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Schuften in der Heimkehle  Schuften in der Heimkehle : Unterbringung grauenhaft - Bachelorarbeit zu KZ Rottleberode

Von HEINZ NOACK 06.02.2014, 11:09
Beim Umbau der Höhle Heimkehle in einen Rüstungsbetrieb durch KZ-Häftlinge wurde der Wienrich-Stollen zum Fahrstollen erweitert.
Beim Umbau der Höhle Heimkehle in einen Rüstungsbetrieb durch KZ-Häftlinge wurde der Wienrich-Stollen zum Fahrstollen erweitert. Repro hno Lizenz

ROTTLBERODE/MZ - „Die Gründung des KZ-Außenlagers Rottleberode steht eng in Verbindung mit der Untertageverlagerung der Rüstungsbetriebe des Junkers-Konzern“, gibt Sophie Volkmann in ihrer Bachelorarbeit an. „Nach dem Aufbau der Raketenfabrik im Kohnstein in Nordhausen rückte die Verlagerung der Flugzeugindustrie in den Mittelpunkt.“ Die gute Verkehrserschließung der Heimkehle und die großen natürlichen Innenräume wurden der Schauhöhle zum Verhängnis.

Am 1. März 1944 wurde vom damaligen Rüstungs- und Luftfahrtministerium für den Südharz der „Jägerstab“ gebildet. Das Projekt A 5 beinhaltete die Produktionsverlagerung in die Heimkehle. Für die Unterbringung der KZ-Häftlinge richtete man in der stillgelegten Porzellanfabrik Max Schuck in Rottleberode, drei Kilometer von der Höhle entfernt, ein Häftlingslager ein. Der erste Transport mit 200 Häftlingen aus Buchenwald traf am 13. März 1944 ein.

Bis zu vier Häftlinge in einem Bett

„Das Außenlager Rottleberode wurde zunächst formal dem KZ Buchenwald unterstellt“, schreibt Frau Volkmann. „Die Bauhäftlinge errichteten die Produktionsanlagen unter katastrophalen Arbeitsbedingungen und geringer Versorgung“, heißt es. Die Höhlenseen wurden verfüllt und Stahlbetonböden eingebracht sowie ein großer Fahrstollen angelegt, ausschließlich schwerste körperliche Arbeit. Nach Fertigstellung waren ab Ende Juli 1944 in der Höhle etwa 250 bis 300 Produktionshäftlinge beschäftigt. Im Erdgeschoss des Lagergebäudes waren das Magazin und die Waschräume eingerichtet. Den ersten Stock belegten die Bauhäftlinge des Kommandos Stempeda. In einem der Etagenbetten schliefen jeweils drei bis vier Häftlinge. Der zweite Stock mit etwas besseren Platzverhältnissen war den Produktionshäftlingen vorbehalten. Der Arbeitsalltag begann für die Häftlinge mit dem Wecken um 3.30 Uhr. Arbeitsbeginn in der Heimkehle war um 6 Uhr.

Todesmarsch im April 1945

Die Tag- bzw. Nachtschicht dauerte 12 Stunden. Nach der Rückkehr in das Lager fand ein Zählappell statt. Die Tagesration eines Produktionshäftlings bestand aus einem Viertelliter Eichelkaffee, einer fleischlosen Rüben- oder Möhrensuppe, 100 oder 150 Gramm Brot und einer Messerspitze Margarine bzw. Wurst. Die Bauhäftlinge wurden noch schlechter ernährt. Ebenso unzureichend waren die hygienischen Verhältnisse und die medizinische Betreuung.

Im Oktober 1944 wurden die Bauhäftlinge dem KZ Mittelbau Dora unterstellt und im November die Produktionshäftlinge. Die Anzahl der Häftlinge in Rottleberode war unterschiedlich hoch. Sie betrug im Dezember 1944 und Januar 1945 etwa 900 und wuchs bis zur Evakuierung, dem Todesmarsch, am 5. April 1945 auf 1700 bis 2000 an. Die Bachelorarbeit schildert detailliert den Aufbau und die Arbeits- und Lebensbedingungen im KZ Rottleberode.

Die Arbeit umfasst 52 Druckseiten und ist im Diplomica Verlag in Hamburg erschienen. ISBN 978-3-95549-128.