Schloss im Wippertal Schloss im Wippertal: Rammelburg droht zu verfallen
friesdorf - Harald Mohr macht sich Sorgen um die Rammelburg. „Wohin man schaut, nur Dreck, Verwahrlosung und Niedergang“, schreibt der Blankenheimer in einem Brief an die MZ. Dass sich der rührige Heimatforscher um das imposante Bauwerk ernsthafte Gedanken macht, hat einen besonderen Grund. Harald Mohrs Vorfahren stammen von der Rammelburg. Insofern ist sie für ihn wie ein Erbstück, das in fremde Hände geraten ist, die sich zu seinem Leidwesen „nicht um den kulturhistorisch wertvollen Nachlass der Mansfelder Grafen kümmern“, wie Mohr beklagt. Der Landkreis hat zwar Auflagen erteilt, doch die Eigentümer, die Escande Conzept GmbH aus Leipzig, rührt sich nicht.
Die Rammelburg im malerischen Wippertal wurde vermutlich im 13. Jahrhundert erbaut. Eine erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1259. Das Schloss hatte im Laufe seiner Geschichte mehrere Eigentümer. In den 1930er Jahren befand sich das schloss und die Ländereien im Besitz des Fürsten von Thurn und Taxis. Nach einem Brand erhielt das Bauwerk Anfang des 20. Jahrhunderts seine heutige Gestalt im Stil der Renaissance. Von den zwei Bergfrieden existiert nur noch einer, der als Uhrenturm diente.
Die Immobiliengesellschaft hatte das Baudenkmal im Juni 2000 vom Land erworben. Zwei Jahre zuvor war eine erste Auktion gescheitert. Ein Berliner Kunsthändler war von seinem Angebot zurückgetreten. Für rund 370.000 Euro sollen dann die jetzigen Besitzer das 8.336 Quadratmeter große Areal im Wippertal gekauft haben. Zu diesem Zeitpunkt stand die Rammelburg, die mit ihren Türmen, Erkern und Giebeln an das Dornröschenschloss erinnert, schon mehrere Jahre leer.
Eine Reha-Klinik für lungenkranke Kinder war bereits 1995 nach Wippra umgezogen, weil das Schloss, das keinen Fahrstuhl besaß und lecke Dächer aufwies, nicht mehr für den Klinikbetrieb geeignet war. Um das angeschlagene Bauwerk loszuwerden, hatte das Land vorher noch schadhafte Stellen auf den Dächern ausbessern lassen. Doch der Zahn der Zeit hat ganze Arbeit geleistet: Weil das Wasser nach dem Auszug nicht abgestellt wurde, entstanden Schäden an Heizungen und Sanitäranlagen. Etliche Fenster sind nur noch mit Pappkarton versehen. Mehrere Sandsteine haben sich gelöst, so Mohr. „Holz- und Dachkonstruktionen , die noch vor wenigen Jahren intakte Balkone trugen, sind heruntergestürzt“, schildert der Blankenheimer seine Beobachtungen an dem Bauwerk.
Auf das Gelände zu gelangen, ist nicht möglich. Stacheldraht und ein geschlossenes Gittertor mit einem Schild „Zutritt verboten“ verhindern das. Anfangs hatte die Immobiliengesellschaft einen Einwohner aus dem Ort beauftragt, auf dem Schloss nach dem rechten zu sehen. Ob das jetzt auch noch so ist, bleibt unklar. Der Besitzer des Schlosses ist nicht erreichbar.
Kurz nach dem Kauf hatte er gegenüber der MZ erklärt, man sei auf der Suche nach einem geeigneten Konzept. Danach war Funkstille. Auch der Landkreis als untere Denkmalschutzbehörde hängt in der Luft. Einmal gelang es, einen Vor-Ort-Termin anzuberaumen. Dabei seien verschiedene Sicherungsmaßnahmen gesprochen und Festlegungen dazu getroffen worden, teilte der Landkreis auf Anfrage mit. Allerdings hat der Eigentümers bisher auf keine weiteren Schreiben des Kreises reagiert, um einen Kontrolltermin zu vereinbaren. Die Denkmalbehörde will deshalb recherchieren, „ob die Eigentumsverhältnisse bei der Rammelburg noch aktuell sind“.
Mohr hat kaum noch Hoffnung, dass sich auf dem Schloss was tut. Er hatte sich sogar an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gewandt. Doch dort verwies man ihn an den Landkreis. Vom Land erwartet er ohnehin nichts. „Magdeburg hat uns allein gelassen“, schreibt er verbittert. (mz)