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Laternen- und Fackelumzug  Martinstag in Eisleben : Sankt Martin ist eine Frau

Von Sophie Elstner 08.11.2018, 14:00
Eileen Kiesewetter mit Schimmel Jamil
Eileen Kiesewetter mit Schimmel Jamil Jürgen Lukaschek

Eisleben - Die Geschichte des Heiligen Martin lernen schon die Mädchen und Jungen im Kindergarten kennen: Die Legende besagt, dass Martin in einer bitterkalten Nacht im 4. Jahrhundert seinen Mantel mit dem Schwert teilte und eine Hälfte einem frierenden Bettler gab.

Später wurde Martin Bischof in der französischen Stadt Tours und wird bis heute in mehreren christlichen Glaubensrichtungen verehrt.

Laternen- und Fackelumzug in Eisleben

Wenn heutzutage Kinder ihre Lieder über Sankt Martin singen und mit Laternen durch die Straßen ziehen, ist der Gedanke des Teilens immer noch präsent: Am Abend des Martinstags nämlich gibt es eigens gebackene Martinshörnchen, die untereinander geteilt werden.

Den Laternen- und Fackelumzug in Eisleben führt seit 25 Jahren Gerald Götter auf seinem Schimmel Jamil an - aber nicht in diesem Jahr. „Aus gesundheitlichen Gründen kann ich nicht als Heiliger Martin reiten“, sagt Gerald Götter traurig. Doch er hat Ersatz gefunden.

Sankt Martin in Eisleben ist erstmals eine Frau

Zum ersten Mal wird in diesem Jahr eine Frau als Sankt Martin hoch zu Ross durch die Eisleber Innenstadt reiten. Eileen Kiesewetter ist vielen schon von anderen Veranstaltungen bekannt, die sie in der Vergangenheit mit ihren eigenen Pferden begleitet hat.

Allerdings wird sie zum Martinsumzug am Samstag mit Gerald Götters Schimmel die Prozession anführen. „Erst am Mittwochabend habe ich mich mit Jamil angefreundet“, erzählt die Reiterin, die selbst drei Pferde hat.

Zu diesem Zeitpunkt wurde auch das Kostüm anprobiert. „Ich werde das Gewand tragen, das auch Gerald Götter in den letzten Jahren trug“, sagt Kiesewetter.

Dazu gehört nicht nur die Bischofsmütze, sondern natürlich auch der wehende Umhang, um den es in der Legende geht. „Das Kostüm musste aber ein bisschen kleiner gebunden werden.“

Schimmel Jamil bekommt hingegen keinen aufwendigen Schmuck. „Der lange Umhang bedeckt ja sowieso fast alles“, erklärt Eileen Kiesewetter. Dass der Heilige Martin in Eisleben auf einem Schimmel reitet, ist übrigens Pflicht - so ist es häufig auch historisch überliefert.

Gottesdienst in der Petrikirche in Eisleben

Dabei kann auch nicht jedes Pferd den Martinsumzug anführen, sagt Kiesewetter. „Es muss auf jeden Fall ruhigbleiben“, erklärt sie. „Gerade mit den vielen Kindern, die alle ein bisschen aufgeregt sind und mit ihren Fackeln und Laternen nebenher und hinterher laufen.“

Außerdem dürfe sich das Pferd von den Laternen nicht erschrecken lassen. „Und ich bin auch ziemlich aufgeregt. Es ist doch eine andere Hausnummer, als bei den Stadtfesten zu reiten“, sagt Kiesewetter.

Am Sonnabend findet um 16 Uhr ein ökumenischer Familiengottesdienst in der Petrikirche statt. Anschließend gibt es den Laternenumzug zum Markt. (mz)