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Projekt in Wiederstedt Projekt in Wiederstedt: Rettung der Taufkirche

Von Frieder Fahnert 13.08.2015, 18:40
Die Novalis-Taufkirche in Oberwiederstedt.
Die Novalis-Taufkirche in Oberwiederstedt. Archiv/Lukaschek Lizenz

Wiederstedt - Ticken Jugendliche heute anders als vor 25 Jahren? Wofür haben sie sich damals engagiert? Diesen Fragen sind neun junge Leute aus Hettstedt und Umgebung nachgegangen. Und zwar im Rahmen des Projektes „Zeitensprünge“ haben sich die Konfirmanden und Jugendlichen der Jungen Gemeinde St. Jakobi Hettstedt 25 Jahre nach der Wende mit der Novalis-Taufkirche in Wiederstedt beschäftigt. Engagierte Bürger hatten sich damals zusammengeschlossen und dafür stark gemacht, die Taufkirche des Romantikers zu retten. Die Ergebnisse sind jetzt in einem kleinen Buch zusammengetragen worden.

„Die Jugendlichen, die sich an dem Projekt beteiligt haben, sind alle nach 1997 geboren. Sie haben demzufolge keine persönlichen Erfahrungen an das Geschehen in den Jahren 1989/90“, sagt der Hettstedter Pfarrer Sebastian Bartsch, der das Projekt begleitet hat. Die jungen Leute kannten die Ereignisse von damals zum Teil aus der Schule oder aus Erzählungen im Familienkreis.

In der Regel spiele das Thema Geschichte heute bei den meisten jungen Leuten erfahrungsgemäß keine große Rolle. Aber wenn man sie begeistern kann, könne schon Interesse geweckt werden.

Wichtig war es, dass man Zeitzeugen gewinnen konnte, mit denen die jungen Leute Gespräche führen konnten. Das habe das Thema spannend gemacht und die Jugendlichen merklich angespornt. Unter dem Strich sei ein gelungenes Buch herausgekommen, was freilich keinen Anspruch auf wissenschaftliche Vollständigkeit erhebt, so Bartsch.

Zu Wort kommen in dem Buch unter anderem der frühere Probst Joachim Jäger und Richard Schröder, der einst Pfarrer in Wiederstedt war. Gespräche gab es zudem zwischen den Jugendlichen und den Zeitzeugen Bärbel Wetzel, Hans-Joachim Morcinitz und Peter Frobel. Morcinitz berichtete über die schwierige Phase des Aufbaus, aber auch über den Zusammenhalt der Mitstreiter. „Viele bezeichneten uns als Spinner, die Reaktionen reichten von Ablehnung bis hin zum Schulterklopfen.“ Peter Frobel, damals Kreissekretär des Kulturbundes Hettstedt, wies darauf hin, dass Kirche und Schloss Ende der 80er Jahre abgerissen werden sollten. Dieses Ansinnen stieß auf erbitterten Widerstand bei vielen Bürgern. In Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde konnte ein Abrissstopp erreicht werden. Geld, das für den Abriss vorgesehen war, wurde schließlich für den Wiederaufbau verwendet. Und es ist viel geschehen in den Jahren danach. Genutzt wurde die Kirche auch für Veranstaltungen wie Konzerte und Ausstellungen.

Am 5. September um 14.30 Uhr veranstaltet der Trägerverein Klosterkirche Wiederstedt auf dem Areal vor der Kirche ein Fest, das für jedermann zugänglich ist. Dort wird auch das Buch vorgestellt, das die Jugendlichen erarbeitet haben. Wer Interesse an dem Buch hat, kann sich auch mit dem Pfarramt in Hettstedt in Verbindung setzen.