Premiere am Theater Eisleben Premiere am Theater Eisleben: Rückkehr als Dorfrichter

Eisleben - Für Michael Günther ist es nach 30 Jahren eine Rückkehr an seine erste Wirkungsstätte. „Bevor ich nach Leipzig zum Studium bin, habe ich hier meinen ersten Vertrag unterschrieben als Regieassistent und Inspizient mit Spielverpflichtung“, erzählt der 48-Jährige. Und er erinnert sich an Details, als sei es gestern gewesen.
„Renate war damals schon Ankleiderin und Otto hat auch schon hier gearbeitet.“ Renate Berger und Jörg Erdmenger meint Michael Günther. Und Renate Berger wird ihm am Sonnabend behilflich sein, wenn er sich das Gewand des Dorfrichters Adam für die Premiere von Kleist Lustspiel „Der zerbrochne Krug“ überstreift. Auch Martina Bode, welche die Inszenierung als Regisseurin verantwortet, ist für Günther keine Unbekannte. „Sie hat mich gefragt, ob ich die Rolle gern spielen würde, und ich habe Ja gesagt.“ Die Regisseurin und Günthers Frau verbindet zudem eine tiefe Freundschaft.
„Sie hat hier in Eisleben viele Jahre den Mephisto gespielt“, erzählt Günther. Und regelmäßige Theaterbesucher erinnern sich mit Sicherheit noch an Susanne Bard, die aktuell mit Jörg Schüttauf in Hamburg auf der Bühne steht. „Da hatte ich also auch familiär Zeit für einen längeren Abstecher nach Eisleben“, schmunzelt Günther, künstlerischer Leiter der Kammerspiele Magdeburg, einer von einem kleinen Ensemble, großem Enthusiasmus und vielen Freunden getragenen Bühne in der Landeshauptstadt. „Da bin ich auch Tontechniker, Bühnenbildner und Einlasser“, erklärt Günther die Rollenverteilung. Zuvor war er mit seiner Frau sieben Jahre in Wiesbaden engagiert, noch weiter zurückliegend in Bern. Und wenn er erzählt, wen er alles verkörpert hat, stellt sich bei Klassikfreunden sofort der Aha-Effekt ein: Lear, Danton, Macbeth, Othello und, und, und... Worin er aktuell die Herausforderung sieht? „Es ist vor allem eine sprachliche. Kleist ist für das Schauspiel das, was Bach für die Musik ist. Aber das spielfreudige Ensemble und ich werden das meistern“, ist Günther überzeugt.
Was sich verändert hat in 30 Jahren? „Einiges. Damals gab es ein großes Ensemble. Eigentlich zu groß für so ein kleines Haus. Heute ist das Ensemble an der Machbarkeitsgrenze. Aber manche Fußwege hier sind immer noch schief.“ (mz)