.
Auch wenn Mailänder am Sonnabend mit einem Freund allein vor Müllbergen stand, so sieht er in dieser Immobilie dennoch sehr viel Potenzial. Während ihrer Arbeiten stießen sie auf das Originalschild der alten Stadthalle.
Die Stadthalle in Sandersleben ist nicht das erste Grundstück, das der Berliner aus Versteigerungen erworben hat. Er wurde auf diese Weise auch Eigentümer des Bahnhofes in Oberhof. Mehrere Häuser sanierte er bereits in Barby, und ein baufälliges Kino in der Nähe von Ludwigslust ersteigerte Mailänder auch.
Der Immobilienbesitzer glaubt an den Erfolg seines Vorhabens. „Man muss dem Ganzen nur positiv entgegensehen“, so der Investor, der seinen Lebensunterhalt vorrangig als Autor und Persönlichkeitstrainer verdient. Eines seiner bekanntesten Bücher ist die Autobiografie von Jürgen Schneider, der als „Baulöwe Schneider“ bekannt ist und die Banken um Millionen betrogen hat. „Jeden einzelnen Satz habe ich geschrieben“, sagt Mailänder, der Jürgen Schneider zu seinem Freund zählt.
In etwa einem Jahr möchte der in Kreuzberg lebende Visionär die Baumaßnahmen in Sandersleben abgeschlossen haben und die Stadthalle eröffnen. (mz)