Neuer Pächter nach Insolvenz Neuer Pächter nach Insolvenz: Eigentümer bauen Ziegenhof Pfeiffhausen wieder auf

Pfeiffhausen - Es ist eine schmerzliche Erinnerung für Wilfried Voigt. „Vor einem Jahr ist hier noch richtig was los gewesen“, sagt der 74-Jährige. Er und seine Frau Brigitte (73) sind Eigentümer und Betreiber des Landschaftspflege- und Ziegenhofs Pfeiffhausen. Zu Ostern gab es unter anderem ein großes Ostereiersuchen, Schau-Melken und eine Versteigerung von Lämmern. Mehrere hundert Jungtiere waren in dem Frühjahr zur Welt gekommen.
Von einem solchen Trubel ist der Ziegenhof derzeit weit entfernt - das diesjährige Osterfest ist sehr viel ruhiger verlaufen. Grund ist die Insolvenz des damaligen Pächters. Der junge Mann, der erst Anfang 2016 den Betrieb übernommen hatte, war im Laufe des vergangenen Jahres immer mehr in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten.
Ziegenhof Pfeiffhausen soll mit neuem Pächter wieder aufgebaut werden
Die Ziegen wurden verkauft, die Käserei stillgelegt, der Hofladen geschlossen. „Wir haben seit Juni keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt“, sagt Voigt. „Wir wollen aber nicht mehr zurück schauen, sondern nach vorn“, sagt Brigitte Voigt. Das Ehepaar ist dabei, den Betrieb wieder aufzubauen und einen neuen Pächter zu finden. „Wir sind in Verhandlungen mit Interessenten“, sagt Wilfried Voigt.
Er sei optimistisch, dass es in den nächsten Wochen ein Ergebnis geben werde. „Es wird weiter gehen“, so Voigt. Sichtbares Zeichen dafür sind die rund 35 Ziegen, die Voigts mittlerweile wieder halten. „Wir wollen die Herde noch vergrößern.“ Zum einen sind das die Zwergziegen im Streichelzoo. „Das ist wichtig für unsere Feriengäste“, sagt Wilfried Voigt.
Die drei Ferienwohnungen auf dem Hof seien gerade bei Familien gefragt. Außerdem gibt es Stellplätze für Wohnwagen. Und wenn schon der Betrieb derzeit nicht läuft, wollen Voigts den Kindern wenigstens einige Streichelziegen bieten. Besonders beliebt sind natürlich die vor circa drei Wochen geborenen Lämmer.
Ziegennachwuchs auf dem Hof in Pfeiffhausen gibt Grund zur Hoffnung
Vier bis sechs Wochen alten Nachwuchs haben auch die Burenziegen auf der Weide. Die ursprünglich aus Südafrika stammende Rasse ist keine Milch-, sondern eine Fleischziege. Das Fleisch schmecke auch sehr gut. Burenziegen sind gut für die Landschaftspflege geeignet, die Voigts betreiben. „Sie wirken der Verbuschung entgegen“, sagt Brigitte Voigt.
Die Tiere sind das ganze Jahr über auf der Weide. Ein fahrbarer Unterstand kann zwischen den Winter- und Sommerweiden hin und her verlagert werden. Um die Versorgung der Tiere kümmert sich Mitarbeiter Bernd Remde. „Wir züchten auch im Herdbuch“, so Wilfried Voigt. Der Hof ist Bioland-zertifiziert.
Besitzer des Ziegenhofs arbeiten nun am dritten Neuanfang
Voigt wurde 1943 hier geboren. In den 1950er Jahren wurde die Familie unter fadenscheinigen Umständen enteignet - Voigts Vater und Großvater wurden vor Gericht gestellt und zu einer Zuchthausstrafe verurteilt. Die Familie flüchtete in den Westen. Nach der Wende erhielten Wilfried und sein Bruder Hartmut Voigt den Grund und Boden der Familie zurück und begannen mit der Bewirtschaftung.
Wilfried und Brigitte Voigt pendelten zwischen Köln und Pfeiffhausen und bauten den Landschaftspflege- und Ziegenhof auf. Der größte Teil der insgesamt 99 Hektar Acker- und Grünfläche ist an eine Agrargenossenschaft verpachtet. 15 Hektar werden als Weiden für den Ziegenhof genutzt. 2011 brannte der Hof ab - und Voigts mussten ihn zum zweiten Mal wieder aufbauen. Nun arbeiten sie also am dritten Neuanfang. (mz)