Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Von Roda nach Las Vegas
Roda/MZ. - "Die Akzeptanz von Tattoos steigt, mittlerweile lassen sich auch viele Ältere tätowieren", sagt Matthias Seebo. Der 44-Jährige, der in Roda, einem kleinen Dorf im äußersten nördlichen Zipfel der Stadt Arnstein wohnt, muss es wissen. Seit zehn Jahren betreibt er sein "Phönix Tattoo Studio" in Bernburg - mit großem Erfolg.
Seebo gehört zur Spitze der Tätowierer in Deutschland. Er ist weltweit auf beinah allen Tattoo-Messen, die im Fachjargon "Conventions" heißen, präsent. Der Rodaer war schon in Las Vegas, Moskau, Los Angeles. "Die größte Auszeichnung war die Einladung nach Long Beach", so Seebo. Diese Messe findet jährlich auf dem ausrangierten Passagierschiff Queen Mary I statt, das dort als Hotel im Hafen liegt. Zu solchen "Conventions" kommen für ein Wochenende bis zu 700 Tätowierer zusammen. Dabei werden auch Auszeichnungen für besonders gute Arbeiten vergeben. Seebo hat schon einige davon mit nach Hause nehmen können. Prominente lassen sich ebenfalls von ihm "stechen". "Bei mir waren schon Fußballer von Eintracht Frankfurt", berichtet Seebo.
Mit dem Tätowieren begonnen hat der gebürtige Göttinger, der 1989 direkt nach der Wende ins Mansfelder Land gekommen ist, mit 14 Jahren. Lange Jahre hat er das nur nebenbei gemacht und hauptberuflich Warenhausdetektive ausgebildet und später Computer in Bernburg verkauft. "Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich mehr tätowiere als mich mit PCs zu beschäftigen", erzählt Seebo. Also eröffnete er im Mai 2002 sein Tattoo-Studio in Bernburg.
Eine Ausbildung zum Tätowierer im klassischen Sinne gibt es nicht. Seebo selbst hat es per Selbststudium gelernt. "Ganz wichtig ist der Austausch mit anderen Tätowierern. Denn nur so lernt man neue Techniken", meint der 44-Jährige. Mittlerweile hat er sich auf Schwarz-Weiß-Porträts spezialisiert. "Vielen wollen ihre Idole gerne auf ihrem Körper verewigen, aber auch Oma oder Opa sind beliebt", erzählt der Tätowierer. Die Technik ist so weit, dass die Bilder detailgetreu und beinah lebensecht aussehen.
Vielen sei aber auch heute noch wichtig, dass der Körperschmuck nicht auf den ersten Blick zu sehen ist. "T-Shirt-Grenze höre ich oft", meint Seebo und gibt zu: "Im ländlichen Bereich sind Tattoos doch noch anrüchig." Hier herrscht immer noch das Knast- und Rockerimage vor. Das bekommt er auch bei seinem nächsten großen Projekt zu spüren. Der 44-Jährige plant in seinem Heimatort Roda ein großes Tattoozentrum zu eröffnen. Dort will er dann Urlaube anbieten. "Die Leute sollen übernachten können, sich tätowieren lassen und sich austauschen", so Seebo. Eine solche Einrichtung wäre in Deutschland einzigartig. Allerdings wird es noch fünf Jahre bis zur Eröffnung dauern, da er alles selbst finanzieren muss. "Banken scheuen immer noch vor sowas zurück", ärgert sich der 44-Jährige.
Warum aber gerade Roda? Der Ort sei für einen Tätowierer egal. "Wenn die Leute deine Arbeit mögen und du richtig gut bist, dann kommen die überall hin", prophezeit der Rodaer. Er selbst will nicht mehr aus dem Mansfelder Land weg. "Ich bin hier heimisch geworden", so Seebo, der besonders die Mansfelder Art mag.
Sorgen macht er sich um seine Gesundheit. "Die ständig gebückte Haltung ist Raubbau am eigenen Körper", sagt der 44-Jährige.