Schalke-Fans in Hettstedt RB Leipzig gegen FC Schalke 04: Fans in Hettstedt fiebern für die Königsblauen

Hettstedt - „Ich trinke keine Brause, sondern Bier.“ Das antwortet Mario Pinter allen auf die Frage, was er von RB Leipzig hält. Doch der Elektriker aus der Lutherstadt Eisleben will die „Roten Bullen“ nicht verteufeln, wie er sagt.
Er habe seine Probleme mit einem Fußballclub, der quasi aus der Retorte entstanden ist, so der Anhänger des FC Schalke, der schlechthin als der Traditionsverein in Deutschland gilt. Doch man müsse neidlos anerkennen, dass die Mannschaft einen tollen Fußball spiele, räumt er ein.
Und es sei endlich wieder ein Team aus Ostdeutschland in der Bundesliga, so der Vater eines neunjährigen Sohnes, der auch schon ein Schalkefan ist.
25 Schalke-Fanclubs in Ostdeutschland
Dass die Elf von Trainer Ralph Hasenhüttl bis an die Spitze der höchsten Liga gestürmt ist, hat ihr kaum einer der Königsblauen, die sich jüngst im Klubhaus in Hübitz zu einer Bezirksversammlung trafen, zugetraut. Kein Wunder, dass diese Erfolgsgeschichte auch bei den Vertretern von etwa 25 Schalker Fanclubs von der Ostsee bis ins Geiseltal heiß diskutiert wurde.
Zumal die Schalker am Sonnabend im Spitzenspiel der Bundesliga in Leipzig antreten müssen. „Und da werden wir die Bullen aus dem Stadion jagen“, flachst Mario Pinter im Überschwang der Gefühle. Schließlich sind die Knappen aus dem Ruhrpott seit zwölf Spielen ungeschlagen und fahren mit breiter Brust in die Messestadt. „Ich denke, wir haben eine gute Chance“, meint auch Claudia Burkhardt aus Siersleben.
Wie ihr Mann Christian und die Söhne Clavin und Clairin gehört auch sie zum Fanclub „Königsblaue Knappen Mansfelder Land“, der gegenwärtig etwa 40 Mitglieder zählt.
Schalke-Fanclub-Treffen in Hettstedt
Ihr Domizil haben sie in „Franks Bierstuben“ in Hettstedt. Vor drei Jahren konnte der Verein sein 15-jähriges Bestehen feiern. Seither hat sich Einiges verändert, nicht nur in der Bundesliga. Auch auf Schalke, wo lange Zeit Manager Rudi Assauer das Zepter schwang, bis ihn eine Alzheimer-Krankheit in die Knie zwang. „Er war schon eine Lichtgestalt“, sagt Heiko Krause, der 1. Vorsitzende des Vereins, der erstmals eine Zusammenkunft der Schalker Fanclubs aus Ostdeutschland ausgerichtet hat.
140 Tickets für das Spiel - verteilt auf 25 Fanclubs
Das Treffen beschäftigte sich hauptsächlich mit der Frage, wie die Zusammenarbeit der Vereine künftig organisiert werden soll. Nach Querelen hat sich der Dachverband der Schalker Fanclubs aufgelöst. So ist unklar, wer sich um die Kontakte zu den Fanbeauftragten kümmert.
Davon hängt für die Fans immerhin auch ab, wie man künftig an Karten für die Schalkespiele kommt. Wie groß das Dilemma ist, zeigt sich auch bei der Partie gegen RB. Ein Präsidiumsmitglied der Bezirksversammlung hat über private Quellen wenigstens noch 140 Karten für das wichtige Spiel gegen Leipzig ergattert. Doch wie soll man die Tickets unter den 25 Fanclubs verteilen?
Die meisten Schalkefans aus dem Mansfelder Land fiebern wie Kathleen Herz aus Siebigerode vorm Fernseher mit ihrer Mannschaft mit. Unter dem neuen Trainer Markus Weinzierl sind die Schalker ganz schlecht gestartet. „Aber nun haben sie endlich die Kurve bekommen“, sagt die Frau im blau-weißen Dress.
„Früher kam noch Ingo Anderbrügge vorbei“
Bei aller Vorfreude auf das Duell mit dem Tabellenführer schwingt in ihrer Stimme auch Verärgerung mit. „Ich bin enttäuscht, dass kein Spieler zu unserer Versammlung gekommen ist“, bedauert sie. Früher haben Ingo Anderbrügge oder Martin Max bei Treffen der Fans vorbeigeschaut. Doch das liegt schon länger zurück, ebenso wie die letzte Meisterschaft für Schalke von 1958. Mario Pinter ist noch das dramatische Finale von 2001 in bester Erinnerung. Im damaligen Parkstadion wurde schon gefeiert - doch Bayern München kam in Hamburg in der Nachspielzeit noch zum Ausgleich und sicherte sich damit den Titel. Für den Eisleber wäre es eine späte Genugtuung, wenn Leipzig diesmal den Bayern die Meisterschaft wegschnappt. „Aber nur, wenn wir es selber nicht schaffen.“ (mz)