MZ-Rätselfoto MZ-Rätselfoto : Knoblauchkönig am Eisleber Rathaus

Eisleben - Klein und unscheinbar, grau und schon etwas mitgenommen - so sieht die kleine Gestalt in die Welt. „Wer es nicht weiß, der läuft daran vorbei“, bescheinigt nicht nur Rosemarie Knape der Figur, die an der Nordostecke des Eisleber Rathauses ins Mauerwerk eingelassen ist. „Der Überlieferung nach, so behaupten viele Eisleber, sei dies der Knoblauchkönig“, fügt sie hinzu und macht sich auf die Spuren der Gestalt.
Die Geschichte zum Knoblauchkönig
„Wer war dieser Knoblauchkönig? Welche Rolle spielte er in der deutschen Geschichte? Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir weit in die Geschichte zurückgehen“, schreibt Knape. Im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts sei ein erbitterter Kampf zwischen dem salischen Königshaus und den sächsischen Großen um die Macht entbrannt. „Verknüpft waren die Machtkämpfe mit dem Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst.“
An diesem Punkt erzählt Rolf Keil weiter: „In diesem Zusammenhang wurde Hermann von Salm-Luxemburg 1081 von sächsischen Fürsten zum Gegenkönig erhoben.“ In Eisleben soll es zu einer „förmlichen Nachwahl“ durch die sächsischen Großen gekommen sein. Danach wurde er gekrönt.
Er habe dann von 1081 bis 1084 auf der Eisleber Wasserburg gewohnt. Und an dieser Stelle kommt der Knoblauch ins Spiel, wie unter anderem Frank Schlanstedt berichtet: „Der Überlieferung nach soll in der näheren Umgebung der Wasserburg viel Knoblauch angebaut worden sein.“ Der Duft der Pflanze habe sich über die gesamte Gegend und eben auch über die Residenz des Gegenkönigs gelegt.
„Deshalb soll er von seinen Gegnern spöttisch den Beinamen Knoblauchkönig erhalten haben“, schreibt Schlanstedt weiter und fügt hinzu, dass der Gegenkönig trotz kleinerer Militärerfolge nichts an den politischen Verhältnissen habe ändern können. „Er zog sich 1088 nach Lothringen zurück.“ Dort verstarb er schließlich.
Wie Helga Meyer beschreibt, „bewahrten sich die Eisleber ihre Anteilnahme am Geschick des Knoblauchkönigs“ aber für lange Zeit. „Zu seinen Ehren hielt der Rat der Stadt Eisleben an jedem 28. Juli, dem Todestag des Königs, ein Festessen, bei dem Knoblauch und Pökelfleisch verzehrt wurde.“ Wie lange sich dieser Brauch gehalten hat, zitiert Ernst-Peter Schelm aus der Heimatliteratur, sei nicht bekannt.
Neue Runde, neues Glück
Übrigens: Ob die Plastik tatsächlich den Knoblauchkönig zeigt, ist nicht ganz klar. Denn sie wurde erst „1601 nach der Reparatur des Rathauses dort eingebaut“, wie unter anderem Monika Bischoff weiß. Und Ernst-Peter Schelm ergänzt, dass die Plastik vom Vorgängerbau stammen könnte, der 1498 beim Stadtbrand zerstört wurde. Erhalten blieb aber wohl der kleine, unscheinbare Knoblauchkönig mit seiner Lilienkrone.
Gewonnen hat dieses Mal Monika Bischoff. Herzlichen Glückwunsch. Für alle startet jetzt wieder eine neue Rätselrunde. Wer weiß, welches Motiv auf dem Bild abgebildet ist, kann sich bis Donnerstag, 24. Januar, beteiligen -am einfachsten geht das per E-Mail an [email protected]. Viel Spaß. (mz)
