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Nach Sitzung des Abwasserzweckverbandes Nach Sitzung des Abwasserzweckverbandes: Mord- und Prügelandrohungen am Telefon

Von Anke Losack 20.08.2015, 18:18
Mittwochabend im Klubhaus-Saal in Hettstedt: Sicherheitskräfte müssen die Verbandsvertreter vor aufgebrachten Bürgern schützen.
Mittwochabend im Klubhaus-Saal in Hettstedt: Sicherheitskräfte müssen die Verbandsvertreter vor aufgebrachten Bürgern schützen. Bahn Lizenz

Hettstedt - Einen Tag nach der Sitzung der Verbandsversammlung des Abwasserzweckverbandes (AZV) Wipper-Schlenze im Hettstedter Klubhaus, bei der es tumultartige Szenen gab, ist noch keine Ruhe eingekehrt.

Der Abwasserverband Wipper-Schlenze erhebt nunmehr Anschlussbeiträge. Grundstücksbesitzer, die vor dem 15. Juni 1991 angeschlossen wurden, müssen 1,02 Euro je Quadratmeter Grundstücksfläche zahlen. Für spätere Anschlüsse ans öffentliche Kanalnetz werden 3,78 Euro verlangt. Auch die Geschossigkeit der Gebäude fließt noch ein.

Verbandsvertreter, die über die Satzungen zur Erhebung von Anschlussbeiträgen abgestimmt haben, erhielten am Donnerstag anonyme Mord- und Prügelandrohungen am Telefon. Einer der Vertreter sagt, dass sich bei ihm zu Hause mehrfach unbekannte Anrufer gemeldet haben, unter anderem mit den Worten „Mit dir werden wir noch abrechnen“ oder „Da ist noch lange nicht Schluss“. Dann legten sie auf. Eine Rückverfolgung der Telefonnummern sei nicht möglich gewesen, so der Verbandsvertreter.

Seiner Frau, die die meisten dieser Anrufe entgegennahm, sei das sehr nahe gegangen. „Sie hat geweint und gesagt, ich soll die Polizei verständigen.“ Davon wolle er zunächst noch absehen. „Ich hoffe, dass Ruhe einkehrt.“ Ein weiterer erzählt von einem anonymen Anruf, den er am Donnerstag erhalten hat. Es sei gedroht wurden, ihn über den Hettstedter Markt zu schleifen. Auch er hat bislang keine Polizei eingeschaltet. „Wenn es schlimmer wird, stelle ich Strafanzeige.“

In der Sitzung der Verbandsversammlung am Mittwoch im Klubhaus war die Stimmung unter den mehr als 300 Besuchern sehr aufgeheizt. Bei der Bekanntgabe der Abstimmungsergebnisse zu den Beitragssätzen kam es zu tumultartigen Szenen, so dass ein vom Verband bestellter Sicherheitsdienst einschreiten musste. Die Verbandsvertreter wurden beschimpft und ihnen gedroht. „Ihr seid Landesverräter“, „Euch sollte man aufhängen“ und „Ihr Handlanger der Banken“ riefen aufgebrachte Bürger.

„Das war schon heftig“, gestand ein Verbandsvertreter. In den 16 Jahren, in denen er kommunalpolitisch tätig ist, habe er so etwas noch nicht erlebt. „Man kann sachlich diskutieren. Aber hier wurde es persönlich“, sagt er der MZ. Auch Steffen Zwanzig, der Geschäftsführer des Abwasserverbandes, stand oft im Kreuzfeuer der Kritik von aufgebrachten Bürgern. Anrufe, bei denen ihm oder Mitarbeitern gedroht wurde, habe es am Donnerstag nicht gegeben, sagte er. Das, was einigen Verbandsvertretern nun widerfährt, verurteilt Zwanzig. „Das kann doch nicht sein. Die Vertreter machen ihre Arbeit ehrenamtlich und sind nun solchen Äußerungen ausgesetzt.“

Ungeachtet dessen bereitet der Abwasserverband nun die Bescheide für die betreffenden Grundstückseigentümer vor. Bevor sie versendet werden, müssen die Satzungen, die am Mittwoch beschlossen wurden, zunächst veröffentlicht werden. Das soll laut Zwanzig im nächsten Amtsblatt des Landkreises erfolgen. Im September werden die ersten Bescheide dann wohl rausgehen. (mz)